Mit 700 Euro lässt sich ein neues Fahrrad kaufen, die Urlaubskasse aufbessern oder eine großzügige Spende leisten. 700 Euro ist der Betrag, den eine Familie beim Abwasser sparen kann, wenn sie von Potsdam nach Worms umzieht. So groß sind nämlich die Unterschiede bei der jährlichen Gebührenrechnung, wie das Beratungsunternehmen IW Consult ausgerechnet hat. Worms steht mit 240 Euro ganz oben auf der Rangliste der größten 100 Städte, die der Eigentümerverband Haus und Grund vor Kurzem präsentierte, Potsdam mit 940 Euro ganz unten. "Viele Bürger zahlen damit Jahr für Jahr zu viel an Gebühren", kritisierte Verbandspräsident Kai Warnecke. Für einen Vierpersonenhaushalt im Einfamilienhaus kämen über die Jahre Tausende Euro zusammen. Während viele Städte im Süden Abwasser günstig entsorgten, hätten vor allem Städte an Rhein und Ruhr die Kosten kaum unter Kontrolle. Woher kommen die Unterschiede?
Die Stadtwerke meinen, dass Äpfel mit Birnen verglichen werden. Die Unterschiede lägen in den besonderen Bedingungen vor Ort begründet, erklärt der Verband kommunaler Unternehmen. So haben manche Städte weit auseinander liegende Siedlungen, andere Berge. Dort sind lange Leitungen und Pumpwerke instandzuhalten, und das ist teuer.
In wachsenden Städten lassen sich die Kosten auf mehr Einwohner verteilen
Das gestehen auch die Auftraggeber der IW-Studie zu. Sie erkennen auch an, dass in wachsenden Städten Gebühren sinken, allein weil sich die Kosten auf mehr Einwohner verteilen lassen - während es in schrumpfenden umgekehrt ist und deshalb teurer werden kann. Wie teuer es ist, Abwasser zu reinigen, hängt zudem auch von Industrie und Landwirtschaft in der Region ab. Auf Strukturunterschiede ließen sich die enormen Preisunterschiede aber nur zum Teil zurückführen, sagte Warnecke. Es gebe Anbieter, die trotz nachteiliger Struktur günstige Tarife anböten. Bei anderen werde extrem schlampig zulasten der Bürger gearbeitet, kritisierte IW-Forscher Hanno Kempermann.