Rendsburg:Treckerdemo in Schleswig-Holstein: Sternfahrt nach Rendsburg

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Schleswig-Holsteins Landwirte haben am Dienstag mit einer großen Sternfahrt nach Rendsburg gegen die Agrarpläne der Bundesregierung protestiert. Nach Angaben...

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Rendsburg (dpa/lno) - Schleswig-Holsteins Landwirte haben am Dienstag mit einer großen Sternfahrt nach Rendsburg gegen die Agrarpläne der Bundesregierung protestiert. Nach Angaben der Polizei fuhren rund 1700 Fahrzeuge von insgesamt 14 Startpunkten los. Der längste Konvoi erreichte eine Länge von rund zehn Kilometern. Die meisten Traktoren fuhren zum Versammlungsort in der Rendsburger Innenstadt. Ausweichflächen im ganzen Stadtgebiet waren den Angaben zufolge überlastet. Drei weitere Konvois mit rund 400 Fahrzeugen starteten von Schleswig-Holstein aus nach Hamburg. Aufgerufen zu der Treckerdemo hat die bundesweite Bewegung „Land schafft Verbindung - Wir rufen zu Tisch“.

Der Protest richtet sich unter anderem gegen das sogenannte Agrarpaket der Bundesregierung. Es gefährde landwirtschaftliche Betriebe, heißt es bei den Organisatoren der Aktion. Gleichzeitig sehen sich die Bauern als Buhmänner der Politik. „Die permanente negative Stimmungsmache, das „Bauern-Bashing“, führt zu Ärger und Frustration im Berufsstand, erklärten die Organisatoren. „Diskriminierung, Benachteiligung und Mobbing von Angehörigen gehören zur Tagesordnung.“

Auch sehen viele Landwirte das geplante Freihandelsabkommen der EU mit den Mercosur-Staaten in Latein- und Südamerika als Bedrohung. Bei der zentralen Großdemonstration der Landwirte in Bonn wurden auch die Bundesministerinnen Julia Klöckner (CDU) und Svenja Schulz (SPD) erwartet.

Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) forderte eine sachliche Debatte und mehr Unterstützung für die Bauern im Land. „Wer täglich auf dem Feld oder im Stall einen solch wichtigen Dienst für die Gesellschaft leistet, darf nicht öffentlich diffamiert und an den Pranger gestellt werden“, sagte er in Rendsburg. „Pauschales „Bauern-Bashing“ ist ein No-Go Was wir brauchen, ist ein sachlicher und offener Dialog über die Zukunft der Landwirtschaft vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen im Agrar-, Umwelt- und Klimabereich.

Albrecht forderte in dem Zusammenhang mehr Ehrlichkeit in der öffentlichen Debatte und Konsequenz im Konsumverhalten. „Wenn wir höhere Standards in der landwirtschaftlichen Produktion im Bereich Tier-, Umwelt- und Klimaschutz erreichen wollen, müssen Verbraucher bereit sein, dies in Form von höheren Preisen an der Ladentheke zu honorieren“, sagte er. Sonst werden die erforderliche Agrarwende hin zu mehr Nachhaltigkeit und Ökologie nicht gelingen. „Wir müssen endlich belastbare finanzielle Anreize für kleine und mittlere Betriebe sowie für Natur- und Artenschutz schaffen. Gesellschaftliche Leistung unserer Landwirtinnen und Landwirte braucht nicht nur Anerkennung, sondern muss sich auch finanziell lohnen“, sagte Albrecht.

CDU-Landtagsfraktionschef Tobias Koch forderte, Entscheidungen nicht ohne die Betroffenen zu fällen. Das gefährde nicht nur „die Existenz der bäuerlichen Betriebe, sondern auch den sozialen Frieden im Land“, sagte er. Ziel sei es, die gewachsenen Strukturen im Agrarbereich zu erhalten und die Existenz der Familienbetriebe zu sichern.

Die Bauern seien angesichts des von der Bundesregierung geplanten Tierwohllabels für Fleisch, dem Umweltschutz und dem Glyphosatverbot erheblichen Belastungen ausgesetzt, sagte Koch. Die Landwirtschaft dürfe nicht der „Prügelknabe der Nation“ sein.

„Wer das Land ernährt, verdient Respekt“, sagte der agrarpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Oliver Kumbartzky. „Anstatt Landwirte immer wieder pauschal an den Pranger zu stellen, brauchen wir auf Bundesebene endlich eine Agrarpolitik, die sich auf Wissenschaft und Sachverstand gründet, und die nicht durch Meinungsmache und Bauchgefühl bestimmt wird.“

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