Peps Hose:Unheil Naht

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Inmitten wilden Gefuchtels platzt die Naht: Pep Guardiolas Hose war nach dem Spiel am Dienstagabend ein Riesenthema. (Foto: Andreas Gebert/dpa)

Viel Aufregung um eine geplatzte Hose: Ausgerechnet Pep Guardiola, der akribischste unter den Akribischen, vergisst etwas.

Von Michael Neudecker

Der Fußballtrainer Karsten Wettberg hat einmal ein Interview nur mit einer Unterhose bekleidet gegeben, einer Unterhose in dunklem Farbton und engem Schnitt, der Eingriff an den Rändern von heller Farbe betont. Es waren die frühen Neunziger, nicht die Glanzphase in der Unterwäschen-Historie, mit Abstand betrachtet sah es aus, als trüge Wettberg eine lächerlich geschrumpfte Lederhose ohne Hosenbeine. Die Wettberg-Unterhose ist ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Sportfolklore geworden, und selbiges wird nun auch der Pep-Unterhose widerfahren, die hervortrat am Dienstagabend, als der Anzughose des Münchner Trainers Guardiola inmitten wilden Gefuchtels und Gehüpfes die Seitennaht platzte (). Die geplatzte Naht war auch am Tag danach ein Riesenthema und mit ihr einhergehend die Unterhose; schon deshalb, weil sie gar nicht richtig zu sehen war. Aber ein bisschen halt doch, was in den gelegentlich hyperventilierenden FC-Bayern-Nachbetrachtungen zu Bildzeilen führte wie "Deutlich zu sehen: Peps eng anliegende, dunkelblaue Unterhose".

Männer, die in Unterhosen Fußballer trainieren, scheinen auf seltsame Weise großes öffentliches Interesse hervorzurufen, nur Guardiola selbst empfand die Aufregung naturgemäß als nicht ganz so erheiternd. Für ihn war die Sache damit erledigt, dass er im Fernsehstudio mit einem umgebundenen Pullover erschien, der das Loch, nun ja, kaschieren sollte.

Zurück bleibt nun ein irritierender Gedanke. Pep Guardiola, der akribischste unter den Akribischen, der sich vor jedem Spiel zurückzieht, um seinen Modelkörper mit Bedacht in einen schicken Super-Slim-Anzug zu schieben - Guardiola hat ausgerechnet bei der Frage, wie er sich im Rampenlicht der Welt zeigt, einen wichtigen Aspekt vergessen. Wenn er in seinem Anzug rausgeht auf den Rasen, muss er sich darin auch noch bewegen können.

© SZ vom 23.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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