Absatzkrise:Daimler stoppt Produktion für fünf Wochen

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Ausgerechnet bei den ertragsstarken Luxusautos sind die Absatzzahlen dramatisch eingebrochen. Nun hält Daimler fünf Wochen lang die Bänder an.

Dagmar Deckstein

Krisenstimmung in Stuttgart: Die derzeitige Absatzkrise der Autoindustrie trifft auch den erfolgsverwöhnten Premium-Hersteller Daimler mit voller Wucht. Nun muss der Stuttgarter Konzern reagieren - und greift hart durch. Daimler wird die Produktion in den deutschen Daimler-Werken fünf Wochen lang ruhen lassen, hieß es am Sonntag aus Konzernkreisen.

Produktionsstopp bei Daimler: Auch im Werk Sindelfingen (Bild) werden die Bänder fünf Wochen stillstehen. (Foto: Foto: dpa)

Ein Unternehmenssprecher wollte das zwar nicht offiziell bestätigen, verwies jedoch darauf, dass Daimler über Produktionanpassungen bereits informiert habe.

Auch nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung soll vom 11. Dezember bis 11. Januar einschließlich die Arbeit in den deutschen Mercedes-Werken ruhen, am 12. Dezember sei obendrein ein Tag zur Inventur angesetzt.

Wie ernst die Lage ist, hatte Daimler-Chef Dieter Zetsche bereits am vergangenen Donnerstag bei Vorlage der Quartalszahlen angedeutet. "Die globale Finanzkrise hat im dritten Quartal die Realwirtschaft erreicht - und die Automobilindustrie ist massiv davon betroffen", hatte Zetsche an die Mitarbeiter geschrieben. "Was wir jetzt angesichts der aktuellen Situation vor allem brauchen, ist die richtige Mischung aus Kampfgeist und Durchhaltevermögen. Daimler war immer am stärksten, wenn es wirklich darauf ankam," hatte er hinzugefügt.

Geringe Margen bei Smart

Der Konzern hatte angekündigt, seine Ziele für 2008 erneut massiv zurückzufahren und einen konsequenten Sparkurs zu fahren. Im dritten Quartal war der Ertrag des Premiumherstellers vor Zinsen und Steuern von 1,9 Milliarden im Vorjahr auf 648 Millionen Euro gesunken. Der Umsatz fiel laut Daimler um sieben Prozent auf 23,8 Milliarden Euro. Die Situation sei dramatisch, hatte Zetsche betont und eine weitere Drosselung der Produktion nicht ausgeschlossen. Vor allem auf dem US-Markt werde die Situation von Monat zu Monat schlechter.

So werde die Mercedes Car Group wohl in diesem Geschäftsjahr nur noch 2,5 Milliarden Euro zum operativen Konzerngewinn beitragen. Vergangenes Jahr waren es noch mehr als vier Milliarden Euro. Zwar meldet die Kleinwagenmarke Smart einen Absatzsprung von 20 Prozent im dritten Quartal. Doch die Gewinnmargen der Kleinwagen sind im Vergleich zu den Mercedes-Autos der S-, E- und C-Klassen viel kleiner.

Schon Anfang August hatte Daimler angekündigt, wegen der schwächelnden Autokonjunktur Schichten oder immer wieder einzelne Produktionstage in mehreren deutschen Werken sowie im US-Werk Tuscaloosa zu streichen. Bei den Einzelvereinbarungen mit den Werken war auch bereits die Möglichkeit erörtert worden, die Weihnachtsferien zu verlängern.

Nutzfahrzeuge verkaufen sich besser

Besser als das PKW-Geschäft läuft für Daimler noch das der Nutzfahrzeuge. Dennoch stockt auch hier der Auftragseingang, insbesondere in den USA. Deswegen hatte Daimler erst vor knapp zwei Wochen angekündigt, zwei LKW-Werke in USA und Kanada zu schließen und die US-Lastagenmarke Sterling ganz vom Markt zu nehmen.

Daimler steht mit seinen Problemen nicht alleine. Zuvor hatte bereits der Autobauer Opel seine Produktion gedrosselt. Ebenso fahren die Volkswagen-Töchter Seat und Skoda ihre Produktion zurück. Auch BMW will wegen der schwindenden Nachfrage weniger Fahrzeuge bauen.

© SZ vom 27.10.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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