Bier gilt ja als das demokratische Getränk schlechthin. Und so wird es auch inszeniert: Nichts löscht den Durst besser, es ist erschwinglich und schafft klassen- wie völkerübergreifend Geselligkeit - mehr Stichworte brauchen Brauer meist nicht für die Imagepflege. Doch nun, wo die Hopfenbauern den Hopfenspargel nach vorn bringen wollen, muss womöglich neu nachgedacht werden. Weizen und Biersoße zu einem Gemüse für 60 Euro pro Kilo? Das wird wieder nicht jede Klientel verstehen, und wer Hopfenspargel sagt, wird wohl künftig auch Champagnerbier sagen müssen. Nur Mut, teurer als die Maß auf dem Oktoberfest kann es schließlich nicht mehr werden.
Noch bis in die Sechzigerjahre war Champagnerbier bei uns weit verbreitet, nun ist es fast in Vergessenheit geraten. Schuld war, wie viele Brauer bis heute gern erklären, ein Markenabkommen mit Frankreich, das verbot, die Bezeichnung Champagner unrechtmäßig im Namen zu führen.
Wobei Champagnerbier ursprünglich mit Luxus nichts zu tun hatte. Als sein Erfinder im 19. Jahrhundert gilt der Augsburger Karl Michel, der der Sorte besonders viel Kohlensäure zuführte und sie in seinem "Lehrbuch für Bierbrauer" so beschreibt: Es "schäumt und perlt, ist dabei so kalt wie möglich und schmeckt süß und weinig".
Doch die Rezepte variierten, und auch andere nahmen die Erfindung für sich in Anspruch. Heute käme dem Champagnerbier wohl ein stark moussierendes Kristallweizen geschmacklich am nächsten; in Österreich wird hefefreies Weizen weiter als Champagnerbier bezeichnet.
In Deutschland haben manche Brauer indes angefangen, neue Edelsorten mit Sekthefen zu versetzen und das Ergebnis Champagnerbier zu nennen. Ein Weizen mit Noten von Karamell und Waldbeeren für 20 Euro pro Flasche? Es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis jemand ein Verbot erwirkt, solche Getränke als Bier zu bezeichnen.