Stilblog Modezirkus: Sportswear:Spielmacher vom Laufsteg

Lesezeit: 2 Min.

Interpretation einer Jogginghose. Hose: Topshop, Schuhe: privat. (Foto: Daniel Hofer)

Kann eine Jogginghose überhaupt schick aussehen? Was haben Sneakers in der Mode verloren? Und was bedeutet eigentlich die 82 auf der Brust? Tipps und Kniffe, wie Sportliches tragbar wird.

Von Lena Jakat

31? Schweinsteiger, zweifellos. 42? Sinn des Lebens. 68? Hippie? Zahlenprints wie direkt aus dem Spind eines Fuß-, Basket- oder Footballteams sind längst nicht mehr den Mitgliedern oder Anhängern eben jener Mannschaften vorbehalten. Die Ziffern prangen auf Rücken, spannen über Brüsten und Bäuchen weltweit. Die Drucke, die oft an Trikots amerikanischer College-Mannschaften erinnern, sind auf derart vielen Shirts und Sweatern präsent, dass völlig neue Topligen her müssten, wären die Träger tatsächlich alle sportlich aktiv. Die Mannschaften hießen A&F Athl Dept, California 1954, Tenvale Park.

Die große Versportlichung der Mode lässt sich jedoch nicht nur an Bloggermädchen mit Basketballshirts und Familienvätern mit Team-California-Hoodies beobachten. Bei den jüngsten Fashion Weeks schickten gleich mehrere Designer ihre zarten Models in klobigen Sneakers auf den Laufsteg, Karl Lagerfeld ließ Cara Delevingne im zerrissenen Trainingsanzug Milch holen gehen. Es wird sportlich im Kleiderschrank und zwar im wörtlichen Sinn. Doch wie alltagstauglich lässt sich Sportswear tatsächlich kombinieren?

Die Jogginghose

Seit jeher Gegenstand von Kulturkämpfen (lesen Sie hier ein Plädoyer für die Labber-Hose) wurde sie von Lagerfeld kürzlich ganz en passant in den Modehimmel gehoben. Bei seiner Herbst-/Winterkollektion ging es jedoch, wie überhaupt bei diesem Phänomen, nicht um die Jogginghose aus dem Fitnessstudio, sondern um eine Spielart derselben (in diesem Fall: pink, ein bisschen jeansig, viel used look).

Wie man sie trägt: Am besten zu hohen Hacken. Wer vielleicht noch ein klassisch-elegantes Oberteil zur Hose kombiniert, schafft einen interessanten Bruch. Genau das macht diesen Trend aus. Wer dagegen glaubt, jetzt endlich in Trainingsanzug und Tennisschuhen auf die Straße gehen zu können, liegt daneben. Ein sportliches Teil pro Outfit reicht.

Klassische Sportswear. Polo von Tommy Hilfiger, Blazer von Tiger of Sweden, Hose privat. (Foto: Daniel Hofer)

Das Polo-Shirt

Ein sportliches Element, das schon lange seinen festen Platz in der Alltagsgarderobe hat. Doch kaum ein Kleidungsstück ist so vorurteilsbelastet wie dieses Shirt mit Kragen. Wer sich darin blicken lässt, muss es sich gefallen lassen, einem Milieu zugerechnet zu werden, in dem man immer aussieht, als käme man gerade vom Poloplatz, vom Green oder vom Segelboot.

Wie man es trägt: Vorausgesetzt, man hat keine Angst vor Klischees, passt das Polohemd gut ins Büro."In einer neutralen Farbe, kombiniert mit einem sportlichen Blazer und einer dunklen Jeans oder Stoffhose, ist das Polohemd der Inbegriff des Casual-Business-Stils", sagt Stilberaterin Janine Katharina Pötsch. Das gilt allerdings nur bei angebrachter Zurückhaltung. "Das bunt gemusterte Polohemd gehört nicht ins Geschäftsleben, sondern in den Sport", sagt Pötsch. Oder in jeden beliebigen Münchner Biergarten - die heimliche Wiege des Preppy Chic.

Sneakers zum Kleidchen? Klicken Sie in das Bild! Kleid: Allsaints, Schuhe: Ash Italia (Foto: Daniel Hofer)

Sportschuhe zum Flatterkleid

Eine Liaison, die vielleicht den Geist der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wieder aufgreift, als Sneakers noch von James Dean statt von Golf-Opas getragen wurden und als furchtbar rebellisch galten. Getragen zum luftigen Sommerkleidchen wirken dicke Treter selbst heute ein bisschen revolutionär - galt die Kombination modisch gesehen doch in den vergangenen Jahren als modischer Fehltritt.

Wie man sie trägt: Sportschuh ist nicht gleich Sportschuh. Ausgelatschte Chucks zum Kleid gehen gar nicht, noch immer nicht. Wer dagegen zu Modellen in elegantem Weiß oder futuristischen Metallictönen greift, oder zu auffälligen Neon-Teilen, hat sein Trendbewusstsein schon bewiesen. Doch Vorsicht - abseits aller Geschmacksfragen gilt: "Kleine Frauen werden mit flachen Schuhen zum Kleid noch kleiner", sagt Stilberaterin Pötsch. "Frauen, die kleiner sind als 1,65 Meter sollten keinesfalls auf Absatz verzichten. Sie wirken sonst arg gestaucht." Doch auch sie müssen nicht verzweifeln. Schließlich hat die Modeindustrie längst den Sneaker mit Keilabsatz erfunden.

Und was ist jetzt mit den dicken, sperrigen Nummern auf dem Oversize-Shirt? Wem es gefällt, als Spieler einer imaginären Football-Mannschaft herumzulaufen, sollte das tun. Doch ihm sei geraten, sich vorab eine Antwort auf die Frage zu überlegen: "Was bedeutet eigentlich 82?"

Wissen auch Sie nicht recht, wie mit einem bestimmten Trend umzugehen ist oder haben eine konkrete Frage? Schreiben Sie uns an leben@sz.de.

In der kommenden Woche widmet sich Felicitas Kock hier im Modezirkus dem Thema Tierprints.

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