Autoindustrie: BMW:Kein bisschen Krise

Lesezeit: 2 min

Die Börse jubelt, der Chef warnt: BMW legt glänzende Zahlen vor, doch Vorstand Reithofer mahnt, dass die Erholung sich als Strohfeuer erweisen könnte. Die Anleger sehen das anders.

Mit einem Rekordgewinn im zweiten Quartal hat auch der Autohersteller BMW die tiefe Branchenkrise abgehakt. Nach den Oberklasse-Konkurrenten Daimler und Audi legte der Münchner Konzern am Dienstag ebenfalls überzeugende Zahlen vor.

Die BMW-Aktie ist so teuer wie seit Ende 2007 nicht mehr. (Foto: dpa)

Zugute kommen BMW unter anderem die steigende Zahl wohlhabender Kunden in China sowie eine wieder anziehende Nachfrage nach Firmenwagen. Der Quartalsgewinn vor Steuern schnellte überraschend stark auf 1,3 Milliarden Euro nach oben. Vor Jahresfrist hatte der Konzern nur einen Bruchteil davon erwirtschaftet.

In die Euphorie, die mittlerweile bei den Autoherstellern wieder herrscht, wollte BMW-Chef Norbert Reithofer aber nicht einstimmen. "Wir können uns nicht zurücklehnen", betonte er. Im zweiten Halbjahr gebe es weiter konjunkturelle Risiken. BMW fürchtet, dass die Erholung ein Strohfeuer sein könnte.

Der Vorstandsvorsitzende blieb deshalb bei seiner vorsichtigen Prognose: "Wir streben im laufenden Geschäftsjahr ein Konzernergebnis an, das signifikant über dem Niveau des Vorjahres liegt." Das dürfte BMW schon deshalb nicht schwerfallen, weil der Gewinn vor Steuern mit 1,8 Milliarden Euro schon im ersten Halbjahr mehr als viermal so hoch war wie im Krisenjahr 2009 (413 Millionen Euro).

BMW-Aktie schnellt nach oben

Finanzchef Friedrich Eichiner warnte aber davor, die Halbjahreswerte aufs Gesamtjahr hochzurechnen. An der Börse schürte das für seine zurückhaltenden Geschäftsausblicke bekannte Unternehmen jedoch die Erwartungen. Die BMW-Aktien führten mit einem Plus von mehr als vier Prozent die Liste der größten Gewinner im Dax an.

Die Titel waren so teuer wie seit November 2007 nicht mehr. Die Prognose des BMW-Konzerns sei angesichts der exzellenten Zahlen höchst vorsichtig, stellte Analyst Tim Schuldt von Equinet fest. Die neuen Modelle, etwa die Businesslimousine 5er und der Mini-Geländewagen Countryman, verhießen Gutes für die Umsatzentwicklung im zweiten Halbjahr, ergänzte DZ-Bank-Experte Jasko Terzic.

Wie die Oberklasse-Konkurrenz profitierte auch BMW zuletzt vom unerwartet schnellen Aufschwung der internationalen Automärkte, nachdem in der Krise staatliche Kaufanreize vor allem Massenherstellern wie Fiat oder PSA Peugeot Citroen zugutekamen.

Wer sich jetzt ein teureres Auto leisten kann, investiert gern wieder in besonderes Design, zusätzlichen Komfort oder in ein Statussymbol. Vor allem in China, dem weltweit größten Automarkt, wächst der Wohlstand kräftig - und damit die Nachfrage nach großen Limousinen und teuren Innenausstattungen, die hohe Renditen abwerfen. Auch wenn China mittlerweile der drittgrößte Absatzmarkt für den BMW-Konzern sei, verlasse man sich nicht allein auf dieses Land, sagte Reithofer. Es könne sein, dass es dort ein oder zwei Jahre lang weniger Wachstum als zuletzt gebe.

Fallende Preise in China

Zudem sinken in China dem Finanzchef zufolge die Preise, liegen aber noch "deutlich über dem weltweiten Durchschnitt". Eichiner sagte, BMW werde seine Absatzschwerpunkte im zweiten Halbjahr in Richtung Europa und USA verschieben und vor allem dort neue Modelle einführen. "Das hat dämpfende Effekte auf das Ergebnis." Dauerkonkurrent Daimler hatte in der vergangenen Woche seine Prognose zum zweiten Mal in diesem Jahr erhöht.

Die Stuttgarter wollen 2010 allein in der Pkw-Sparte Mercedes-Benz Cars einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von vier Milliarden Euro einfahren. Die Ingolstädter VW-Tochter Audi hat wieder Rekorde im Visier und kündigte an, das bisherige Spitzenergebnis von 2008 zu übertreffen.

BMW will in der Kernsparte Automobile 2010 wie geplant eine operative Umsatzrendite von mehr als fünf Prozent erwirtschaften. Mit 6,6 Prozent im ersten Halbjahr blieben die Münchner ein weiteres Mal hinter Daimler (8,5 Prozent) und Audi (7,6 Prozent). Reithofer sagte: "Wir sind noch nicht am Ziel - weder für das Geschäftsjahr 2010 noch für die Folgejahre."

© sueddeutsche.de/Reuters/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: