Abkommen zwischen China und Australien:Milch und Wein aus Down Under

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Einfuhrzölle auf Milchprodukte sollen in den kommenden Jahren gänzlich abgebaut werden. (Foto: Carla Gottgens/Bloomberg)

"Die beste Vereinbarung aller Zeiten": China und Australien unterzeichnen kurz nach dem G20-Gipfel ein Freihandelsabkommen. Der Westen soll sehen, dass freier Handel mit Peking der eigenen Wirtschaft gut tut.

Von Marcel Grzanna, Shanghai

Zehn Jahre haben die Verhandlungen gedauert. Am Montag war es so weit. Chinas Staatschef Xi Jinping und Australiens Premierminister Tony Abbott unterzeichneten in Canberra ein Freihandelsabkommen, das einst ihre Amtsvorgänger angestoßen hatten. Das Interesse an dem Abschluss hat in den vergangenen zehn Jahren zugenommen.

China ist inzwischen die zweitgrößte Volkswirtschaft und benötigt immer mehr Rohstoffe, von denen Australien einen erheblichen Teil liefern kann. Umgekehrt weckt die wachsende Konsumlust in China Begehrlichkeiten bei australischen Exporteuren.

Beide Seiten schwärmen deshalb von den vielen Milliarden US-Dollar, die künftig die gemeinsame Handelsbilanz aufpumpen sollen. Für die Chinesen ist die Einigung aber auch eine Portion Eigenwerbung nach dem G-20-Gipfel am Wochenende in Australien.

Es sichert Arbeitsplätze, wenn Chinesen Wein aus Australien trinken

In Peking hofft man auf Freihandelsabkommen mit Europäern und Amerikanern. Die Europäische Union und USA sind die wichtigsten Handelspartner der Volksrepublik. Doch Misstrauen hier und Nationalismus dort haben Protektionismus gefördert, statt Barrieren abzubauen. Peking versucht deshalb, mit vielen bilateralen Abkommen zum Ziel zu kommen.

Erst in der vergangenen Woche verkündeten die Genossen eine Vereinbarung mit Südkorea. Auch mit Neuseeland, Chile, Argentinien und der Schweiz haben sich die Chinesen bereits auf freien Handel geeinigt. Doch der große Durchbruch lässt noch auf sich warten. Globale Industrienormen und zukunftsweisende Technologiestandards können die Chinesen nicht setzen mit bilateralen Abkommen.

Das könnte eher gelingen bei den Verhandlungen von Amerikanern und Europäern über deren umstrittenen Freihandelsvertrag TTIP oder bei den Bemühungen der USA und Japan, in das transpazifische Abkommen TTP einzusteigen. Diese Gespräche laufen jeweils ohne chinesische Beteiligung.

Das Abkommen mit Australien unmittelbar nach dem G-20-Gipfel soll im Westen nachhaltig das Bild schärfen, dass freier Handel mit China der eigenen Wirtschaft gut tut. Abbott sieht Australien jedenfalls als Gewinner und sprach von der "besten Vereinbarung aller Zeiten". Schon heute ist China wichtigster Handelspartner des Landes. 130 Milliarden US-Dollar betrug das Volumen der Geschäfte, die im vergangenen Jahr zwischen beiden Ländern abgeschlossen wurden.

Kanzlerin Merkel nach G20-Gipfel
:"Die Welt wartet nicht auf Europa"

Beim G20-Treffen ging es vor allem um die Belebung der Weltwirtschaft, den Klimawandel und die Steuerflucht, am Rande kam aber auch das umstrittene Freihandelsabkommen TTIP zur Sprache. Kanzlerin Merkel wirbt in Australien für baldige Verhandlungen.

Australiens Landwirtschaft hofft jetzt auf einen neuen Boom. Einfuhrzölle auf Milchprodukte, Rindfleisch und Wein sollen in den kommenden Jahren gänzlich abgebaut werden. Kritiker sagen, dass ein großer Teil australischer Milchfarmen ohnehin in chinesischer Hand seien und deshalb kein Australier daran verdienen würde. Die Regierung hält dagegen, dass langfristig Arbeitsplätze gesichert werden, wenn chinesische Konsumenten Wein und Milch aus Australien trinken.

Vornehmlich privaten chinesischen Unternehmen wird es in Zukunft indes leichter gemacht, in sensible Sektoren wie Rohstoffe, aber auch Telekommunikation, Medien und die Verteidigungsindustrie "down under" zu investieren. Bislang beträgt der Anteil chinesischen Kapitals an den Auslandsinvestitionen nur 1,3 Prozent.

© SZ vom 18.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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