Banken:Herber Dämpfer für JPMorgan: Wells Fargo verdient mehr

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New York (dpa) - Die beiden großen Gewinner der Finanzkrise unter den US-Großbanken haben am Freitag höchst unterschiedliche Zahlen vorgelegt.

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New York (dpa) - Die beiden großen Gewinner der Finanzkrise unter den US-Großbanken haben am Freitag höchst unterschiedliche Zahlen vorgelegt.

Während Wells Fargo seine Erfolgsserie fortsetzte und auch für das dritte Quartal einen Rekordgewinn meldete, gab es für Branchenprimus JPMorgan einen heftigen Rückschlag.

Das Institut, das selbst in der Finanzkrise immer schwarze Zahlen vorgelegt hatte, rutschte in die roten Zahlen. Grund war vor allem eine 9,2 Milliarden US-Dollar schwere Rückstellung wegen zahlreicher fragwürdiger Geschäfte in der Vergangenheit.

Unter dem Strich stand bei JPMorgan nun ein Fehlbetrag von 380 Millionen Dollar, wie das Institut am Freitag mitteilte. Vor einem Jahr hatte es noch 5,7 Milliarden Dollar verdient. Die Rückstellungen allein belasteten den Nettogewinn mit 7,2 Milliarden Dollar. Damit liegen nun 23 Milliarden Dollar für mögliche Strafen und Schadensersatzansprüche bereit. „Angesichts steigender Forderungen und Strafen von Behörden hielten wir es für klug, unsere Rücklagen jetzt deutlich zu erhöhen“, sagte Vorstandschef Jamie Dimon.

Dagegen lief es im operativen Geschäft überraschend gut. Die Unsicherheit über den künftigen Kurs der US-Notenbank konnte JPMorgan gut kompensieren. Bereinigt um Sondereffekte wie die Rechtskosten und die Auflösung von Risikovorsorgen im Privatkundengeschäft verdiente die Bank 5,8 Milliarden Dollar. Das lag auch an einem robusten Investmentbanking. Zudem bedienten Kunden ihre Kredite angesichts der Wirtschaftserholung in den USA wieder zuverlässiger.

Davon profitierte auch Wells Fargo. Der Überschuss stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent auf 5,58 Milliarden Dollar. Der größte Finanzierer von Privathäusern in den USA eilte zuletzt von Rekord zu Rekord. Das lag auch am billigen Geld der US-Notenbank, das die Nachfrage nach Hauskrediten antrieb.

Bei JPMorgan bleiben allerdings die Altlasten das größte Problem. Zuletzt war die Rede davon, dass JPMorgan mit den Aufsichtsbehörden allein wegen fragwürdiger Hypothekengeschäfte vor der Finanzkrise über einen 11 Milliarden Dollar schweren Vergleich verhandele. „Wir suchen weiter eine faire und vernünftige Einigung“, sagte Dimon nun.

US-Behörden hatten in den vergangenen Monaten den Druck auf das Institut wegen dessen zweifelhafter Geschäfte aus der Vergangenheit massiv erhöht. Viele Experten glauben, dass die Aufarbeitung der Altlasten erst jetzt richtig losgeht, nachdem sich der US-Bankensektor von der Folgen der Finanzkrise weitgehend erholt hat.

Für Dimon ist es der erste Verlust seit seinem Amtsantritt 2006. Der „König der Wall Street“ hatte JPMorgan in den vergangenen drei Jahren von einem Rekordgewinn zum nächsten geführt. Doch seit dem Bekanntwerden des 6,2 Milliarden Dollar schweren Spekulationsdebakel einer Londoner Abteilung im vergangenen Jahr steht er unter Beschuss.

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