Australien:Australiens Notenbank bekommt erstmals eine Chefin

In Australien rückt erstmals eine Frau an die Spitze der Notenbank. Ministerpräsident Anthony Albanese und Finanzminister Jim Chalmers gaben am Freitag bekannt, dass die bislang stellvertretende Notenbankchefin Michele Bullock in den kommenden sieben Jahren die Reserve Bank of Australia (RBA) leiten werde. "Dies ist eine geschichtsträchtige Ernennung", sagte Chalmers. Dem amtierenden Notenbank-Gouverneur Philip Lowe wird damit keine zweite Amtszeit gewährt. Die Regierung stand unter Druck, Lowe wegen dessen Zinspolitik zu entlassen. Lowe hatte die Australier 2021 während der COVID-19-Pandemie zur Kreditaufnahme ermutigt. Er stellte damals in Aussicht, dass die Zinssätze wahrscheinlich nicht vor 2024 steigen würden. Dann aber hatte die RBA bereits Mitte 2022 mit Zinserhöhungen begonnen. Dies hatte in der Öffentlichkeit heftige Kritik augelöst. Der Leitzins ist inzwischen bereits zwölf Mal angehoben worden und liegt nun auf einem Jahrzehntehoch von 4,1 Prozent. Infolge des Straffungskurses haben sich unter anderem die monatlichen Hypothekenzahlungen für Haushalte erhöht, während hochschnellende Lebenshaltungskosten sie ohnehin stark belasten. Lowe hatte sogar den außergewöhnlichen Schritt unternommen, sich bei allen Kreditnehmern zu entschuldigen, die sich auf seine Zusicherungen verlassen hatten. Lowe (61) scheidet am 17. September aus dem Amt. Damit endet eine 43 Jahre währende Karriere bei der RBA. Finanzminister Chalmers sagte, er sei der Ansicht, dass Vize-Gouverneurin Bullock (60) am besten geeignet sei, die RBA durch eine bevorstehende Reorganisation zu führen. Bullock stieß 1985 mit einem Master-Abschluss der London School of Economics (LSE) zur Notenbank. Sie genießt bei Analysten hohes Ansehen.

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