Airbus:"Die Flügel der A380 sehen aus wie die eines Schwans"

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Airbus baut bald keine A380 mehr. Richard Schuurman, Gründer eines A380-Fanclubs, trauert mit Tausenden anderen um das größte Passagierflugzeug der Welt.

Interview von Hans von der Hagen, München

Vor ein paar Jahren richtete der Niederländer Richard Schuurman, 53, auf Twitter und Facebook einen Account ein, bei dem mittlerweile mehr als 13 000 Fans, Piloten und Fluglinien mitmachen. Heute wurden sie enttäuscht.

SZ: Das A380 -Programm wird gestoppt. Das muss ein schwarzer Tag für Sie und die Fans sein.

Richard Schuurman: Oh ja, das ist ein trauriger Tag. Die Nachricht habe ich auf Twitter natürlich als Breaking News verschickt - und ein schwarzes Trauerbild gleich hinterher. Es kam ja nicht unerwartet, aber ich bin doch ein bisschen überrascht, wie schnell alles geht und 2021 schon alles vorbei sein soll. Der Jumbo-Jet von Boeing hat vergangenen Samstag seinen 50. Erstflug gefeiert. Die A380 hatte erst 2005 ihren Erstflug. Was für ein Unterschied. Aber klar, es gibt gerade zu viele A380.

Zu viele? Was meinen Sie?

Auf dem Flughafen Dubai parkt Emirates seit April 2018 regelmäßig ihre A380, gerade sind es acht, weil man sie in diesem Moment nicht braucht.

Zwei weitere werden bereits zerlegt ...

Genau, das sind zwei der fünf ältesten A380 von Singapur Airlines, die man seit ein paar Jahr außer Dienst gestellt hat. Das waren ursprünglich mal Prototypen gewesen. Die sind schwerer als die heutigen Modelle. Ihre Teile, vor allem die Motoren, sind mehr wert als das ganze Flugzeug.

Was fasziniert so viele Menschen an der A380?

Vor allem natürlich die schiere Größe. Wenn man innen ist, spürt man diese Größe auch. Das Flugzeug ist komfortabel.

Finden Sie es optisch gelungen?

Besonders elegant ist die Maschine nicht, die Boeing 747 ist da nach wie vor die Königin des Himmels. Aber die Konstruktion ist im Detail wunderschön. Die Flügel der A380 sehen aus wie die eines Schwans. Herrlich geschwungen. Und wie das alles ineinandergreift. Es ist schon sehr beeindruckend, dass ein Flugzeug, das 575 Tonnen wiegt, überhaupt fliegen kann. Und so entspannt. Die A380 gleitet dahin wie ein Ozeanriese. Im Vergleich dazu wird man in der kleinen A320 regelrecht durchgeschüttelt.

Richard Schuurman ist ein großer Fan des A380. (Foto: oh)

Was macht das Flugzeug denn so ruhig?

Die A380 hat eine Software, die mithilfe von kleinen Klappen oben an der Außenseite der Flügel den Flug reguliert. Die Klappen kann man während des Fluges bei der Arbeit beobachten. Sie bewegen sich wie Finger, vor allem wenn es Turbulenzen gibt.

Und was sagen die Piloten - wie fliegt sich die A380?

Es heißt, sie sei sehr einfach zu fliegen. Ihre Größe bemerkt man nur am Boden, da müssen die Piloten etwas mehr aufpassen. Die Flügel haben ja mehr als 70 Meter Spannweite.

Aber auch ein Fan wie Sie muss zugestehen, dass die A380 von Anfang ein Desaster war?

Leider schon. Airbus hat Anfang der 2000er-Jahre gedacht, dass es für dieses Flugzeug in den kommenden zwei bis drei Jahrzehnten einen Markt gibt. An diesem Donnerstag hat das Unternehmen eingeräumt, dass das ein Fehler war. Sie setzten auf all die neuen Megacitys, die als Flugziele hinzukommen sollten. Aber das ging alles nicht so schnell. An diesem Donnerstag hat das Unternehmen eingeräumt, dass das ein Fehler war. Und dann natürlich der Preis: Es gibt einfach nicht genügend Fluggesellschaften, die sich die A380 für fast eine halbe Milliarde Euro leisten können. Selbst Emirates, die aus Marketinggründen so sehr auf die A380 setzte, dass die beiden Worte schon fast wie ein Synonym sind, selbst diese Airline kann mit der A380 nicht mehr genügend Geld verdienen. In Amerika hat nie eine Fluggesellschaft die A380 bestellt, weil die Fluglinien dort glaubten, dass die Passagiere lieber direkt von Stadt zu Stadt fliegen wollten. Darauf hat Boeing gesetzt. Und Boeing hat Recht behalten.

Es heißt öfter, dass die A380 zumindest technisch gesehen die Branche vorangebracht habe. Stimmt das?

Das sehe ich nicht so. Da war Boeing mit seinem Dreamliner fortschrittlicher. Immerhin wurde bei der A380 vorgemacht, wie man ein Flugzeug mit vielen Partnern zusammenbaut.

Wann sind Sie zum ersten Mal mit dem Flugzeug geflogen?

Das war 2012. Da kam die A380 von Emirates erstmals nach Amsterdam. Fast jeden Tag fliegt sie über mein Haus. Da beschloss ich, dass ich da mal mitfliegen wollte, und kaufte mir ein First-Class-Ticket.

© SZ vom 15.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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