Kolumne: Gewusst wie:Lederschuhe pflegen

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Auf die richtige Vorgehensweise kommt es an: erst die Grundpflege, dann die Politur auftragen. Doch womit? (Foto: Alessandra Schellnegger)

Wie schafft man es, dass Modelle aus feinem Glattleder weder stumpf und rissig aussehen noch affig glänzen? Wie Budapester, Mokassins und Co. länger schön bleiben.

Von Harald Freiberger

Was die Deutschen, besonders die deutschen Männer, immer noch unterschätzen, ist die Wirkung ihrer Schuhe. Der eine trägt einen 1000-Euro-Armani-Anzug und dazu ungeputzte Lederschuhe mit Gummisohlen, die hinten auf einer Seite abgelaufen sind. Der andere hat eine löchrige Jeans an und dazu einen rahmengenähten Budapester mit leichtem Seidenglanz. Wer macht den gepflegteren Eindruck? Eben. An den Schuhen sollt ihr sie erkennen.

Es geht gar nicht einmal darum, einen teuren Markenschuh zu tragen. An einem Lieblingspaar möchte man schon aus Nachhaltigkeitsgründen möglichst lange Freude haben. Doch wie pflegt man Lederschuhe richtig? Das Wichtigste, um mit Schuhen einen gepflegten Eindruck zu machen, ist, dass man sie überhaupt pflegt. Klingt einfach, ist aber nicht selbstverständlich. Leder braucht Nahrung in Form eines regelmäßig aufgetragenen Pflegemittels. Bekommt es diese Pflege nicht, wird es mit der Zeit blechern und in der Gehfalte rissig. Diese lästigen Falten im Schaft oberhalb der Zehengrundgelenke, die durch die Stauchung des Materials beim Gehen entstehen, lassen sich dann auch mit einem Schuhspanner nicht mehr wegdrücken.

Gemieden werden sollten Glanzschwämme, sie verschließen die Poren des Leders

Man muss unterscheiden zwischen einer Grundpflege und einer Glanzpflege. Die Grundpflege sind weichere, fetthaltige Cremes in kleinen Tiegeln, die Glanzpflege sind härtere Wachse in flachen Blechdosen. Beides gibt es in edleren Varianten und in günstigeren. Welche man wählt, ist gar nicht mal so entscheidend. Hauptsache, man tut es.

Die Grundpflege wird erst mit einem Baumwolltuch auf den Schuh gerieben, vor allem in die Gehfalte, und anschließend leicht poliert. Sobald das Produkt eingezogen ist, kommt die Wachsschicht drauf, die mit einer stärkeren Politur den Glanzeffekt erzeugt. Man kann das mit einer Gesichtspflege vergleichen: Das Make-up ist nur für das gute Aussehen da, aber es pflegt die Gesichtshaut nicht, dazu braucht es eine eigene Creme.

Womit polieren? Der Profi schwört auf eine feine Bürste aus Ziegenhaar. Es wurden auch schon Experten dabei beobachtet, wie sie über diese noch einen Damen-Feinstrumpf stülpten, der einen besonderen Glanzeffekt erzeugen soll. Zudem gibt es spezielle Felle, in die man wie in einen Handschuh schlüpft.

Kleiner technischer Trick: Beim Polieren mit der Haupthand immer dieselbe schnelle Hin- und Herbewegung vollführen und den Schuh mit der anderen Hand so hinhalten, dass jede Stelle berührt wird - nicht umgekehrt, das führt nur zu Verrenkungen der Haupthand. Gemieden werden sollten spezielle Glanzschwämme, sie verschließen auf Dauer die Poren des Leders. Fachleute empfehlen zudem eine Grundreinigung mit Sattelseife unter laufwarmem Wasser alle Vierteljahre, um Wachsrückstände zu entfernen.

Auch dem Lieblingspaar sollte man dann immer wieder mal einen Tag Pause zum Lüften und Erholen gönnen. Und nun noch etwas zu Schuhspannern. Sie sind eine Philosophie für sich. Manche schwören auf die Strecker, um erst gar keine Falten in den Lederschuhen aufkommen zu lassen. Doch manchmal tut es auch eingelegtes Zeitungspapier, insbesondere, wenn die Schuhe sich nicht unnötig weiten sollen oder nass geworden sind. Keinesfalls sollte man mit übergroßen Streckern die Schuhe überdehnen.

Bei aller gut gemeinten Pflege kann man auch zu viel des Guten tun. Experten raten für das normale Geschäftsleben von zu starkem Glanz ab, so etwas kann leicht geckenhaft wirken. Manche Schuhe verfügen fabrikneu über einen extremen Glanz, auch da gibt es einen Trick: Mit sehr feinem Sandpapier lässt sich das Leder etwas matter bekommen. Das Ziel ist ein leichter Seidenglanz, besonders auf der Schuhspitze - für den guten Auftritt.

Bereits der Opa von Harald Freiberger legte großen Wert auf gepflegtes Schuhwerk. Er hatte sogar eine elektrische Schuhputzmaschine. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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