Apple-Tablet:iPad Pro im Test: teuer und gut

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Künftig gilt auch für digital publizierte Bücher und Zeitungen der ermäßigte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent. (Foto: Tomohiro Ohsumi/Getty)

Wer braucht noch ein Tablet, wenn mittlerweile Smartphones große Bildschirme haben? Apple wird für sein iPad Pro sicher Käufer finden. Es gehört zum Besten, das man in dieser Kategorie kaufen kann.

Von Helmut Martin-Jung

Ein Tablet, braucht der Mensch das überhaupt noch? Als die Handys noch kleiner waren, Laptops noch dick und schwer, gab es für sie eine Nische: Lagen einfach so auf dem Tisch, einmal draufdrücken, und sie waren wach. Sofort. Schnell was nachgeguckt, Mails abgerufen, fertig. Doch Smartphones haben jetzt auch schon ziemlich große Bildschirme, Laptops gibt es in Klein, Leicht und Hübsch. Die Nische wird also kleiner und kleiner. Da wundert es dann auch gar nicht, wenn Apple sein neues iPad Pro 9,7 als Laptop-Ersatz bewirbt. Natürlich, um das gleich mal klarzustellen, nur als Ersatz für ältere Windows-Kisten.

Das kann dann funktionieren, wenn der Computer nichts weiter ist als ein Mittel, um zu surfen, Mails zu lesen und zu schreiben, Fotos und Filme zu gucken und so weiter. Doch wer auch nur ein bisschen mehr will, etwa mal einen USB-Stick anstecken oder einen großen Monitor und ein besonderes Programm braucht, stößt sofort an Grenzen. Grenzen, die Apple meist bewusst errichtet hat, um sein eigenes System gegenüber der Konkurrenz abzuschotten.

Kleine Spezialität

Ist das iPad Pro also ein schlechtes Tablet? Nein. Es gehört zum Besten, das man in dieser Kategorie überhaupt kaufen kann, und natürlich auch zum Teuersten. Der 9,7-Zoll-Bildschirm (24,6 Zentimeter) löst hoch auf (2048 mal 1536 Bildpunkte) und leuchtet sehr hell. Zudem hat Apple dem Gerät noch eine kleine Spezialität spendiert: Ein Sensor erfasst die Farbtemperatur und passt die Bildschirmdarstellung daran an. Wer also abends bei heruntergedimmtem Glühlampenlicht eine Textdatei bearbeitet, bei dem wird der Hintergrund gelblich angezeigt, nicht neutralweiß. In Bayern sagt man dazu "des hätt's fei ned braucht", eigentlich ist es aber eine feine Sache.

Äußerlich ist das neue iPad kaum vom Vorgänger, dem iPad Air 2, zu unterscheiden. Nur die Kamera ragt etwas aus der Gehäuserückwand heraus. Dieses kleine Manko macht sie aber durch eine beträchtlich gesteigerte Bildqualität wett. Es mag zwar bescheuert aussehen, mit einem Brett zu fotografieren, einen besseren Monitor kann man sich aber kaum denken.

Auch das restliche Innenleben ist gegenüber dem Vorgänger verbessert worden: schnellerer Hauptprozessor, bessere Grafikleistung. Das eigentliche Neue aber, was dem iPad den Beinamen Pro einbringt, ist die Fähigkeit, mit Apples im Herbst präsentierten Stift zu arbeiten. Wer lieber kritzelt als tippt, kann so seine Notizen schreiben, auf dem Bildschirm herummalen. Der Handballen, der unweigerlich auch auf dem Bildschirm aufliegt, hinterlässt beim Malen mit dem Stift keine Spuren.

Anders als etwa Samsung, das schon länger mit seinen Note genannten Stift-Tablets auf dem Markt ist, lässt sich mit dem Apple Pencil nur schreiben und malen, Zusatzfunktionen hat er keine. Aufgeladen wird er über den Apple-eigenen Lightning-Anschluss entweder am Tablet oder über ein mitgeliefertes kleines Zwischenstück mit dem normalen Apple-Netzgerät. Der Stift ist nicht im Preis enthalten und kostet 105 Euro.

169 Euro für das Smart Keyboard

Sogar 169 Euro veranschlagt Apple für das sogenannte Smart Keyboard. Eine Tastatur, die so klug ist, dass sie nicht einmal die deutschen Umlaute kennt. Man kann diese zwar eintippen, wenn man die Tastatur entsprechend umstellt, muss aber wissen, auf welchen Tasten sie liegen. Außer Apple hätte sich das wohl kein anderer Hersteller getraut.

Die Hülle mit integrierter Tastatur dockt an einer weiteren Neuerung dieses 9,7-Zoll-iPads an, dem seitlich angebrachten Connector. Dadurch wird die Tastatur sofort verbunden. Der Rest des Covers lässt sich zu einem Dreieck falten, das dem Tablet als Stütze dient. Besonders stabil ist die Sache nicht, auf dem Schoß etwa lässt sich damit kaum vernünftig arbeiten. Die Tasten sind, trotz flacher Bauweise und geringer Größe, gut zu treffen und haben einen klaren Druckpunkt.

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Alles in allem: Mit Preisen zwischen 689 Euro (32 Gigabyte Speicher, nur Wlan) und 1199 Euro (256 Gigabyte, LTE) wird das iPad Pro wohl vor allem Käufer ansprechen, die das Gerät beruflich nutzen. Für dieses Geld (zu dem Stift und Tastatur noch dazukommen) bekommt man sehr gute Laptops, auch solche mit berührungsempfindlichem Bildschirm.

© SZ vom 20.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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