Bahn:Verkehrsminister: Einführung von 49-Euro-Ticket zum 1. Mai

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Olaf Lies (SPD), Minister für Wirtschaft und Verkehr in Niedersachsen. (Foto: Moritz Frankenberg/dpa/Archivbild)

Lange hat es gedauert, bis sich Bund und Länder über die Finanzierung eines Nachfolgers für das 9-Euro-Ticket einigten. Jetzt steht die konkrete Umsetzung an. Was ist dabei in Niedersachsen wichtig?

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Hannover (dpa/lni) - Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies rechnet mit einer Einführung des bundesweiten 49-Euro-Tickets zum 1. Mai. Das sogenannte Deutschlandticket sei ein wesentlicher Baustein der Mobilitätswende und werde den Tarifdschungel lichten, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch. Der Nahverkehr müsse durch eine engere Taktung sowie neue Fahrzeuge und Haltestellen attraktiver gemacht werden.

Das Ticket soll laut Lies weitgehend digital verkauft werden. Über eine Ausgabe auf Papier diskutierten derzeit Bund und Länder, hieß es vom Ministerium. Die bundesweit gültige Fahrkarte soll 49 Euro im Monat kosten und Nachfolger des 9-Euro-Tickets aus dem vergangenen Sommer sein. Dieses wurde zwischen Juni und August bundesweit rund 52 Millionen Mal verkauft.

Kommunen forderten verlässliche Bedingungen. „Dazu gehört eine leistungsgerechte Einnahmenverteilung unter den Verkehrsträgern und ein entsprechender Verlustausgleich für die kommunalen Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen“, sagte Hubert Meyer, Hauptgeschäftsführer des niedersächsischen Landkreistages.

Der Minister versicherte, wer bereits ein Abonnement bei einem Verkehrsbetrieb hat, brauche vor Start des bundesweiten Tickets nichts zu unternehmen. Die Betriebe würden sich rechtzeitig bei den Kunden melden. Einen genauen Verkaufsstart gibt es laut Ministerium noch nicht.

Der Fahrgastverband Pro Bahn dringt auf eine zügige Einführung des Tickets. „Wir wollen, dass es endlich kommt“, sagte Malte Diehl, Landesvorsitzender von Pro Bahn für Niedersachsen und Bremen, der Deutschen Presse-Agentur. Wichtig sei, dass das Ticket auch ohne Abonnement und am Automaten erhältlich sei. „Unnötige Bürokratie schreckt die Menschen ab“, betonte Diehl.

Die Finanzierung des 49-Euro-Tickets dürfe nicht zu Lasten des bestehenden Betriebes gehen und dürfe auch nicht den Ausbau des Bus- und Schienennetzes gefährden, betonte der Pro-Bahn-Landeschef. Es sei schwer zu sagen, für wie viele Menschen das günstige Ticket ein Anreiz sein könnte, vom Auto auf Bus und Bahn umzusteigen. „Für viele Pendler wird es deutlich günstiger“, sagte Diehl.

So koste etwa ein Monatsticket für die Strecke zwischen Oldenburg und Bremen derzeit deutlich über 100 Euro im Monat. „Ich kann mir vorstellen, dass wir eine Steigerung der Fahrgastzahlen von 15 bis 20 Prozent erleben werden“, meinte Diehl. Das 49-Euro-Ticket könne auch attraktiv für Pendler sein, die im Homeoffice arbeiteten und nur zwei oder drei Mal pro Woche ins Büro fahren müssten.

Laut Hochrechnungen der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) nutzten im Jahr 2019 - also vor der Pandemie - rund 330.000 Fahrgäste pro Tag den Schienennahverkehr zwischen Harz und Nordsee. Davon waren geschätzt 20 Prozent Berufspendler und 25 Prozent Schülerinnen und Schüler, Studierende sowie Azubis.

Für das landesweite Ticket für Schüler, Azubis sowie Freiwilligendienstleistende gibt es laut Lies unterdessen noch keinen Startzeitpunkt, der Minister rechnet nicht mit Beginn in diesem Jahr. Das Ticket für monatlich 29 Euro ist im Koalitionsvertrag von SPD und Grüne enthalten. Im Laufe der Legislaturperiode bis 2027 soll es umgesetzt sein.

Lies teilte am Mittwoch ebenfalls mit, dass das Land in diesem Jahr rund 79 Millionen Euro für ein Nahverkehrsförderprogramm zur Verfügung stellt. Damit sollen beispielsweise Gleise erneuert oder Bushaltestellen modernisiert werden. Laut Landesnahverkehrsgesellschaft war diese Summe in vergangenen Jahren höher. Kommunen seien bei Anträgen zurückhaltender wegen der Corona-Pandemie oder der hohen Inflation - kein Antrag sei für dieses Jahr abgelehnt worden.

Mit Blick auf die Frage, ob es im Flächenland Niedersachsen weitere Entlastungen für Autofahrer geben sollte, sagte Lies, er sehe dafür keinen Handlungsbedarf. Im Sommer hatte es mehrere Monate den sogenannten Tankrabatt gegeben.

© dpa-infocom, dpa:230118-99-265474/3

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