Arbeitsmarkt:Sommerpause

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Im Sommer geht die Zahl der Arbeitslosen immer nach oben. Das liegt unter anderem daran, dass Azubis fertig werden, aber nicht sofort eine Anstellung finden. (Foto: dpa/picture alliance)

Die Zahl der Jobsucher erhöht sich leicht, trotzdem ist die Arbeitslosigkeit im Juli so niedrig wie seit 25 Jahren nicht mehr.

Von Thomas Öchsner, München

Die Sommerflaute in vielen Betrieben hat im Juli die Zahl der Arbeitslosen leicht erhöht. Trotzdem sieht es auf dem deutschen Arbeitsmarkt weiter gut aus: Die Zahl der Jobsucher war im vergangenen Monat so niedrig wie seit der Wiedervereinigung 1990 nicht mehr. "Die Entwicklung am Arbeitsmarkt ist sehr günstig, allerdings nicht mehr so schwungvoll", sagte der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele.

Im Juli nimmt die Arbeitslosigkeit normalerweise immer zu, mit der gegenwärtigen langen Sommerhitze in Deutschland hat das nichts zu tun. Das liegt nicht nur daran, dass einige Betriebe ihre übliche Sommerpause einlegen. Die Unternehmen stellen auch Mitarbeiter lieber erst nach den Ferien neu ein. Außerdem werden nicht alle Auszubildenden nach der Abschlussprüfung sofort übernommen, die Azubis müssen sich erst woanders eine Stelle suchen. Auch wer ein Studium abgeschlossen hat, findet nicht unbedingt sofort einen Job als Akademiker. Außerdem fallen auf das Ende eines Quartals, in diesem Fall also Ende Juni, häufig Kündigungen durch Arbeitgeber.

So stieg die Zahl der Arbeitslosen nach Angaben der Bundesagentur von Juni bis Juli 2018 um 49 000 auf 2,325 Millionen. Verglichen mit dem Juli vor einem Jahr waren aber immer noch 193 000 Jobsucher weniger bei der Nürnberger Behörde gemeldet. Die Arbeitslosenquote liegt damit bei 5,1 Prozent. Rechnet man die jahreszeitlich bedingten Einflüsse heraus, ist die Zahl der Arbeitslosen im Juli sogar um 6000 gesunken.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) warnte jedoch davor, sich damit zufrieden zu geben. Der Mangel an Fachkräften werde zunehmend ein Thema. Schon jetzt blieben ausgeschriebene Stellen länger unbesetzt als früher. Heil will deshalb mehr Geld aus der Arbeitslosenversicherung für die Qualifizierung von Menschen ausgeben, um sie für offene Stellen weiterzubilden. So könnten die Unternehmen "ihr Potenzial im technologischen Wandel ausschöpfen und ihre Chancen auf den Weltmärkten nutzen". Bei der Bundesagentur waren im Juli etwa 823 000 offene Stellen gemeldet - 72 000 mehr als vor einem Jahr. Tatsächlich werden noch mehr Arbeitskräfte gesucht, da viele Firmen ihre offenen Stellen gar nicht melden.

Dem Statistischen Bundesamt zufolge sind derzeit fast 45 Millionen Menschen in Deutschland erwerbstätig. Davon waren im Mai nach Hochrechnungen der BA 32,88 Millionen Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt - 746 000 mehr als ein Jahr zuvor. Nach den außergewöhnlich starken Anstiegen in den Wintermonaten habe sich aber das Wachstumstempo verlangsamt, teilte die Behörde mit.

Das positive Bild am Arbeitsmarkt wird allerdings durch diejenigen getrübt, die faktisch ohne Job sind, jedoch bei den Arbeitslosenzahlen nicht mitgezählt werden, etwa weil sie Förderprogramme durchlaufen. Rechnet man diese dazu, waren in Deutschland zuletzt 3,26 Millionen Menschen ohne Arbeit. Fachleute sprechen hier von der "Unterbeschäftigung".

Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken, Sabine Zimmermann, kritisierte, es gebe nach wie vor zu wenige "gute Arbeit". Millionen Menschen würden Niedriglöhne beziehen oder unfreiwillig in Teilzeit arbeiten.

© SZ vom 01.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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