Banken:Hoffen auf die Spac-Börsengänge

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Die Investmentbanken profitieren vom Boom mit Blankoscheck-Firmen. Auch die Deutsche Bank mischt mit.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Investmentbanking ist nicht gleich Investmentbanking: Es gibt auf der einen Seite die Händler, welche Wertpapiere an- und verkaufen, und es gibt Berater, die Unternehmen bei Börsengängen oder Übernahmen helfen. Die Einnahmen aus dem Beratungsgeschäft gelten in der Regel als sicherer als die Handelserträge. Sie schwanken weniger stark; vor allem aber müssen die Banken für diese Geschäfte kaum oder kein Eigenkapital vorhalten. Kein Wunder, dass sich die großen Investmentbanken weltweit gerade über den Boom bei so genannten Spac-Börsengängen freuen. Dahinter verbergen sich Special Purpose Acquisition Companies oder auf Deutsch "Blankoscheck-Gesellschaften".

Diese Beteiligungsgesellschaften sammeln derzeit bei Investoren viele Milliarden Euro ein, obwohl sie zunächst gar kein eigenes Geschäft haben, dafür aber ein Listing an der Börse: Im Gegenzug versprechen sie, in maximal zwei Jahren eine echte Firma zu kaufen, die unter den Mantel der Börsenhülle schlüpft und an deren Erfolg oder Misserfolg die Anleger dann teilhaben. In den USA erlebten Spacs 2020 einen ungeahnten Boom: Insgesamt gingen vergangenes Jahr 248 solcher Vehikel an die US-Börsen, sammelten die Rekordsumme von 83 Milliarden Dollar ein, was die Hälfte dessen war, was Unternehmen in den USA über normale Börsengänge einwarben. Allein in den ersten Wochen des Jahres kamen mehr als 140 amerikanische Spacs und zuletzt auch einige europäische Spacs hinzu, die mehr als 44 Milliarden Dollar Anlegergeld gewinnen konnten. Die Börsenhüllen ziehen vor allem frühere Manager an, die noch einmal unternehmerisch tätig sein wollen. Im Blick haben sie vor allem Wachstumsunternehmen kurz vor der Börsenreife.

Laut der Investmentbank Barclays könnten allein jene Spac-Börsengänge, die bereits 2020 und 2021 abgeschlossen wurden, den Investmentbanken in den Jahren 2021 bis 2023 zusätzliche Erträge von vier bis sechs Milliarden Euro einbringen. Das entspricht ungefähr fünf Prozent der gesamten Erträge im Investmentbanking.

Die Deutsche Bank profitiert vom Spac-Boom

Der Trend hat auch der Deutschen Bank ein Comeback bei der Beratung von Börsengängen beschert. Das Geldhaus kletterte in den vergangenen Quartalen in der Rangfolge nach oben und schafft es nun auf Platz zehn der größten Berater bei Börsengängen, obwohl es sich 2019 aus dem Aktienhandel zurückgezogen hatte. Bei reinen Spac-Börsengängen schaffte es die Deutsche Bank sogar, mehr Transaktionen zu begleiten als die Wall-Street-Häuser Bank of America oder JPMorgan. So haben die Frankfurter etwa den Spac-Börsengang des Finanzinvestors Klaus Hommels begleitet, der dieses Jahr als erstes Spac an die Frankfurter Börse ging. In den USA war die Deutsche Bank beim Listing des Spacs ihres früheren Vizevorstandschefs Garth Ritchie dabei. Für das zusammengestutzte Aktiengeschäft der Deutschen Bank scheinen Spacs passend: zur Vermarktung sind keine großen Werbetouren oder Analystenstudien nötig.

Laut Bloomberg-Daten ist die Deutsche Bank unter den wichtigsten Spac-Beratern der Welt inzwischen die Nummer fünf. Sollte das Spac-Geschäft abnehmen, könnte es für die Deutsche Bank in der Rangliste der wichtigsten Beraterbanken für Börsengänge aber schnell wieder abwärts gehen. Ohne Spacs rutschte die Deutsche Bank in der Rangliste sechs Plätze ab. Wie viel das Geldhaus mit dem Geschäft verdienen könnte, dazu gibt es noch keine Angaben. Die Analysten von Barclays schätzen, dass die Deutsche Bank 2022 zusätzlich rund 150 bis 300 Millionen Euro einnehmen könnte. Nicht die Welt für so eine große Bank, aber immerhin.

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