Charmante Kritik an der Supermarkt-Mentalität der Modewelt: Chanel-Chefdesigner Karl Lagerfeld schickt die Models bei der Fashion Week Paris nicht auf den Laufsteg, sondern ans Kühlregal. Schatz, denkst du an die Milch? Was auf den ersten Blick aussieht wie ein ganz normaler Feierabendeinkauf wirkt auf den zweiten dann doch befremdlich. Wie "rein ins Weekend-Feeling" sieht dieses Paar nicht aus. Und was sind das eigentlich für Schuhe?
Und diese Astronautinnen wirken auch nicht, als würden sie die Ware von der Käsetheke jemals selbst verzehren. In ihren Mänteln erinnern sie eher an Roboter aus einer Science-Fiction-Serie, oder...
... Models! Und der Supermarkt ist auch kein Supermarkt, sondern nur die detailreich gestaltete Kulisse für die Modenschau des Labels Chanel. Mal abgesehen davon, dass in keinem Supermarkt der Welt Prominente und Modefachleute herumsitzen, musste man schon recht genau hinschauen, um die Täuschung zu erkennen.
Auf die Etiketten der Mineralwasserflaschen zum Beispiel. Die detailverliebte Inszenierung ließ keinen Zweifel, wer hier die Regale hat einräumen lassen. Karl Lagerfeld, seit drei Jahrzehnten künstlerischer Chef im Hause Chanel.
Die Kundinnen des Kunstsupermarkts kleidete der Designer in Retro-Schnitte, die, obgleich für die graue Jahreszeit entworfen, nicht an Farbe sparen.
Wie schon auf der Mailänder Fashion Week zeigt sich auch in Lagerfelds Kollektion: Oversize bleibt. Bei diesem Mantel kombiniert Chanel zu den weiten Formen reizvolle graphische Muster wie von einer Bauhaus-Tapete.
Dieses flatterhafte Modell sieht beinahe aus wie direkt dem Süßigkeitenregal entstiegen.
Ebenfalls im Sortiment vorhanden: Eine Hommage an Chanel-Urmutter Coco - in Cerealienform. Zum allerfeinsten Vergnügen der Ehrengäste: Sängerin Rihanna und Fotografin Ellen von Unwerth finden's köstlich.
Selbst Lagerfelds Dosenbohnen sind derart durchgestylt und ordentlich gestapelt, dass sie den Models Konkurrenz machen, was die Faszination des Publikums angeht.
An der Hand Cara Delevingne, in einem Sport-Outfit wie von der Käsetheke, geht zuletzt König Karl auf Shopping-Tour in seinem Super-Supermarkt. Das ausgelassene Finale passte allerdings weniger in die Lagerfeldsche Perfektion: Am Ende stürmten Journalisten, Blogger, Einkäufer und auch ein paar der Promi-Gäste von ihren Plätzen, um die Regale leerzuräumen. Meist vergeblich: Die Ordner sammelten die ergatterten Teile wieder ein.