Allianz:Trotz Krise gelassen 

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Die Pandemie kostet 1,2 Milliarden Euro, aber der Versicherer erwartet trotz­dem ein ordentliches Jahr.

Von Herbert Fromme, Köln

Die Allianz spürt die Krise durch die Covid-19-Pandemie, zeigt sich aber betont gelassen. Im ersten Halbjahr hat der Versicherer einen operativen Gewinn von 4,9 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von 2,9 Milliarden Euro erzielt, im zweiten Halbjahr soll es mehr werden. "Das ist kein Rekordjahr, aber wir werden trotzdem sehr gute Ergebnisse liefern", sagte Finanzchef Giulio Terzariol.

Die Voraussetzung dafür: Es gibt keine zweite Infektionswelle. Die könnte auch für die Allianz sehr teuer werden. Bislang hat Covid-19 sie 1,2 Milliarden Euro gekostet. Schäden aus Veranstaltungsausfällen und Betriebsschließungen treffen die Gruppe in vielen Ländern. Dazu kommen die Turbulenzen an den Kapitalmärkten.

Eine Reihe von Versicherern hat im ersten Halbjahr hohe Verluste erlitten, die Allianz nicht. Terzariols Nachricht an Investoren, Mitarbeiter und Kunden: Ja, auch wir spüren negative Folgen, aber im Wesentlichen geht alles so weiter wie geplant.

Die Allianz-Führung um Konzernchef Oliver Bäte muss sich aber Gedanken machen über den Aktienkurs. Ende Februar wurde das Papier mit 231 Euro gehandelt, dann stürzte es Anfang März im allgemeinen Crash auf 113 Euro ab - eine glatte Halbierung. Inzwischen wird sie mit 180 Euro gehandelt. Aber: Die Allianz-Aktie hat seit Jahresanfang 17 Prozent verloren, der Dax dagegen nur fünf Prozent.

Am Mittwoch gab die Aktie leicht nach. Offenbar haben Anleger Zweifel an der Krisenfestigkeit des Unternehmens - deshalb die beruhigenden Botschaften und die Zusage, dass die Allianz zumindest die 9,60 Euro Dividende für das Jahr 2019 auch für 2020 zahlen will. Und das, obwohl die europäische Versicherungsaufsicht Eiopa von den Gesellschaften verlangt, keine Ausschüttungen vorzunehmen und mit dem Geld lieber ihre Polster zu verstärken. Viele Kleinaktionäre seien auf die Dividenden angewiesen, betonte Terzariol.

Allerdings: Das Aktienrückkaufsprogramm, das nach 750 Millionen Euro mit der Hälfte des geplanten Volumens ausgesetzt wurde, wird wohl nicht fortgesetzt.

. Darauf wird die Allianz wohl erstmal verzichten. Beim Streit zwischen Gastronomen und der Allianz wegen der Betriebsschließungsversicherungen ruft Terzariol zur Sachlichkeit auf. Es gebe bei der Allianz Verträge, bei denen alle Krankheitserreger - auch Covid-19 - eingeschlossen seien, und andere, bei denen das nicht der Fall sei. Insgesamt habe der Konzern bislang global 600 Millionen Euro für Betriebsschließungs- und Betriebsunterbrechungsschäden wegen Covid-19 ausgegeben, davon mehr als 100 Millionen Euro in Deutschland. Von dem "Kulanzmodell", nach dem die Kunden 15 Prozent ihrer Ansprüche erhalten, hätten 75 Prozent der Betroffenen Gebrauch gemacht.

© SZ vom 06.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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