Kolumne: Gewusst wie:Schnürsenkel binden - ein simpler Trick

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Das Schuhband spielt eine Rolle: je mehr Synthetik, desto schlechter halten die Knoten. (Foto: imago images/misfire)

Inzwischen gibt es so viele Möglichkeiten, sich die Schuhe zu schnüren, wie Kartoffelsalatrezepte.

Von Dominik Prantl

Womöglich gibt es ja wirklich größere Probleme, als sich vernünftig die Schnürsenkel binden zu können. Aber immerhin gehört das Schnüren der Schuhe zu den alltäglichsten, ältesten und dennoch selten gewürdigten Kulturtechniken. So fixierte schon der Ötzi seine Schuhe mit Schnüren aus Lindenbast; und auch jener 5500 Jahre alte Schlappen, den Forscher in einer armenischen Höhle fanden, hatte Senkel. In Sachen Knotenkunde wiederum gehen Wissenschaftler davon aus, dass Menschen bereits vor einer halben Million Jahren Knoten nutzten, wie sich etwa in dem Aufsatz "History and Science of Knots" nachlesen lässt.

Und was machen die Menschen einer selbstverständlich höchst repräsentativen SZ-internen Blitzumfrage zufolge noch, was lernen viel zu viele Kinder weiterhin? Den sogenannten Altweiberknoten!

An Alternativen mangelt es nicht, wobei zu klären wäre: Ist das Binden der Senkel dasselbe wie das Schuhschnüren oder nur der abschließende Teil davon, also der Knoten? In all den Jahrtausenden hat die Evolution des Schuhschnürens jedenfalls eine Vielfalt an Varianten hervorgebracht, die Schnürsenkelindustrie wie Influencer gleichermaßen ernährt; womöglich gibt es inzwischen fast so viele Möglichkeiten, sich die Schuhe zu schnüren, wie Rezepte für Kartoffelsalat; man muss dafür nur einmal in Youtube nach "How to tie shoelaces" suchen. Die 24 "kreativen Wege" zum Schuhbänderbinden stehen trotz harter Konkurrenz bei fast 50 Millionen Aufrufen, hier trifft Schuhbanddesign auf Objektkunst. Selbst seriöse Quellen listen etliche Möglichkeiten auf: Sägzahnschnürung, Kreuzschnürung, Leiterschnürung, Gitterschnürung, Parallelschnürung. Abschließend stelle sich dann die Frage, ob es eine Schleife braucht und, wenn ja, wie viele und wo?

Außerdem spielt auch das Schuhband - gängige Faustregel: je mehr Synthetik, desto schlechter halten die Knoten - eine Rolle, und erst recht der Schuh mitsamt seinem Einsatzbereich. Die Lauf- und Wanderportale beispielsweise sind voller guter Ratschläge über Flaschenzugtechniken, Fersenschlupf und Feststellösen, über Schnürzonen und Tiefzughaken. Uff.

Viel besser als der Altweiberknoten ist - schon aus genderpolitischen Gründen - der Kreuzknoten

Bei all dieser Vielfalt verwässert manchmal der Blick auf das Wesentliche. Sind die Bänder vernünftig durch die Löcher gefädelt - der Autor vertraut hier bei Freizeitschuhen auf die so simple wie Flexibilität gestattende klassische Überkreuz-Schnürung, bei eleganteren Schuhe auf die ebenso klassische Parallelschnürung - kommt mit dem abschließenden Knoten der wichtigste Part. Und damit zurück zum gemeinen, heute allein schon genderpolitisch womöglich sehr unkorrekten Altweiberknoten. Den enttarnten Forscher schon vor mehreren Jahren sogar per Studie als "falschen Knoten", weil er sich besonders schnell löse und damit jedem Schuhbandträger eine bislang unerforschte Zahl an Stunden stiehlt.

Der Altweiberknoten entsteht, wenn beide Halbknoten beim Schuhebinden die gleiche Orientierung haben. Das ist - an dieser Stelle greifen Sie am besten zum Schnürschuh - beispielsweise der Fall, wenn für den ersten halben Knoten das rechte Band über das linke gelegt wird, und man für den zweiten Halbknoten anschließend um die mit mit der einen Hand geformten Schlaufe nun das Band im Uhrzeigersinn legt. Viel besser - wenn auch nicht ewig - hält der Kreuzknoten (Knotenkundler sprechen genau genommen von einem "doppelt auf Slip gelegten Kreuzknoten", also einem Kreuzknoten mit zwei Schlingen). Dabei wird - geltend für obiges Beispiel - entweder beim ersten Halbknoten das linke Band zuerst über das rechte gelegt oder beim zweiten Halbknoten die Schlaufe gegen den Uhrzeigersinn umrundet. Genau genommen lässt sich auch diese Variante mit etwas Legearbeit noch verfeinern, aber die meisten Tricks wie etwa Zusatzknoten und sonstiger Schlaufensalat sind damit obsolet. Schöner Nebeneffekt: Die Schleifen stehen nicht schräg, sondern waagrecht.

Alles klar? Wenn nicht, helfen womöglich nur noch Klettverschluss - oder Sandalen.

Der Autor befürchtet, dass der gute alte Wachsfleck bei all den LED-Kerzen bald vom Aussterben bedroht ist. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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