Airbus:Flug ohne Ziel

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Eine A330-800 hebt ab: Diese Variante des A330 hat Airbus gebaut, bevor es eine einzige Bestellung gab. (Foto: Regis Duvignau/Reuters)

Der europäische Flugzeughersteller Airbus findet keine Käufer für den neuen A330-800. Die Maschine beruht auf einem alten Konzept.

Von Jens Flottau

Auch nach Jahrzehnten im Geschäft sind Erstflüge für Airbus immer noch etwas Besonderes. Wenn die Maschine nach einigen Stunden wieder sicher zurückkehrt, kommen die Piloten und Ingenieure in ihren orangenen Testflug-Overalls winkend die Treppe hinunter und werden vom jeweiligen Airbus-Chef geherzt. Eine Reminiszenz an abenteuerliche Vorzeiten, in denen Erstflüge tatsächlich noch gefährlich waren, und eine gute Marketing-Gelegenheit, die in den sozialen Medien angemessen bedacht werden muss.

Der Erstflug des Airbus A330-800 war in einer anderen Hinsicht wirklich eine Besonderheit: Zum ersten Mal ist Airbus gestartet, ohne dass ein Kunde ein einziges Flugzeug fest bestellt hat. Kuwait Airways hat neulich zwar eine Absichtserklärung für acht Maschinen unterschrieben, aber der Auftrag ist noch nicht in trockenen Tüchern. Für die größere Variante, die A330-900, gibt es immerhin 224 Bestellungen.

Die beiden Varianten basieren auf dem Airbus A330, den Airbus Anfang der 90er-Jahre eingeführt hat und der sich mit knapp 1500 Aufträgen sehr gut verkauft hat. Die neuen Versionen haben eine neue Kabinenausstattung, vor allem aber neue Rolls-Royce-Motoren. Der Treibstoffverbrauch pro Sitz sinkt laut Airbus um 14 Prozent, was eine Menge ist in der Fliegerei. Je nach Auslegung bauen Airlines zwischen 200 und 300 Sitze ein.

Die Nachfrage nach den A330neo genannten Modellen ist aus mehreren Gründen mau. Die Flotte, die sie einst ersetzen soll, ist jung und wird in großen Teilen noch viele Jahre weiterfliegen. Außerdem ist die A330neo nur eine Weiterentwicklung eines 30 Jahre alten Konzeptes, während Boeing in dem Bereich mit der neuen 787 große Erfolge feiert. Die Produktion des Jets wird auf 14 Maschinen pro Monat ausgeweitet, die der A330 geht trotz neuer Modelle 2019 auf monatlich rund vier zurück.

Und es dürfte noch schlimmer kommen: Boeing wird voraussichtlich Mitte 2019 mit dem New Mid-Market Airplane (NMA) ein Programm starten, das wie die A330neo für weniger ausgelastete Langstrecken ausgelegt ist. Sollte sich der Trend fortsetzen, könnte Airbus in Zugzwang geraten. Denn Airlines setzen bei den Langstrecken immer mehr auf kleinere Maschinen. Airbus ist am oberen Ende des Bereiches mit der A350-900 und am unteren Ende mit der A321neo, mit nur einem Gang ursprünglich für Kurz- und Mittelstrecken ausgelegt, erfolgreich. Die A330neo hingegen bleibt bis auf Weiteres ein Problemfall, trotz gelungenem Erstflug.

© SZ vom 07.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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