Trend: Accessoires aus Holz:Design-Brett vorm Kopf

Lesezeit: 4 min

Accessoires aus Holz

Uhren, Brillen, Handyhüllen: Holz ist Trend.

(Foto: hersteller)

Die Design-Welt hat einen neuen Lieblingswerkstoff: Brillen, Uhren, ja selbst Fahrräder werden jetzt aus Holz gefertigt. Mit Nachhaltigkeit hat das wenig zu tun.

Von Jan Stremmel

Am Anfang waren die Brillen eher eine lustige Spielerei. Wie die Holzkettchen, die sich Jan Priepke gerade durch die Hände gleiten lässt. Die Halsketten mit den aus Sperrholz gesägten bunten Anhängern verkaufte Priepke vor ein paar Jahren in Münchner Surfshops und Sneakerläden. Ziemlich erfolgreich. Eines Sommers ließ er probeweise Sonnenbrillen aus Holz herstellen. Klobige Dinger, eher Witzverkleidung fürs Reggae-Festival als ernsthafter Sonnenschutz. "Aber dann kamen immer mehr Leute und wollten ihre echten Brillengläser in die Holzgestelle bauen." Das war vor drei Jahren. Da wurde aus dem Witz eine Idee.

Jan Priepke, ein drahtiger Mann Anfang 40, steht im Showroom seiner Firma in München-Ottobrunn, er selbst trägt keine Brille, aber an den Wänden hängen Hunderte. Von links nach rechts vollzieht sich an der Wand eine kleine Evolution: Von grellbunten Plastikbrillen, wie Teenager sie vor ein paar Jahren auf Raves trugen, über die ersten Sonnenbrillen aus Holz, die Rahmen noch fast so dick wie Skateboards.

An der rechten Wand verteilt hängen schließlich, dünn und fein geschnitten, die Brillengestelle der aktuellen Saison. Aus Schwarz- und Kalkeiche, Walnuss und Ebenholz. Ausgesägt und handgeschliffen aus bis zu zwanzig verleimten Holzschichten von je einem zehntel Millimeter. "Die Technik hat unser Hersteller erst im letzten Jahr entwickelt", sagt Priepke. Die Evolution der Holzbrille folgt den technischen Möglichkeiten auf dem Fuß. Und die Kunden, so viel weiß Priepke, warten schon auf die nächste Generation. Holz braucht Hightech.

Vor drei Jahren hat Priepke mit einem Kollegen die Marke Wood Fellas gegründet. Er will keine Verkaufszahlen verraten, nur so viel: Von Jahr zu Jahr verdoppeln sie sich. Was erst mal wenig aussagt. Aber auch die Gesellschaft für Konsumforschung bestätigt: Naturmaterialien wie Holz oder Schiefer liegen bei Brillenfassungen seit einigen Jahren im Trend.

Holz hat eine ähnliche Funktion wie Bio

Zurzeit ist etwa eine von hundert verkauften Brillen aus Holz, die Modelle sind mit durchschnittlich mehr als 200 Euro relativ teuer. Aber der Anteil wächst enorm. Allein in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahren Dutzende Firmen gegründet, die diesen Trend bedienen - nicht nur mit Brillen aus Holz, sondern auch mit Smartphone-Hüllen, Handtaschen, Gürtelschnallen, Blumenvasen, Ohrringen oder Plateauschuhen.

Dinge, die jahrzehntelang aus Kunststoff oder Metall waren, fertigt man neuerdings aus Echtholz. Vor Kurzem kündigte sogar Ray Ban eine Neuauflage seines "Clubmasters" an, eines der klassischsten Brillengestelle überhaupt, in Kirsch, Ahorn und Walnuss. Die Design-Welt hat einen neuen Lieblingswerkstoff, so viel steht im Sommer 2016 fest. Auf der Suche nach einem Grund dafür lernt man viel über die Sehnsüchte und Ängste unserer Zeit.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema