Arbeitsmarkt:Handwerk will mehr Flüchtlinge ausbilden

  • Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerkes (ZDH) kritisiert, dass die Vermittlung von Flüchtlingen für freie Ausbildungsplätze besser organisiert werden müsse.
  • Die Betriebe bräuchten zudem die Sicherheit, dass geduldete Flüchtlinge die gesamte Dauer der Lehre bleiben dürfen.

Jährlich fehlen dem Handwerk 20 000 Auszubildende: Der Präsident des Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) fordert, dass jungen Flüchtlingen der Zugang zu einer Ausbildung erleichtert wird. Der Sprachunterricht müsse früher beginnen und die Vermittlung besser organisiert und gefördert werden, sagte Hans Peter Wollseifer der Saarbrücker Zeitung.

Er kritisierte vor allem, dass geduldete Flüchtlinge in der Lehre jährlich eine Verlängerung ihrer Duldung beantragen müssten. Geduldet bedeutet, dass der Geflohene nicht in Deutschland bleiben darf, seine Abschiebung aber momentan nicht vollzogen werden kann - zum Beispiel, weil das Ursprungsland die Aufnahme verweigert oder er gesundheitlich nicht dazu in der Lage ist.

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Wird die Duldung tatsächlich nicht verlängert, ist der Flüchtling gezwungen, seine Ausbildung abzubrechen: "Eine Ausbildung dauert drei Jahre und nicht dreimal ein Jahr", sagte Wollseifer. Die Betriebe, die in diese jungen Menschen investierten, bräuchten mehr Sicherheit. Zudem müsse es möglich sein, die jungen Gesellen nach der Ausbildung wenigsten zwei Jahre als Facharbeiter weiterzubeschäftigen, forderte der ZDH-Präsident.

Vor allem die jungen Menschen, die aus Kriegsgebieten kämen, seien sehr ehrgeizig, sagte Wollseifer: "Viele bringen einen hohen Bildungsstand oder handwerkliche Vorbildung mit. Wir können sie gut in die Betriebe integrieren." Das deutsche Handwerk brauche, um den Fachkräftebedarf künftig decken zu können, eine qualifizierte Zuwanderung. "Dazu zählen für mich auch Menschen, die wir noch qualifizieren müssen", betonte Wollseifer. "Die Voraussetzung ist nur, dass sie motiviert und fähig sind."

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