Autoindustrie:VW bandelt mit Ford an

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Die beiden Konzerne wollen bei Transportern und Pick-ups zusammenarbeiten - und eventuell auch bei der Entwicklung von E-Fahrzeugen.

Von Thomas Fromm, München

Zufall ist es natürlich nicht, wenn der Autokonzern aus Wolfsburg beschließt, ein bisschen amerikanischer zu werden. Zuerst hatte VW in Detroit angekündigt, Elektroautos in den USA zu bauen und dafür 700 Millionen Euro in sein Werk in Chattanooga zu investieren. Am Dienstag dann verkündeten die Deutschen - wieder bei der Automesse in Detroit - eine weitgehende Zusammenarbeit mit dem US-Autobauer Ford: Bei Transportern und mittelgroßen Pick-ups wollen die Konzerne in den kommenden Jahren zusammenarbeiten. Ziel: Mit vereinten Investitionen wollen sie Geld sparen und stärker gegenüber ihren Wettbewerbern werden. Vor allem VW erhofft sich dadurch eine stärkere Position auf dem US-Markt. Denn die USA, das ist auch jenes Land, in dem im September 2015 der Skandal um manipulierte Dieselmotoren aufflog. Und es ist das Land des Donald Trump: Der US-Präsident droht mit Importzöllen und meint auch "American cars first", wenn er "America first" sagt. In solchen Zeiten kann es nicht schaden, wenn man die Verbindungen pflegt und ausbaut.

"Jim und ich haben uns mehrmals persönlich getroffen", sagte VW-Chef Herbert Diess über den Ford-Boss Jim Hackett - bei den Treffen sei man sich handelseinig geworden. Man wolle Plattformen und Komponenten mit Ford teilen, so Diess. Und zwar mit dem Ziel, in dem geplanten Bereich "gemeinsam die Nummer Eins" zu werden. Was man nicht will: Eine Kapitalverflechtung beider Unternehmen, also den gegenseitigen Austausch von Aktien oder eine Teilfusion. Was man stattdessen will: Beide Konzerne prüfen nun, ob und wann sie bei autonomen Fahrzeugen, bei Mobilitätsdiensten und Elektrofahrzeugen zusammenarbeiten werden. Ein nicht ganz uninteressantes Ziel, denn Investitionen in die Technologie autonomer Autos und neue Elektrofahrzeuge verschlingen in den Forschungsabteilungen Milliarden.

Erste Reaktionen aus Washington gibt es schon, zumindest zu den Investitionen in Chattanooga im US-Bundesstaat Tennessee. US-Präsident Donald Trump lobte am Dienstag die Pläne über Twitter und nannte die Entscheidung von VW einen "großen Sieg". Ob dies aber ausreicht, um Trump im Handelsstreit zur Umkehr zu bewegen, wird man erst noch sehen. Der Präsident will Zölle auf Importwagen verhängen, da er meint, die USA würden von ihren Handelspartnern seit Jahren unfair behandelt.

© SZ vom 16.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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