Für sie: Zeit anhalten
Für schöne Menschen ist das Altern ungleich schwieriger als für den Durchschnittsbürger. Der Kampf gegen den Verfall dessen, was einmal mindestens das halbe Kapital war, nimmt so viel Platz ein, dass gar keine Zeit mehr dafür bleibt, modisch dicht am Zeitgeist zu sein. Schöne Frauen sind eben auch nur Menschen. Das gilt besonders für die liebenswerte Jenny Elvers, mit der die deutsche Öffentlichkeit sich in den vergangenen Jahrzehnten durch alle Beziehungen, Abstürze und Jo-Jo-Diäten gequält hat. Und mit der man sich jedes Mal freute, wenn es ihr wieder besser ging. Auf einem Hamburger Kultabend für Filmleute - eine Party namens "Movies meet Media" - ging es ihr zum Glück wieder gut. Hier zeigte sie sich zum ersten Mal nach ihrem letzten Alkoholrückfall. Die wilden, leicht fedrigen Locken stehen ihr super, und klar kann sie auch mit 51 noch so ein superkurzes Kleid tragen, kann man auch mit 81, wenn einem danach ist. Allerdings kommt man nicht umhin, beim Blick aufs Gesamtoutfit eine Quizfrage zu stellen, die da lautet: In welchem Jahr ist Jenny Elvers modisch stehen geblieben? Das tun wir nämlich alle - je älter wir werden, umso überzeugter sind wir von Formen und Farben, die uns stehen. Das macht das Leben einfacher, andererseits läuft man zum Beispiel in der Oversize-Ära in seinen geliebten Skinny Jeans Gefahr, in den Augen der Jugend auszusehen wie ein verirrter Motto-Partygast. Die roten Overknee-Stiefel, die winterlich ausgestopfte Chanel-Logo-Tasche, die riesigen falschen Wimpern - die Antwort auf die Quizfrage lautet: irgendwann um 2005. Loslassen ist für alle schwierig.
Für ihn: Knopf aufmachen
Haare, Bauch, Klamotten - das sind die entscheidenden Kriterien für Männer Mitte 50. Alle drei potenziellen Krisenherde hat das ewige Männermodel Marcus Schenkenberg augenscheinlich immer noch im Griff. Aber er ist ja auch erst voriges Jahr zum ersten Mal Vater geworden, offensichtlich gilt für den 55-jährigen Schweden also eine etwas andere Zeitrechnung. Ziemlich allgemeingültig ist hingegen, dass Schwarz irgendwann mal zur Farbe der Wahl wird für alle, die trotz fortschreitender Erosion im Blitzlicht stehen müssen. Frauen wussten es schon immer, Männer lernen es seit einiger Zeit - die Farbe schmeichelt nicht nur unliebsame Auswuchtungen in Form und strafft das Gesamtbild, sie dient auch mehr als andere Farben als textiler Geschmacksverstärker. Gerade in der Kombination unter einem schwarzen Anzug ist das schwarze Hemd eine noch oft übersehene, dankbare Alternative. Allerdings nur, wenn die Schwarztöne von Anzug und Hemd nicht zu unterschiedlich sind und sich nicht gegenseitig runterziehen. Ein düsteres Ton-in-Ton-Outfit wie hier verpasst jedenfalls auch Nicht-Modelköpfen einen markanten Anstrich und ist viermal weniger langweilig als das weiße Standardmodell. Nicht optimal: Schenkenbergs zugeknöpftes Hemd spreizt auf Brusthöhe auf. Das ist eine missliche Nebenwirkung von Slim-Fit-Schnitten und bei muskulösen Männern eine ständige Begleiterscheinung, die einfach nicht gut aussieht, ob nun nackte Haut oder ein Unterhemd durchschimmert. Klar, Schenkberg könnte sich sofort bis zum Bauchnabel aufknöpfen und bekäme dafür wohl noch Szenenapplaus. Für die meisten anderen Männer gilt - bei der Hemdanprobe tief einatmen und prüfen, ob die Knopfleiste immer noch sauber nach unten führt.