Aktienkurse:Die Börse ist wetterfühlig

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Die Anleger spielen verrückt, weil auch das Wetter verrückt spielt - wie plausibel. (Foto: dpa)

Anders ist es nicht zu erklären, dass Aktienkurse und Temperaturen dermaßen im Einklang schwanken. Und es gibt noch mehr Beweise.

Glosse von Harald Freiberger

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass es einen Zusammenhang zwischen Wetter- und Börsenlage gibt, dann wird er in diesen Tagen erbracht.

Ein typischer Wettertag sieht derzeit so aus, dass morgens die Sonne scheint, die Temperatur bis zehn Uhr auf 33 Grad steigt, dann erste kleine Wolken aufziehen, die am frühen Nachmittag in Dauerregen münden, die Temperatur um 30 Grad abstürzt, was am frühen Abend in höheren Lagen zu Schneegestöber führt, die Lage sich aber über Nacht beruhigt, so dass am nächsten Vormittag wieder 33 Grad erreicht werden.

Ein typischer Börsentag sieht derzeit so aus, dass morgens gute Anlegerlaune herrscht, die Kurse bis zehn Uhr um 33 Prozent steigen, dann erste kleine Wolken am Konjunkturhimmel aufziehen, die am frühen Nachmittag in Turbulenzen münden, die Kurse um 30 Prozent abstürzen, was bei Anlegern zu Panik führt, die Lage sich aber über Nacht beruhigt, so dass am nächsten Vormittag wieder 33 Prozent Kursplus erreicht werden.

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Nicht ohne Regenschirm und Wollmütze

An der Börse gibt es einen Indikator für dieses Phänomen, den V-Dax. Das V kommt vom Wort "Volatilität", was Schwankungsanfälligkeit bedeutet. Es könnte aber genauso gut vom Wort "Verrücktheit" kommen. Denn was ist es anderes, als dass Anleger verrückt spielen, wenn nach dem Brexit alle Experten für die Weltwirtschaft Untergangsszenarien entwerfen, die Börse in New York aber einen neuen Rekord erreicht und die Börse in London höher steht als vor dem Brexit? Es kann nur einen Grund dafür geben: Die Börse ist wetterfühlig, die Anleger spielen verrückt, weil auch das Wetter verrückt spielt. Darauf deutet auch hin, dass die Wörter "Wetterkapriolen" und "Kurskapriolen" schon immer existiert haben. Bisher nebeneinander her, jetzt eben im Gleichklang.

Wetterexperten raten Bürgern in solchen Zeiten, nie ohne Regenschirm und Wollmütze aus dem Haus zu gehen, selbst wenn gerade Mitte Juli ist. Börsenexperten fühlen sich bestätigt, sie haben schon immer geraten, ab Mai jegliches Handeln zu unterlassen: Sell in May and go away.

© SZ vom 16.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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