Allianz:Piloten retten

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Oliver Bäte, 52, versucht als Allianz-Chef seit 2015, die Führung des Versicherers auf die Veränderungen durch Digitalisierung und neue Kundenansprüche einzuschwören. Aktuell sind die Chefs eher zerstritten. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Allianz-Führung übt die Kooperation. Vorbild ist das Militär - zu ihm hat der Konzernchef ein positives Verhältnis. Das kommt nicht immer gut an.

Von Herbert Fromme

Das Licht ging aus, Alarmsirenen schrillten und rote Signale leuchteten. Männer und Frauen in Pilotenmontur liefen in den Saal. Damit begann für 220 Allianz-Manager ihr Seminar in der Münchener Zentrale, bei dem sie bessere Kooperation untereinander auch in Krisensituationen lernen sollten. Dabei mussten sie unter hohem Entscheidungsdruck einen Weg finden, einen abgeschossenen Piloten des eigenen Lagers zu retten. Er war über einem Land mit dem Fantasienamen Zurichsnia abgeschossen worden, die Ähnlichkeit mit der Marke des Rivalen Zurich war nicht zufällig. Zwischendurch mussten alle Teilnehmer wegen einer angeblichen Erdbebengefahr sofort unter die Tische kriechen.

Die Allianz bestätigte einen Bericht des Spiegels über das Führungskräftetreffen. Es habe sich um eine Rettungsübung gehandelt, nicht wie behauptet um ein Kriegsspiel, sagte eine Sprecherin. "Einige Teilnehmer fanden die Übung geschmacklos", bestätigte sie. "Aber das Seminar ist mit 8,3 von 10 möglichen Punkten sehr positiv bewertet worden."

Die Allianz-Führung hatte das Coaching-Unternehmen Afterburner aus den USA angeheuert. Militärflugzeuge haben Nachbrenner, und es ist kein Zufall, dass die Gründer ihre Firma 1996 so nannten. Die meisten von ihnen waren früher Kampfpiloten. Immer noch sind die Seminarleiter von Afterburner in der Regel ehemalige Soldaten aus Luftwaffe, Küstenwache und anderen Einheiten.

Das Konzept ist erfolgreich - in 85 Prozent der größten US-Unternehmen habe man Schulungen durchgeführt, erklärt Afterburner stolz. Zu den Kunden gehören IBM, Microsoft, Boeing, Google, Nestlé, Dell, Zurich, Yahoo, das amerikanische Rote Kreuz - und die Allianz.

"Die dramatische Einführung dauerte vielleicht fünf Minuten", sagte die Sprecherin. Danach habe es sich um ein Planspiel gehandelt, bei dem die Teilnehmer nach Vorgaben Wege finden mussten, den abgeschossenen Piloten zu retten. "Das kam bei den meisten Kolleginnen und Kollegen sehr gut an."

Allianz-Chef Oliver Bäte hat ein positives Verhältnis zum Militär. Er erwähnt gerne seinen Wehrdienst bei der Luftwaffe auf dem Stützpunkt Decimomannu auf Sardinien.

Der oberste Allianzer ist im eigenen Unternehmen nicht unumstritten: Kritiker werfen ihm erratisches Führungsverhalten und eine zu ausgeprägte Selbstdarstellung vor. Mit der "Afterburner"-Übung wollte die Führung den Gemeinschaftsgeist in der obersten Managementetage stärken. Doch Bäte als General gefällt offensichtlich nicht allen Allianzern.

© SZ vom 03.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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