Banken:Schub für Paydirekt

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Das Online-Bezahlsystem der deutschen Banken kommt bislang nicht in Schwung. Die Sparkassen wollen das Projekt jetzt retten - knüpfen ihre Hilfe aber an Bedingungen.

Von Heinz-Roger Dohms und Meike Schreiber, Frankfurt

Als es bei den deutschen Banken vor zwei Jahren darum ging, ein eigenes Online-Bezahlsystem ins Leben zu rufen, um dem US-Giganten Paypal endlich etwas entgegenzusetzen, da waren die Sparkassen zunächst zögerlich. Erst mit einigen Monaten Verspätung schlossen sie sich der Initiative von Privatbanken und Genossenschaftsinstituten an. Nun aber preschen die Institute voran. Damit Paydirekt, das bisher eher schleppend läuft, doch noch ein Erfolg wird, wollen die Sparkassen den Bezahldienst nach SZ-Informationen mit erheblichen finanziellen Mitteln ausstatten. Geplant ist ein Zuschuss in Höhe von 300 Millionen Euro, wovon die Sparkassen-Finanzgruppe ein Drittel selber übernehmen würde. Zur Einordnung: Bislang sind nach Schätzungen von Insidern insgesamt erst gut 100 Millionen Euro in Paydirekt geflossen. Das Projekt soll also auf einen Schlag in eine völlig neue Dimension vorstoßen - in die Paypal-Dimension, wenn man so will. Womit dann allerdings auch die Fallhöhe steigt. Denn scheitert Paydirekt trotzdem, drohen den Banken entsprechende Abschreibungen.

Ohne frisches Kapital wird der Paypal-Wettbewerber wohl kaum ein Erfolg

Klar ist: Die Aufholjagd ist schwierig. Während die Amerikaner hierzulande mehr als 19 Millionen Kunden haben, ist der deutsche Paypal-Klon gerade mal bei 1,5 Millionen angelangt. Und schlimmer noch: Viele große Online-Händler haben den heimischen Anbieter noch immer nicht in ihre Online-Shops integriert. Das heißt, dass auch die registrierten Kunden in den meisten Fällen gar nicht mit Paydirekt bezahlen können. Der deutschen Bankenbranche droht bei einem ihrer Prestigeprojekte ein veritables Debakel.

Andererseits: Was ist die Alternative? Ein "Weiter so" kann es nach Meinung vieler Verantwortlicher nicht geben - denn ohne einen markanten finanziellen Schub dürfte Paydirekt auf Jahre hinaus keine kritische Größe erreichen. Gerne wird dann darauf verwiesen, dass Paypal weltweit fast eine Milliarde Dollar allein fürs Marketing ausgibt. "Wenn wir mit Paydirekt zu einem Schwergewicht wie Paypal aufschließen wollen, müssen wir richtig Geld in die Hand nehmen. Mit ein paar Millionen ist es da nicht getan", sagt ein Manager aus dem Sparkassen-Lager.

Für kurzzeitige Hoffnung sorgte Ende Juli immerhin die Meldung, dass Paydirekt als Bezahllösung in den Online-Shop des Hamburger Versandhandelsriesen Otto eingebunden wurde. Die Sache hatte allerdings zwei Haken. Erstens: Paydirekt musste hierfür eine Mitgift von rund zehn Millionen Euro leisten. Und zweitens: Die erhoffte Initialzündung blieb aus. Wer im Bankenlager geglaubt hatte, dass nach Otto nun auch andere prominente Händler auf Paydirekt setzen würden, wird bislang enttäuscht. Der einzige namhafte Partner, den der Zahlungsdienstleister seitdem offiziell gewann, ist die Kinokette Cineplex. Fast schon verzweifelt wirkte vor diesem Hintergrund ein weiterer Vorstoß. So forderten die Verantwortlichen jüngst unzählige Sparkassen dazu auf, ihre Kunden einfach mal bei Paydirekt anzumelden. Die von Datenschützern kritisch beäugte Initiative lief unter dem Schlagwort "Breitenregistrierung".

Entsprechend skeptisch dürften viele örtliche Sparkassen sein, wenn sie sich nun auch noch an dem 100-Millionen-Euro-Zuschuss für Paydirekt beteiligen sollen. Um der Basis trotzdem die Zustimmung abzuringen, wollen die Sparkassen-Oberen die geplante Finanzierung an zwei Bedingungen knüpfen: Das Geld fließt nur dann, wenn die Privatbanken und die genossenschaftlichen Institute ebenfalls jeweils 100 Millionen Euro beisteuern. Und: Der als fleißig, aber uninspiriert geltende Paydirekt-Chef Niklas Bartelt soll ersetzt werden. Dem Vernehmen nach wurde schon vor Monaten bei diversen Bezahlexperten im Lande vorgefühlt, ob sie sich vorstellen könnten, an die Spitze von Paydirekt zu rücken. Einer, der Insidern zufolge gefragt wurde, war ausgerechnet der ehemalige Paypal-Deutschland-Chef Arnulf Keese. Der allerdings heuerte lieber bei einem Venture-Capital-Investor an.

© SZ vom 26.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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