Versicherungen:Wie Autofahrer jetzt noch Geld sparen können

Lesezeit: 3 Min.

Ab und zu muss auch mal die Windschutzscheibe ausgetauscht werden. Wer unfallfrei gefahren ist, kann bei der Autoversicherung mit einem günstigeren Tarif rechnen. (Foto: imago)

Wer seine Kfz-Versicherung nicht genau überprüft, verliert in vielen Fällen Geld. Noch bis zum 30. November können Autofahrer wechseln. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Von Herbert Fromme, Köln

Die Millionenschlacht ist in vollem Gange: Wie in jedem Oktober und November geben Versicherer und Vergleichsportale hohe Summen aus, um Autofahrerinnen und -fahrer zum Wechsel des Versicherers zu bewegen. Plakatwerbungen im großen Stil, teure Online-Anzeigen bei Google und nervende Fernsehspots. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Wechselfieber.

Warum sollte ich meine Kfz-Police überprüfen?

Wer nicht mindestens alle zwei Jahre seinen Vertrag prüft, zahlt drauf. Das gilt erst recht, wenn er schon länger bei einer Gesellschaft ist. Denn die Versicherer belohnen Treue nicht, sondern bestrafen sie. Viele bieten sehr günstige Preise für neue Kunden an. Damit sich das für sie rechnet, erhöhen sie die Tarife für bestehende Fahrer regelmäßig.

Bis wann kann ich wechseln?

Bei den meisten Gesellschaften bis zum 30. November. Bei Preiserhöhungen haben Kundin oder Kunde auf jeden Fall ein Sonderkündigungsrecht von 30 Tagen. Achtung: Erst dann kündigen, wenn der neue Vertrag bestätigt wurde.

Aber ich sehe auf meiner Beitragsrechnung eine Preisreduzierung. Ist also alles in Ordnung?

Nicht unbedingt. Wer unfallfrei unterwegs war, kann in der Regel für das kommende Jahr mit einer besseren Schadenfreiheitsklasse (SF-Klasse) rechnen. Wenn andere Tarifmerkmale unverändert sind, führt das zu einer Beitragssenkung. "Versicherer können Preiserhöhungen verstecken, indem der Beitrag nicht so stark sinkt, wie er eigentlich müsste", erläutert Rainer Klipp vom Vergleichsportal Check 24.

Klipp rechnet vor: In einem Beispielfall betrug der Beitrag mit SF-Klasse 12 bislang 458 Euro im Jahr. "Der Versicherer verlangt für das kommende Jahr 446 Euro, also rund drei Prozent weniger", sagt er. "Doch der Beitrag hätte auf 413 Euro sinken müssen." Klipp: "In Wirklichkeit hat der Versicherer in diesem Fall den Preis um acht Prozent erhöht."

Wie finde ich heraus, ob ich noch richtig versichert bin?

Beliebt ist die Abfrage bei einem Vergleichsportal. Manche vergleichen nur Preise, dazu gehört nafi.de. Bei anderen können Kunden auch direkt abschließen. Diese Portale sind Versicherungsmakler und kassieren vom Versicherer eine Provision für den Abschluss. Zu ihnen gehören Check 24, Verivox, Tarifcheck, Toptarif oder Financescout 24.

Wichtig ist: Die meisten Portale bieten nur eine Auswahl, keinen vollständigen Marktüberblick. So ist der größte Autoversicherer HUK-Coburg bei keinem Portal gelistet.

Gibt es Alternativen zu den Portalen?

Eine Kombination bringt oft gute Ergebnisse: Wer Preise und Bedingungen auf einem Portal und danach direkt auf der Website eines Versicherers wie HUK-Coburg, HUK 24 oder Allianz Direct vergleicht, hat einen guten Überblick. Peter Grieble von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat einen Vorschlag: "Wer eigentlich seinen Versicherer nicht wechseln will, sollte sich beim bestehenden Versicherer melden und fragen, ob er einen günstigeren Tarif hat." Damit lässt sich oft viel Geld sparen, weiß Grieble. "Der Versicherer ist verpflichtet, in solchen Fällen bedarfsgerecht zu beraten."

Welchen Fehler kann ich bei der Portalabfrage machen?

"Nur auf den Preis zu achten", sagt Grieble. "Wer den Anbieter wechseln will, muss sich auch darüber im Klaren sein, wie gut sein Vertrag eigentlich ist." Ein Blick in die Bedingungen ist deshalb essenziell. Möglicherweise funktioniert der Vertrag mit Werkstattbindung nicht bei einem Leasing-Fahrzeug, das nur in den Vertragswerkstätten des Herstellers repariert werden darf, sagt Grieble. Wichtig: Der Versicherer sollte auch bei grober Fahrlässigkeit zahlen, zum Beispiel einen Schaden am eigenen Fahrzeug nach Überfahren einer roten Ampel.

Der Vertrag sollte Kollisionen mit allen Tieren abdecken, nicht nur mit sogenanntem Haarwild. Bei vielen Policen sind die äußerst seltenen Zusammenstöße mit Seehunden oder Schneehasen abgedeckt (Haarwild), nicht aber die mit einem großen Hund. "Wenn der Marderbiss versichert ist, sollte sich der Kunde fragen, ob auch Folgeschäden abgesichert sind", empfiehlt Grieble. Das heißt: Es geht nicht nur um den Ersatz der durchgebissenen Leitungen und Kabel, sondern auch um einen möglichen Motorschaden, den der zerstörungswütige Nager angerichtet hat.

Worauf müssen junge Fahrer achten?

Anfänger zahlen in der Regel sehr viel höhere Preise. Da kommen auch für einen Kleinwagen schnell mehr als 1000 Euro zusammen. Wer sein Auto als Zweitwagen von Vater oder Mutter anmeldet, kann viel Geld sparen. Dabei sammelt der Nachwuchs bei unfallfreiem Fahren Schadenfreiheitspunkte und kann sie später auf einen eigenen Vertrag übertragen. Wenn Großmutter oder Großvater noch Schadenfreiheitsrabatte haben, können sie den Wagen versichern und zum Beispiel die Enkeltochter als Fahrerin eintragen lassen. Schließlich kann sich ein Telematik-Tarif lohnen. Dabei messen die Versicherer die Fahrweise und gewähren vorsichtigen Fahrern Rabatte. Rund 20 Prozent sind drin.

Ich fahre ein Elektroauto. Was ist wichtig?

Wer für sein Elektrofahrzeug eine Teil- oder Vollkasko-Police abschließt, sollte sicherstellen, dass Schäden am Akku mitversichert sind. Bei Billigtarifen ist das oft nicht der Fall. Bei E-Fahrzeugen lohnt sich der Vergleich jetzt besonders: Manche Versicherer passen gerade ihre Tarife nach oben an. Andere setzen auf die Werbewirksamkeit von günstigen Angeboten für E-Autos und bieten spezielle Rabatte.

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