Banken:"Die Spekulationen sind verständlich"

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Commerzbank-Chef Martin Zielke kann die Gerüchte über eine Fusion mit der Deutschen Bank verstehen.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Glaubt man Martin Zielke, können Banken in Deutschland angesichts des schwierigen Umfelds "derzeit keine international wettbewerbsfähigen Renditen" erzielen. Die "aktuellen Spekulationen" seien daher verständlich sagte der Commerzbank-Chef auf der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag. Mit den Spekulationen meinte Zielke die jüngsten Gerüchte um einen Zusammenschluss von Commerzbank und Deutscher Bank. Das Thema war also angesprochen. Ob er eine solche Fusion eher befürworten oder ablehnen würde, dazu sagte Zielke aber nichts.

Mit dem Verweis auf das "schwierige Umfeld" wollte der Bankchef aber vielleicht nur davon ablenken, dass dem Institut die Wende noch nicht gelingt. Als er im Mai 2016 die Führung übernahm, sprach er noch von einer "Neuerfindung"; nach Jahren der Dauerkrise sollte aus dem Kreditinstitut ein "digitales Technologieunternehmen" werden, das spätestens 2020 ausreichend profitabel sein würde - nicht nur um die Aktionäre zu erfreuen, sondern auch um für konjunkturell schlechtere Zeiten gerüstet zu sein. Zielke strich nicht nur 9600 Stellen, sondern ordnete auch das Privat- und Firmenkundengeschäft neu und verordnete der Bank Wachstumsziele.

Zur Halbzeit der neuen Strategie zeigt sich jedoch, wie schwer es dem Geldhaus fällt, ausreichend hohe Erträge und Gewinne zu erwirtschaften: Einen Teil der für 2020 ausgegebenen Ziele hat die Commerzbank jetzt endgültig aufgegeben - obwohl das vermeintlich schwierige Marktumfeld aus Negativzinsen und Preisdruck im Kreditgeschäft eigentlich nichts neues ist. Für 2020 peilt Zielke nur noch eine Rendite von fünf und sechs Prozent an (derzeit sind es 3,4 Prozent). Vorgenommen hatte er sich mindestens sechs Prozent. Bei den Einnahmen kalkuliert Zielke nur mit 9,2 Milliarden Euro für 2020, ursprünglich hatte er 9,8 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Vor allem im Firmenkundengeschäft, der früheren Vorzeigesparte, läuft es schleppend. Die Ziele für Kosten und Kundenwachstum sind aber weiterhin gültig.

Immerhin gelang es der Bank, die ohnehin niedrigen Erwartungen der Analysten für 2018 zu erfüllen. Der Nettogewinn stieg von 128 Millionen Euro im Vorjahr auf 865 Millionen Euro - das ist mehr als doppelt so viel wie die Deutschen Bank verdient hat. Im Vorjahr war der Gewinn wegen des Stellenabbaus sehr niedrig ausgefallen. Die Aktionäre erhalten eine Dividende von 20 Cent je Aktie - es ist die zweite Ausschüttung seit der Rettung der Bank durch den Staat in der Finanzkrise, der noch immer 15,6 Prozent an der Bank hält. Am Donnerstag stieg die Aktie, die seit kurzem nur noch im MDax notiert ist, um knapp 1,3 Prozent an und notierte bei 6,35 Euro. In den vergangenen zwölf Monaten hat sich der Kurs fast halbiert.

© SZ vom 15.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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