Langzeitarbeitslosigkeit:Maßnahmen für Arbeitslose - DGB will mehr Geld für Jobcenter

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Fast ein Drittel der Arbeitslosen hat bereits länger als ein Jahr keinen Job. (Foto: Uwe Anspach/dpa/Symbolbild)

Fast ein Drittel der Arbeitslosen hat bereits länger als ein Jahr keinen Job. Das Land versucht mit einem Maßnahmenbündel zu helfen. Der DGB mahnt mehr Geld für Jobcenter an.

Von Bernd Glebe, dpa

Mainz (dpa/lrs) - Die größte Gruppe der Langzeitarbeitslosen in Rheinland-Pfalz ist über 55 Jahre alt. Mehr als 13.400 der rund 37.700 Personen dieser Altersgruppe seien im März gezählt worden, teilte Arbeitsminister Alexander Schweitzer (SPD) in Mainz mit. Als Langzeitarbeitslose gelten Menschen, die seit mindestens zwölf Monaten keinen Job haben.

Etwa 60 Prozent der Langzeitarbeitslosen habe keine abgeschlossene Berufsausbildung, berichtete der Arbeitsminister. Mehr als 15.400 Menschen dieser Gruppe verfüge als Bildungsgrad über einen Hauptschulabschluss. Über 27.100 Langzeitarbeitslose in Rheinland-Pfalz seien Deutsche, mehr als 10.500 besäßen eine andere Staatsangehörigkeit.

Die größte Gruppe der Langzeitarbeitslosen im Land habe mit rund 18.500 in einem Zeitraum zwischen zwölf bis 24 Monaten keinen Job, teilte Schweitzer auf eine parlamentarische Anfrage SPD-Fraktion mit. Die überwiegende Zahl mit mehr als 23.900 Personen sei als Anforderungsniveau dem Helfer-Niveau zuzuordnen.

Die Zahl der Arbeitslosen in Rheinland-Pfalz lag im März bei insgesamt rund 119.400 Menschen. Die Arbeitslosenquote betrug nach Angaben der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit 5,3 Prozent. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an der Gesamtzahl belief sich damit auf fast 32 Prozent im Land.

Langzeitarbeitslose haben höheres Armutsrisiko

Die Unterstützung von am Arbeitsmarkt benachteiligten Personengruppen sei ein Schwerpunkt der rheinland-pfälzischen Arbeitsmarktpolitik, um sozialer Ausgrenzung und Armut entgegenzuwirken, versicherte der Arbeitsminister. Langzeitarbeitslose wiesen häufig mehrere vermittlungshemmende Merkmale auf, die eine Integration in den Arbeitsmarkt erschweren. In der Folge hätten Langzeitarbeitslose ein deutlich höheres Armutsrisiko.

Vor dem Hintergrund, dass rund 60 Prozent der Langzeitarbeitslosen keine abgeschlossene Berufsausbildung haben, gehe es primär darum, einen Einstieg in den Arbeitsmarkt zu schaffen, betonte der Minister. Während einer Beschäftigung könnten dann die ergänzenden Qualifizierungsangebote der Agenturen für Arbeit und der Jobcenter genutzt werden.

Gerade die Integration von älteren Menschen ab 50 Jahren mit multiplen Problemlagen stellten eine große Herausforderung dar. Rund 35 Prozent der Langzeitarbeitslosen in Rheinland-Pfalz seien 55 Jahre oder älter, sagte Schweitzer. Folglich lasse sich gerade bei älteren Menschen eine Verfestigung der Langzeitarbeitslosigkeit feststellen. Vor dem Hintergrund des voranschreitenden demografischen Wandels und des Fachkräftebedarfs sei es aber unabdingbar, dass die Potenziale und Kompetenzen der Älteren identifiziert und weiterentwickelt werden.

Auf der anderen Seite sei es wichtig, häufig vorhandene gesundheitliche Einschränkungen und die zum Teil unzureichende Mobilität zu überwinden sowie das Qualifikationsniveau zu erhöhen, die Leistungsfähigkeit zu fördern und das Arbeits- und Sozialverhalten zu stärken. Fehlende digitale Kompetenzen oder eine fehlende Bereitschaft, bei zunehmendem Alter neue digitale Kompetenzen zu erlernen, verstärkten zusätzlich das Gefühl, technologisch abgehängt zu sein und gesellschaftlichen Entwicklungen nicht mehr folgen zu können.

Digitale Kompetenz bei über 50-Jährigen verbessern

Die Landesregierung habe bereits im Jahr 2018 die spezielle Förderung für ältere SGB-II-Leistungsberechtigte ab 50 Jahren auf die Tagesordnung gesetzt und unterstütze seitdem Projekte für diese Zielgruppe, erklärte der Arbeitsminister. Aktuell würden fünf Projekte speziell für ältere Bürgergeld-Berechtigte ab 50 Jahren gefördert. Ein Schwerpunkt der Projekte sei auch, die digitalen Kompetenzen auszubauen und zu erweitern.

Rheinland-Pfalz will zudem mit gezielten Coaching-Angeboten mehr Menschen in reguläre Beschäftigung bringen. Das Projekt „Jobcoach 24+“ richtet sich dabei konkret an Bezieher von Bürgergeld. Im Mai und Juni sollen insgesamt 25 Projekte mit rund 400 Teilnehmerplätzen an den Start gehen. Die Jobcoaches werden demnach bei Bedarf die Betroffenen zum Probearbeiten, zum Praktikum oder zur neuen Arbeitsstelle begleiten.

Es geht den Angaben zufolge bei dem Projekt auch um Hilfe bei Bewerbungen, der Suche nach einer Wohnung, einem Kita-Platz oder weiterführenden Sprachkursen. Die Initiative ergänze den „Job-Turbo“, der im Herbst vergangenen Jahres von der Bundesregierung eingeführt wurde und zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen vor allem aus der Ukraine dient, sagte der Minister.

DGB mahnt: Jobcenter sollten besser ausgestattet werden

Mit der Bürgergeldreform sei auch festgelegt worden, dass Langzeitarbeitslose ohne Berufsabschluss die Chance bekommen sollen, sich weiterzubilden, erklärte die rheinland-pfälzische DGB-Vorsitzende Susanne Wingertszahn. „Das ist aus unserer Sicht auch wichtig, gerade im Hinblick auf Fachkräfteengpässe, denn da liegt Potenzial verborgen.“ Um mehr Betroffene dauerhaft in Jobs zu bekommen, müssten aus Gewerkschaftssicht die Jobcenter finanziell besser ausgestattet werden, damit Betreuung und Förderung von Langzeitarbeitslosen ausgebaut werden können.

Für diese Menschen sei auch eine intensive Betreuung im persönlichen Bereich erforderlich, betonte die Gewerkschafterin. Die Ansätze des rheinland-pfälzischen Arbeitsministeriums für individuelles Coaching seien dabei ein zentraler Baustein.

© dpa-infocom, dpa:240417-99-702861/2

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