Ladies & Gentlemen:Hätten Sie sie erkannt?

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Pamela Anderson ohne Make-Up, Pharrell Williams mit Schnurrbart. (Foto: Arket/Getty)

Pamela Anderson kam ohne Make-up, Pharrell Williams dafür mit Schnauzbart: Bei manchen Gästen der Pariser Fashion Week musste man diese Woche zweimal hinschauen.

Von Max Scharnigg und Julia Werner

Für sie: Unkompliziert schön

Zwei Begebenheiten rüttelten beim Prokrastinieren, also durch Instagram scrollen, in dieser Woche auf. Da war zum einen ein Werbevideo einer Firma, die Face-Yoga verkauft. Man sah ein paar Dutzend Frauen, aufgereiht an Schminktischen, die sich nach dem Vorbild der Trainerin mit grauenvoller Besessenheit ihre Gesichter massierten, zupften, klopften. In dieser Geballtheit wirkte die Frauenverzweiflung verstörend, wie ein Hexenkult im Mittelalter. Ja, wenn es um Glow und feste Gesichtszüge geht, dann bewegt sich die moderne Frau, die Autorin dieser Zeilen nicht immer ausgenommen, schnell am Rande des Wahnsinns. Schnitt zur Pariser Fashion Week, wo wir Pamela Anderson überall sehen, zum Beispiel hier bei der Show von Vivienne Westwood.

(Foto: Arket)

Die ehemalige Baywatch-Nixe kam ohne Make-up, ja es schien, als hätte sie sich noch nicht mal die Wangen vorher rosig geschlagen. Was im Jahr 2023 völlig egal sein sollte. Aber in einer Zeit, in der selbst junge Feministinnen Schönheitseingriffe und Spachtel-Make-up als Selbstbestimmung legitimieren, ist dieser Akt der Verschönerungsverweigerung ein wichtiger. Wir sehen hier: eine freie Frau. Sie schminkt sich nicht mehr, seit ihre Visagistin an Krebs gestorben ist. Ja, nicht nur Jugend ist endlich, sogar wir selbst, warum also gegen das Unausweichliche mit Spritze und Farbe kämpfen? Das ist, wie ein Monster mit einer Feder erstechen zu wollen. Aber vielleicht sieht diese Einstellung nur gut aus, wenn man im Leben mal wunderschön war und jetzt nur noch schön ist. Allen anderen ist der Wahnsinn also zu vergeben.

Für ihn: Gut verkleidet

Der Schnurr- oder Schnauzbart ist die klassische Typveränderung, die Männer so im Repertoire haben. Einmal pro Dekade wird die Rasur aus einer Laune oder Langeweile heraus vorzeitig abgebrochen und der entstandene Schnauzer ein paar Minuten lang prüfend im Spiegel betrachtet. Sollte man etwa zu dem sehr kleinen Prozentsatz der Männer gehören, die damit besser aussehen als ohne? Verleiht einem so ein Moustache womöglich jene modische Schneidigkeit, die an manchen Schauspielern oder k.u.k.-Offizieren mit Adelshintergrund bisweilen zu beobachten war? Oder sieht er, wie in den meisten Fällen, doch wieder nur aus wie eine aus der Zeit gefallene Kapriole, eine allzu gewollte Auffälligkeit, die eigentlich nur an Schülertheaterschminke erinnert?

(Foto: Getty)

Bei Universalstar Pharrell Williams taucht der Schnauzer immer mal wieder als Gesichts-Accessoire auf, zuletzt jetzt bei der Fashion Week in Paris. Sein Antlitz ist sonst von babyhafter Glätte, da wirkt die Barthaarbordüre schon sehr stark, und ja, sie verleiht ihm meist eine gewisse Ernsthaftigkeit, wenn nicht gar eine Gefährlichkeit, die dem Mann sonst eher abgeht. In dieser neuen Pariser Variante allerdings, also zusammen mit der getönten Brille und dem Käppchen, sieht es frappierend nach der Art von Maskerade aus, die man im Kinderdetektivkasten finden kann, im Sinne von: Verkleidungsset "Mr. X" - verfolge die Zielperson unerkannt durch die Straßen von Paris! Fehlt nur noch eine Lupe und eine Kamera, aus der Wasser spritzt - die dann aber vielleicht mit einem Trageband von Louis Vuitton?

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