Angst in Pkw- und Lkw-Branche:Auftragseingang "gleich null"

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Horrorzahlen bei Daimler, Produktionsstopp bei Renault, Gewinneinbruch der Lkw-Hersteller: Die Absatzkrise bei den Fahrzeugherstellern eskaliert.

Die Stimmung ist düster. Sehr düster sogar, denn quer durch die gesamte Automobilindustrie geht derzeit die Angst. Angst vor einer Rezession, die in einer dramatischen Absatzschwäche enden könnte. Vorzeichen gibt es genügend.

Peugeot-Händler in Bremen: Die Absatzkrise trifft nahezu alle Autokonzerne und viele Lkw-Hersteller. (Foto: Foto: AP)

In Frankreich legt der Autohersteller Renault ab kommender Woche "quasi alle" französischen Werke auf unbestimmte Zeit still, sagte ein Gewerkschaftsvertreter. Sie sollten für "ein oder zwei Wochen oder sogar länger" geschlossen bleiben. Die Belegschaft ist empört. In Sandouville in der Normandie, wo bis Ende des Jahres auf Kurzarbeit umgestellt wurde, blockierten Arbeiter am Morgen aus Protest die Zufahrt zum Renault-Werk. Renault hatte unlängst angekündigt, 6000 Stellen in Europa zu streichen, davon 4900 im Stammland Frankreich.

Absatzrückgang bei Peugeot

Nicht viel besser sieht es beim Konkurrenten PSA Peugeot Citroën aus. Der Konzern kündigte an, seine Fertigung im letzten Quartal "massiv" herunterzufahren. Während das Unternehmen für dieses Jahr mit einem Wachstum von 0,5 Prozent gerechnet hatte, werde der Absatz um etwa 3,5 Prozent einbrechen. Um das Unternehmen für kommendes Jahr zu stärken, seien jetzt "massive Produktionskürzungen" nötig, sagte PSA-Chef Christian Streiff.

Der Konzern rechnet mit schweren Einbußen für den Automobilmarkt in Westeuropa: Im letzten Quartal werde der Absatz branchenweit um etwa 17 Prozent einbrechen, so dass für das gesamte Jahr 2008 mit einem Rückgang von acht Prozent zu rechnen sei.

Sorge um Daimler

In Deutschland sorgt sich die Branche um Daimler. Am Donnerstag hatte das Stuttgarter Unternehmen äußerst schlechte Zahlen für das dritte Quartal vorgelegt und zum zweiten Mal den erwarteten Gewinn für das Gesamtjahr nach unten korrigiert. Betriebsbedingte Kündigungen soll es erst einmal jedoch nicht geben. Der Betriebsrat von Daimler schließt diese Maßnahme in den nächsten Jahren trotz der angespannten Situation aus. "Wir haben vor Jahren eine Beschäftigungssicherung bis 2012 abgeschlossen, daran wird nicht gerüttelt", sagte Betriebsratschef Erich Klemm der Berliner Zeitung. Nicht ausschließen wollte der Betriebsratschef indes, dass es zu kleineren Anpassungen komme.

Stark werden auch die Lkw-Hersteller von den Turbulenzen getroffen. Besonders stark leiden die schwedischen Lkw-Hersteller Volvo und Scania. Im dritten Quartal brach das Ergebnis von Volvo regelrecht ein. Der Nettogewinn sank der Nettogewinn um 36 Prozent auf 2,0 Milliarden Kronen (200 Mio Euro). Beim Umsatz legte der Konzern noch leicht um zwei Prozent auf 69,6 Milliarden Kronen zu.

Der internationale Abschwung habe sich nach Rekordwachstum und -gewinnen im ersten sowie zweiten Quartal durch die Finanzkrise deutlich beschleunigt, sagte Konzernchef Leif Johansson. Wegen des unerwartet schnellen Nachfragerückgangs habe Volvo nicht in demselben Tempo Kosten senken können. Besonders dramatisch: Den derzeitigen Auftragseingang bezifferte Johansson auf "praktisch null".

Scania befürchtet Auftragseinbrüche

Konkurrent Scania hat den Gewinn im dritten Quartal noch einmal leicht gesteigert. Doch auch der zweite schwedische Nutzfahrzeughersteller stellt sich auf drastische Auftragsrückgänge ein. Wie das mehrheitlich zu Volkswagen gehörende Unternehmen mitteilte, stieg das Nettoergebnis um 3,6 Prozent auf 1,8 Milliarden Kronen (180 Mio Euro). Der Umsatz stieg um 2,6 Prozent auf 20,4 Milliarden Kronen.

Gleichzeitig brach bei Scania wie beim schwedischen Konkurrenten Volvo der Auftragseingang massiv ein. Der Auftragsbestand lag mit 11.356 Bestellungen um 37,8 Prozent unter der Vergleichszahl des Vorjahres. Konzernchef Leif Östling kündigte an, dass Scania von seiner "erhöhten Flexibilität" durch einen Anteil von 20 Prozent Beschäftigten mit Zeitarbeitsverträgen Gebrauch machen werde.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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