Landwirtschaft:Agrarminister und Landwirte: Entlastung von Tierhaltern

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Ein Traktor zieht Pflug und Egge über ein abgeerntetes Feld. (Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild)

Rinder- und Schweinehalter im Nordosten kritisieren seit Jahren bürokratische Hürden. Mit neuen Gesetzentwürfen aus Berlin scheint das Fass überzulaufen: Bauern und Agrarminister Backhaus fordern dringend Entlastungen - sonst droht mehr Abwanderung.

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Linstow (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommerns Landwirte und Agrarminister Till Backhaus haben Entlastungen für Tierhalter bei den Kosten und weniger Bürokratie gefordert. Ohne solche Maßnahmen drohe ein weiteres Abwandern von Betrieben und der Verlust von Arbeitsplätzen, sagte der Präsident des Bauernverbandes, Detlef Kurreck, am Donnerstag auf dem Bauerntag in Linstow (Landkreis Rostock).

Der SPD-Politiker Backhaus sagte mit Blick auf Berliner Gesetzesentwürfe: „Die Bundespolitik sorgt derzeit dafür, dass die Tierproduktion im Inland weiter abgebaut wird.“ Die Gesellschaft sei gespalten in jene, „die ideologiebasiert argumentieren“ und „die realitätsbezogen arbeiten“. Die Landwirtschaft müsse als systemrelevant eingestuft werden, denn sie sichere die Ernährung. In MV sei der Rinderbestand bereits um 60 Prozent seit 1990 gesunken, der Schweinebestand um 70 Prozent. „Ohne Tierhaltung ist aber keine Kreislaufwirtschaft möglich“, erklärte Backhaus. Denn tierischer Dünger sei besser als mineralischer.

Die Land- und Ernährungswirtschaft ist nach Angaben des Agrarministeriums mit rund 50.000 Beschäftigten einer der wichtigsten Arbeitgeber im Nordosten.

Von den bisherigen Vorschlägen aus der Bundespolitik sei die Branche enttäuscht, erklärte Kurreck. Grundsätzlich seien Landwirte bereit, Grundwasser zu schützen und Felder nachhaltig zu bewirtschaften. Man müsse aber angesichts des sogenannten Green Deals der EU darauf achten, dass die Wirtschaftlichkeit nicht zu kurz komme. Die Strategie der EU zielt auf eine Verringerung von Pflanzenschutzmitteln und Mineraldüngern, fordert mehr Ökolandbau, Maßnahmen zur Verbesserung der Biodiversität und eine erhebliche Minderung der Treibhausgase in der Landwirtschaft.

Von den geplanten Obergrenzen für die Förderung profitierten die meisten Tierhalter nicht, sagte Kurreck. Derzeit sollen Betriebe mit maximal 2000 Schweinemastplätzen Nutzen davon haben. Das wären im Nordosten nur wenige kleine Betriebe. Dabei seien gerade größere Tierhalter Vorreiter beim Tierschutz.

Die Grenze kritisierte auch der Kieler Agrarwissenschaftler Friedhelm Taube. Solche Förderung solle daran ausgerichtet werden, wie viel Fläche einem Betrieb pro Tier zur Verfügung stehe, um Gülle auszubringen. MV sei hier Vorbild. Der Nordosten gehört nach dem Rückgang in den 90er Jahren zu den Flächenländern mit der geringsten Viehdichte.

Laut Backhaus werden im Nordosten 15 Prozent der Flächen ökologisch bewirtschaftet. Bundesweit liege dieser Anteil bei 6,9 Prozent.

Die Branche muss sich mit gestiegenen Energie-, Dünger- und Futterkosten auseinandersetzen. Zudem werden aus Sicht der Landwirte Investitionen in moderne Ställe durch neue Vorschriften erschwert statt erleichtert.

© dpa-infocom, dpa:230329-99-137214/4

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