Autoindustrie:VW streicht Jobs im Vertrieb

Lesezeit: 2 min

Das Ende des Glaspalasts: Der VW-Konzern setzt in Zukunft lieber auf Autoverkauf über das Internet als auf klassische Händler.

Von Angelika Slavik, Hamburg

Neue Mobilität bringt auch neue Vertriebswege, so stellt man sich das zumindest bei Volkswagen vor. Das klassische Autohaus wird nach den Vorstellungen des Konzerns in Zukunft deutlich an Bedeutung verlieren - und das hat Folgen für die Zahl der Arbeitsplätze im Vertrieb.

Etwa ein Fünftel der Vertriebsstellen in Deutschland soll abgebaut werden, teilte das Unternehmen mit. Bis Ende 2023 solle die Zahl der Regionalstandorte von derzeit sieben auf vier verringert werden. "Die Zusammenarbeit mit dem Handel verändert sich", sagte VW-Vertriebsleiter Holger Santel. Künftig würden Online- und Direktvertrieb eine größere Bedeutung bekommen. Heißt konkret: Kunden sollen ihre Autos in Zukunft über das Internet konfigurieren und direkt bei Volkswagen bestellen können. Was "20 Prozent" in absoluten Zahlen bedeutet, wie viele Stellen also konkret von den Plänen betroffen sind, wollte der Konzern auch auf Nachfrage nicht sagen. Man werde die Jobs aber sozialverträglich abbauen, hieß es - also durch Frühverrentung und Altersteilzeit. Kündigungen seien nicht geplant.

Nach Angaben von Volkswagen sind die Stellenstreichungen keine zusätzliche Maßnahme, sondern Teil der schon länger geplanten sogenannten "Roadmap Digitalisierung", durch die in den kommenden Jahren bis zu 4000 Jobs in der Verwaltung wegfallen sollen. Im Gegenzug sollen 2000 neue Stellen im Bereich der Digitalisierung entstehen.

Die Kunden sollen im Internet bestellen und den Termin in der Werkstatt digital vereinbaren

Die Aufgaben der bislang sieben Verkaufs- und Service-Regionen der Volkswagen AG werden an den vier Standorten Wedemark (Nord), Köln (West), Ludwigsfelde (Ost) und München (Süd) konzentriert. Mit den Händlern hatte VW bereits Ende 2018 neue Verträge geschlossen, die auf das veränderte Vertriebskonzept eingehen. Demnach sollen die Autohäuser eine Anlaufstelle für die Kunden bleiben, auch wenn diese die Autos künftig online bestellen können und auch viele Services digital funktionieren sollen - etwa das Update der Software im Auto. Die Verträge für die neuen Elektroautos wie den ID.3, der von Sommer an ausgeliefert werden soll, sehen laut VW-Händlerverband vor, dass die Wagen online bestellt und vom Autohaus im Auftrag des Herstellers ausgeliefert werden. VW rechnet aber damit, dass auf absehbare Zeit viele Kunden auch die traditionelle Variante des Autokaufs bevorzugen und einen Händler vor Ort aufsuchen werden.

Das Konzept von Volkswagen sieht vor, Autobesitzern künftig eine digitale ID zuzuweisen, ähnlich wie die Apple-ID oder das Googlekonto von Smartphone-Usern. Autobesitzern soll es dann möglich sein, das Auto digital zu managen, also Werkstatttermine zu vereinbaren oder Updates aufzuspielen. Derzeit kämpft VW allerdings mit der Entwicklung der Software - mit Spannung wird beobachtet, ob der Auslieferungstermin für den ID.3 im Sommer eingehalten wird.

© SZ vom 03.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: