Ärger für HSH-Nordbank-Chef:Staatsanwalt jagt Dr. No

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Die Verlustgeschäfte der Londoner HSH-Nordbank-Filiale und die umstrittene Überweisung an Goldman Sachs haben die Ermittler alarmiert. Im Visier: Konzernchef Nonnenmacher.

M. Hesse

Dirk Jens Nonnenmacher gerät wegen seiner früheren Rolle als Finanzvorstand der HSH Nordbank immer stärker unter Druck. Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt jetzt auch in Zusammenhang mit verlustreichen Geschäften in der Londoner Niederlassung der Landesbank gegen den umstrittenen HSH-Chef. Ein Sprecher der Behörde sagte am Freitag, die Behörde konzentriere sich nach monatelangen Ermittlungen jetzt auf vier derzeitige und zwei ehemalige Mitglieder des Vorstands. Darunter ist auch der heutige Chef Nonnenmacher. Damit nennt die Staatsanwaltschaft erstmals mögliche Verantwortliche für Geschäfte in London, die der HSH im vergangenen Jahr 500 Millionen Euro Verlust beschert hatten.

Gegen Dirk Jens Nonnenmacher ermittelt die Staatsanwaltschaft Hamburg wegen der verlustreichen Geschäfte der Londoner HSH-Nordbank-Filiale. (Foto: Foto: dpa)

Es geht in diesem Fall um zwei Geschäfte der HSH, die unter den Namen Omega 52 und Omega 55 bekannt sind. Dabei hatte die Landesbank Kreditrisiken an andere Banken verkauft und im Gegenzug die Omega-Zweckgesellschaften übernommen. Dahinter verbergen sich zahllose verschachtelte Wertpapiere, die nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers nahezu wertlos wurden. Nonnenmacher zeichnete die Transaktion Omega 55 wie der gesamte damalige Vorstand gegen. Dem Gremium gehörten damals unter anderen der ehemalige Chef Hans Berger sowie Eckehard Dettinger-Klemm an.

Der Vorstand unterzeichnete das Omega-Geschäft, obwohl die Risikoabteilung der Bank ausdrücklich darauf hingewiesen hatte, dass die Zeit für die Prüfung des riskanten Geschäfts unangemessen kurz war. Die Staatsanwaltschaft hatte am Mittwoch den früheren stellvertretenden Leiter der Londoner Niederlassung der HSH Nordbank, Luis Marti-Sanchez, mehrere Stunden als Zeuge vernommen. Nach seiner Aussage seien die Omega-Geschäfte in den Fokus der Ermittlungen geraten, erklärte der Behördensprecher. Allerdings befänden sich die Ermittlungen noch in einem frühen Stadium.

Ungünstiger Zeitpunkt

Gegen Nonnenmacher ermittelt die Staatsanwaltschaft außerdem wegen einer umstrittenen Überweisung der HSH an die Investmentbank Goldman Sachs. Die Landesbank hatte Risiken von Goldman im Zusammenhang mit der Lehman-Pleite abgesichert und überwies den Amerikanern im vergangenen Herbst 45 Millionen Dollar, obwohl die HSH nach Einschätzung eines Hausjuristen dazu nicht verpflichtet war.

Für die HSH kommen die Ermittlungen gegen den Chef zu einem extrem ungünstigen Zeitpunkt. Seit Monaten führt Nonnenmacher vier Vorstandsämter in Personalunion. Am kommenden Dienstag sollen in einer außerordentlichen Aufsichtsratsitzung zwei neue Vorstände vorgestellt werden. Im Arbeitnehmerlager ist man aber angesichts der jüngsten Vorwürfe gegen Nonnenmacher offenbar nicht gewillt, die von Aufsichtsratschef Hilmar Kopper initiierten Personalien einfach abzunicken. Auch Nonnenmacher selbst dürfte unter Druck kommen.

Der staatliche Bankenrettungsfonds Soffin hat unterdessen Spekulationen rund um die HSH zurückgewiesen. In den vergangenen Tagen wurde aus dem Soffin-Umfeld kolportiert, der Rettungsfonds halte das HSH-Geschäftsmodell für untauglich. "Die Prüfung durch den Soffin kann erst abgeschlossen werden, wenn die Eigentümer der HSH Nordbank dargelegt haben, wie sie die derzeit noch ausstehende beihilferechtliche Entscheidung der EU-Kommission umsetzen wollen", teilte der Soffin nun mit.

© SZ vom 17.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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