Diesel-Affäre:Deckel drauf

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Bosch und Fiat Chrysler zahlen in den USA dreistellige Millionen-Summen an Kläger und Bundesstaaten, um die Verfahren zu beenden. Aber damit sind längst nicht alle Verfahren gegen Volkswagen, Daimler und Bosch abgewendet.

Von Stefan Mayr, Stuttgart

Der Autozulieferer Bosch gilt als weltweit bedeutender Lieferant von Steuerungs-Software für Dieselmotoren. So gut wie jeder Hersteller baut die Produkte aus Stuttgart ein. Das klingt zunächst erfreulich für das Unternehmen, doch seit dem Abgas-Skandal bei Volkswagen erweist sich diese Marktposition auch als Bürde. Denn bei vielen Schadenersatz-Klagen gegen die Autohersteller ist Bosch nun mit betroffen - und das wird inzwischen teuer: Bei zwei Vergleichen mit Klägern und US-Bundesstaaten hat Bosch nun die Zahlung von 114 Millionen Euro zugesagt. Dabei geht es um Verfahren gegen den Auto-Konzern Fiat-Chrysler (FCA), der sich seinerseits mit fast 700 Millionen Euro freikaufte.

US-Behörden warfen den FCA-Managern vor, sie hätten bei etwa 104 000 Dieselfahrzeugen der Modelle Jeep Cherokee und Ram 1500 mit einer speziellen Software die Abgas-Grenzwerte umgangen. Da Bosch die Komponenten für die umstrittenen Motoren geliefert hatte, war das Stuttgarter Unternehmen mitbeklagt. Mit ihren Zahlungen legen Bosch und FCA nun den Abgasstreit bei, ohne dabei ein Schuldbekenntnis abzugeben.

Bereits 2017 hatte Bosch im Zusammenhang mit dem Volkswagen-Dieselskandal 304 Millionen Euro bezahlt. Damit bewegt sich Bosch allmählich auf die halbe Milliarde an unerfreulichen Zusatzkosten zu. Und es könnten weitere Zahlungen hinzukommen. Denn in den USA sind noch weitere Schadenersatz-Klagen gegen Daimler und Bosch sowie gegen General Motors und Bosch anhängig.

Allerdings ist bei letzteren Verfahren der Ausgang völlig offen, weil die Voraussetzungen anders sind: Sowohl bei Volkswagen als auch bei Fiat-Chrysler hatte die US-Umweltbehörde schriftlich einen Regelverstoß attestiert. Gegen Daimler und GM liegt eine solche "notice of violation" dagegen nicht vor.

Am klarsten war die Situation im Verfahren gegen Volkswagen: Dem Wolfsburger Konzern wurde gezielte Täuschung und Behinderung der Ermittlungen vorgeworfen, das Unternehmen bekannte sich als bisher einziger Hersteller für schuldig und zahlte bislang etwa 25 Milliarden Dollar für Vergleiche. Fiat-Chrysler und Bosch kamen noch glimpflich davon: Der italienisch-amerikanische Konzern zahlt 434 Millionen Euro an die US-Bundesstaaten und 260 Millionen Euro an seine Kunden, das schwäbische Stiftungsunternehmen 90 Millionen Euro an die Bundesstaaten und 24 Millionen Euro an die Kläger.

Beide Unternehmen weisen ein bewusstes Fehlverhalten zurück und betonen, die Zahlungen seien kein Schuldeingeständnis. Vielmehr wolle man langwierige und teure Verfahren vermeiden und sich aufs Geschäft konzentrieren. In strafrechtlicher Hinsicht schwelt die Diesel-Affäre für Volkswagen, Daimler und Bosch weiter: Mehrere deutsche Staatsanwaltschaften ermitteln.

© SZ vom 12.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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