Nach Kritik an Leihmutterschaft:Dolce & Gabbana im Shitstorm

Lesezeit: 2 Min.

Das Designerduo Dolce & Gabbana posiert nach der Präsentation ihrer Herbst- und Winterkollektion während der Fashion Week im März 2015 in Mailand. (Foto: dpa)
  • Nach Meinung des homosexuellen Designers Domenico Dolce sollte eine Familie immer aus Vater, Mutter und Kind bestehen.
  • Von Leihmüttern ausgetragene Kinder, die homosexuellen Paaren anvertraut werden, bezeichnet er als "synthetisch" und "Kinder der Chemie".
  • Im Internet bricht daraufhin ein Sturm der Empörung los. Elton John ruft zum Boykott des Modelables auf.

Von Oliver Meiler, Rom

Es fallen gerade hässliche Worte in der Welt der Schönen und Berühmten, sogar der Begriff "Fascista" fiel schon. Und das alles wegen der lieben Kinder, jener im Besonderen, die mit künstlicher Hilfe gezeugt, von Leihmüttern ausgetragen und gleichgeschlechtlichen Eltern anvertraut werden. Domenico Dolce, der Sizilianer im italienischen Designerduo Dolce & Gabbana, nennt sie "synthetisch" und "Kinder der Chemie". Eine Familie, sagte der 56 Jahre alte Modeschöpfer in einem Gespräch mit dem Wochenmagazin Panorama, sollte aus Vater, Mutter und Kind bestehen. So sei das immer gewesen, und so gehöre sich das auch in Zukunft. Basta.

Das konservative Heft machte daraus wohl vor allem deshalb sein jüngstes Cover, weil Dolce selber homosexuell ist und die Geschichte garantiert Lärm machen würde: "Viva la famiglia" steht da in roten Lettern - und in Klammern: "tradizionale". Auf dem Coverfoto sieht man auch den Mailänder Stefano Gabbana, der mittlerweile klarmachte, dass er in dieser einen Sache anders denke als sein Geschäfts- und früherer Lebenspartner, und dass er, für seinen Teil, ganz gerne ein Kind hätte: "Domenico ist nun mal sizilianisch geprägt", sagte Gabbana dem Corriere della Sera. Er habe aber das heilige Recht, so zu reden, wie es ihm gefalle.

Sturm der Entrüstung in den sozialen Netzwerken

Dolces Denken und Reden löste einen Sturm der Entrüstung aus. Elton John etwa, der mit seinem Partner David Furnish zwei Kinder hat, rief zum Boykott des Labels auf: "Ich werde nie mehr etwas von Dolce & Gabbana tragen, was erlauben sich die eigentlich!" Courtney Love ließ ihre Twitter-Follower wissen, dass sie ihre Kleider von D&G verbrennen werde: Sie hat sie schon mal aufgehäuft und ein Bild davon gepostet. In den sozialen Netzwerken meldete sich auch Sänger Ricky Martin, der seine Zwillinge Valentino und Matteo ebenfalls von einer Leihmutter austragen ließ. Dolce verbreite "Hass", schreibt er: "Wach auf, wir sind im Jahr 2015."

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Man wirft den Designern auch Bigotterie vor, hätten sie sich 2005 doch auf dem Vanity Fair-Cover mit vier Kleinkindern gezeigt, zur Schlagzeile: "Der Wunsch, Eltern zu werden." Eine Dekade ist vergangen, samt Umdenken. Unlängst zeigten Dolce & Gabbana ihre Winterkollektion für 2016 bei einer umstrittenen Show: Die defilierenden Damen trugen Babys auf ihren Armen, auch traten schwangere Models auf. Ein Wink?

Totalitäre Tendenzen in der Unterhaltungsprominenz

Nun, auf die Entrüstung folgte bald die Gegenentrüstung. Gabbana vermutet totalitäre Tendenzen hinter dem Boykottaufruf der Kollegen aus der Unterhaltungsprominenz. Seinen Kommentar auf Elton Johns Instagram-Seite, in dem er den Sänger als "Faschisten" schmäht, löschte er allerdings wieder.

Etwas mehr Vernunft offenbarte Donatella Versace: "Es ist nicht die Sexualität, die eine Person definiert", sagte sie, "sondern ihre Integrität, die Treue und die Liebe, zu der sie fähig ist." Und wer zu wahrer Liebe zu einem Kind fähig sei, der habe ein Recht darauf, eines zu haben - über die Adoption oder durch künstliche Befruchtung. Ein Gesetz auf diesem Gebiet gibt es in Italien noch nicht. Die Politik nähert sich dem Thema nur sehr behutsam - aus Sorge vor dem traditionalistischen, nicht nur sizilianischen Reflex.

© SZ vom 17.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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