Autoindustrie:Absatz mit X

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Ein Auto wie eine Festung: Der 2,4 Tonnen schwere SUV X7 von BMW verkauft sich gut. (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Der Münchner Konzern BMW präsentiert überraschend gute Zahlen, vor allem dank einer Fahrzeugklasse: den SUVs.

Von Jan Schmidbauer, München

Für die einen sind sie die schönste Form des Vorankommens, für andere ein Feindbild auf vier Rädern. Für die Autokonzerne wiederum sind die SUV genannten Stadtgeländewagen vor allem eines: ein Riesengeschäft - allen Diskussionen um den Klimawandel und überfüllte Städte zum Trotz.

Wie sehr gerade die deutschen Hersteller vom Erfolg dieser Fahrzeugklasse abhängen, zeigte sich, als der Münchner Hersteller BMW am Mittwoch seine Zahlen für das dritte Quartal vorlegte. Bei den Automodellen 3er, 5er, 7er - für die der Name BMW lange Zeit stand - sind die Verkaufszahlen rückläufig, teilweise im zweistelligen Prozentbereich. Aufwärts geht es dafür bei Autos mit X, der SUV- und Geländewagenklasse des Unternehmens.

Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verkauften die Münchner 29 Prozent mehr SUVs, in Deutschland sogar 37 Prozent mehr. Beim mindestens 1,8 Tonnen schweren X3 fielen die Zahlen noch besser aus. Von ihm verkaufte BMW 74 Prozent mehr als im Vorjahr. Und auch der vergleichsweise neue X7, der mit 2,4 Tonnen zu den besonders dicken Vertretern dieser Gattung gehört, verkauft sich mittlerweile gut.

Die Forderungen aus Teilen der Gesellschaft, SUVs zu meiden, "gehen am Verbrauchergeschmack vorbei", sagt Autoanalyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. "Das ist einer der stärksten Trends, die wir seit Jahren haben."

Bei BMW trug er entscheidend dazu bei, dass das Ergebnis im dritten Quartal deutlich besser ausfiel. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund ein Drittel auf 2,3 Milliarden Euro. Besonders stark wuchs BMW dabei in China. "Wir liegen nach den ersten drei Quartalen auf Kurs, um unsere Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen", sagte der neue Vorstandschef Oliver Zipse. Der deutliche Gewinnanstieg hängt allerdings auch damit zusammen, dass die Zahlen im Vorjahreszeitraum besonders schwach waren. Damals hatte unter anderem die Umstellung auf den neuen Abgasmess-Standard WLTP die Auslieferungen verzögert.

Allgemein musste sich die erfolgsverwöhnte deutsche Automobilindustrie zuletzt an schlechtere Zahlen gewöhnen, auch BMW. Bei den Münchnern brach das Ergebnis im ersten Halbjahr 2019 geradezu ein. BMW treibt nun ein vergleichsweise drastisches Sparprogramm voran. Dieses soll bis zum Jahr 2022 insgesamt zwölf Milliarden Euro freispielen, die wiederum in Zukunftsfelder, etwa die Entwicklung von Elektroautos und das autonome Fahren, fließen sollen.

Bis 2023 will BMW 25 elektrifizierte Modelle im Angebot haben, mehr als die Hälfte davon vollelektrisch. Diese sollen dabei helfen, die immer strengeren CO₂-Grenzwerte zu erfüllen. Dabei sind die profitablen, aber oft durstigen SUVs bislang keine große Hilfe.

© SZ vom 07.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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