Für sie: Upgrade der Jugendliebe
Mit dem Revival der Neunzigerjahre haben, ein Blick auf die Straße reicht, auch Devotionalien des amerikanischen Lifestyles zurück in die Kleiderschränke gefunden. Die Gen Z trägt beispielsweise T-Shirts und Sweatshirts mit Uni-Aufschriften, so als hätte sie vollzählig in Yale studiert - zu haben ist der Ivy-League-Status aber für ein paar Euro bei Billiganbietern wie H&M. Selbst The Gap bietet längst wieder Jersey-Ware mit Logo-Aufschrift im Uni-Stil an. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis auch die "Varsity"-Jacke wieder auflebt. Es fing an in den coolsten Vintage-Shops der Welt, schwappte dann über auf die sogenannten Streetstyle-Labels, und jetzt ist das Teil sogar auf den internationalen Laufstegen angekommen. Dort passieren die wahren Trends schon seit Längerem immer zuletzt!
Das ist aber nicht schlimm, sondern genau richtig für die Erwachsenen, die gerne aus Nostalgiegründen wieder so einen Baseball-Blouson tragen würden, sich aber ein bisschen schämen - und außerdem mittlerweile einfach besseres Material am Körper gewohnt sind. Die Designer-Collegejacken sind also vielleicht nicht originell, aber ein tragbares Upgrade einer Jugendliebe, wie wir hier bei Kenzo sehen können: Schultern mit Leder versehen, Schnitt ein bisschen länger, Farbkombi ein bisschen weniger wie im High-School-Movie. Damit hätten wir sie also definiert, die Übergangsjacke dieses Herbstes, die über allem gut aussieht, von der weiten Wollhose bis zum Seidenkleid - nur nicht über Jeans, das wäre einfach nur schlecht gealtert.
Für ihn: Der College-Kollege
Viele Elemente der US-Alltagskultur sind durch Serien und Filme so vertraut, als hätten sie tatsächlich in der eigenen Biografie eine Rolle gespielt. In einem Diner Kaffee nachgeschenkt zu bekommen etwa oder am ersten College-Tag seine Bude zu beziehen - alles oft gesehen, gelesen oder Songs dazu gehört. Vermutlich konnte Halloween deshalb so einfach im Rest der Welt implantiert werden, jeder wusste schon annähernd, was dabei zu tun ist. Auch College-Sportjacken sind, obwohl hierzulande nicht gebräuchlich, ein vertrauter Anblick geworden. Sie gehören zur Ausstattung jedes All-American-Sportmärchens und können immer Spuren von Baseball-Sammelkarten und Horrorfilmen enthalten. Nicht selten sind die Jacken mit den dick aufgeflockten Namen, Zahlen und Symbolen in Filmen auch Kennzeichen von Rowdys oder Rüpeln, die es nur mit Sportstipendium aufs College geschafft haben.
In den Neunzigern war der Stil dieser "Varsity-" oder "Letterman-Jackets" erstmals großflächig in Europa beliebt, jetzt gibt es Anzeichen, dass das Comeback der Quarterback-Mode ansteht. Marken lieben die Dinger natürlich, weil sie ungeniert groß ihre Insignien darauf platzieren können, so wie Heron Preston hier seine Initalien. Obwohl sie sportlich-casual sind, sind die Jacken nicht ganz einfach zu kombinieren, rein geschmacklich passen andere US-Klassiker wie Cargo-Pants und weißes T-Shirt ganz gut dazu. Aber auch die Physiognomie des Trägers spielt eine Rolle - schlaksige Männer wirken darin leicht verloren, bei untersetzten Typen verstärkt der Schnitt das bollerige Gesamtbild. Zumindest in der B-Auswahl der College-Mannschaft sollte man also schon sein.