BASF-Chef:"Der gestrige Tag markiert das Ende des Friedens in Europa"

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Was passiert, wenn sich China Taiwan einverleibt? Der BASF-Chef Martin Brudermüller schließt das "Horrorszenario" nicht aus. (Foto: Uwe Anspach/AFP)

BASF-Chef Brudermüller ist in "großer Sorge", zudem belasten die Energiepreise das Geschäft. Das Unternehmen pocht auf den Börsengang des Öl- und Gaskonzerns Wintershall Dea.

Von Elisabeth Dostert

War da was? Zumindest in der Mitteilung des Chemiekonzerns BASF am Freitag kommen die Wörter Ukraine, Russland und Krieg nicht vor. Auch nicht in der Prognose für das Geschäftsjahr 2022, in das der Konzern "sehr stark" gestartet sei. Für das 2022 erwartet er einen Umsatz zwischen 74 und 77 Milliarden Euro und ein operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen zwischen 6,6 und 7,2 Milliarden Euro. Berücksichtigt seien Unsicherheiten aus den anhaltenden Unterbrechungen der Lieferkette, dem weiteren Verlauf der Corona-Pandemie und die Entwicklung der Energiepreise.

In einer Videoschalte äußerte sich Vorstandschef Martin Brudermüller dann doch zum Krieg: "Der gestrige Tag markiert das Ende des Friedens in Europa." Man sehe die weitere Entwicklung mit "großer Sorge". Es sei aber "vermessen", schon irgendwelche Auswirkungen abzuschätzen. Die Märkte seien nicht so groß, dass sie insgesamt einen "größeren Einfluss auf uns haben können". Der Anteil Russlands am Konzernumsatz liege bei einem Prozent, der der Ukraine bei 0,2 Prozent. Die Energiepreise werden aber wohl mittelfristig "eher höher" bleiben, was den Konsum und das Wirtschaftswachstum dämmen könnte, sagte Brudermüller.

Die Energiepreise lasteten schon 2021 auf dem Geschäft. Die Mehrkosten der steigenden Erdgaspreise bezifferte Finanzchef Hans-Ulrich Engel auf rund 1,5 Milliarden Euro, davon entfielen allein 0,8 Milliarden Euro auf das vierte Quartal. Was die US-Sanktionen und die Aussetzung der Zertifizierung der Gaspipeline Nord Stream 2 in Deutschland bedeute, werde sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. Es sei zu früh, um zu beurteilen, ob das schon das endgültige Aus für die Pipeline bedeute, sagte Engel.

Die Beteiligung Wintershall Dea, die operativ derzeit nirgends von den Sanktionen betroffen sei, ist an der Finanzierung der Pipeline beteiligt. BASF hält 72,7 Prozent an dem Öl- und Gaskonzern mit einem Buchwert von 9,5 Milliarden Euro. Die übrigen Anteile hält Letter One, ein Investitionsvehikel des russischen Milliardärs Michail Fridman. Der Börsengang wurde mehrfach verschoben, so im Juni 2021 auf "nach 2021". Über den geeigneten Termin sind sich die Aktionäre nun wohl uneins, Letter One drängt es nicht. "Strategisch halte BASF an einem Börsengang von Wintershall Dea fest", erläuterte Engel. Er schließt den Rechtsweg nicht aus. Im Jahr 2023 habe BASF das Recht, einen Börsengang einseitig zu verfolgen.

Drei Mal hatte BASF die Prognose für 2021 angehoben, zuletzt im Oktober auf 76 bis 78 Milliarden Euro Umsatz und 7,5 bis acht Milliarden Euro operatives Ergebnis (Ebit) ohne Sondereinflüsse. Am Ende lag der Umsatz bei 78,6 Milliarden Euro, rund ein Drittel über dem Jahr 2020 und das Ergebnis bei 7,8 Milliarden Euro, fast 120 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Dividende soll um zehn Cent auf 3,40 Euro je Aktie steigen.

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