Jubiläums-Dinner für Königin Elisabeth II.:Camillas Coup

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Was serviert man Ihrer Majestät? Vor dieser Frage stand Camilla Mountbatten-Windsor, die anlässlich des Thronjubiläums ihrer Schwiegermutter Königin Elisabeth II. ein Dinner ausrichtet. Anstatt Rezeptbücher zu studieren - die bekanntermaßen voll sind von zweifelhaften Speisen -, hat die Herzogin von Cornwall die heikle Geschmacksfrage an Kinder delegiert. Welch kluger Kniff!

Marten Rolff

Neue Gerichte auf Bestellung zu erfinden, ist eine problematische Idee, deren Erfolg doch weitgehend dem Zufall überlassen bleibt. Denn selbst halbwegs versierte Köche werden bestätigen, dass Inspiration nicht auf Knopfdruck funktioniert - und dass es deutlich sicherer ist, wichtigen Gästen eine erprobte Kreation vorzusetzen, als sie mit seltsamen Experimenten zu überraschen.

"Hoch die Gläser!", heißt es am kommenden Montag: Am 6. Februar feiert Königin Elisabeth II. 60-jähriges Thronjubiläum, ihr zu Ehren wird Schwiegertochter Camilla ein Dinner ausrichten. (Im Bild: Ihre Majestät bei einem festlichen Dinner mit Vertretern der Commonwealth-Staaten in Perth 2011) (Foto: dpa)

Natürlich kann man Glück haben wie der Jahrhundertkoch Auguste Escoffier, der zur Pariser Uraufführung von Jacques Offenbachs Operette "Die schöne Helena" seine "Birne Helène" präsentierte - ein Dessert, das sich seitdem mit einigem Anstand durch die Menüfolgen der gutbürgerlichen Küche schleppt. Andererseits: Gibt es nicht doch aufregendere Nachspeisen als gekochtes Obst mit Eis und Schokosoße?

Die Herzogin hat ihre Hausaufgaben gemacht

Die Rezeptbücher jedenfalls sind voll von zweifelhaften Speisen, die wir der Laune geschmacksunsicherer Potentaten verdanken. "Blumenkohl Dubarry" zum Beispiel, der mit einer faden Pampe aus Eiern, Mehl und Käse überbacken wird, ist für sich genommen schon keine kulinarische Offenbarung. Und die Tatsache, dass er möglicherweise bis heute nur auf den Tisch kommt, weil Ludwig XV. seiner Mätresse eine Freude bereiten wollte, macht es nicht besser.

Etwas anders gelagert ist der Fall beim Clubsandwich, das der Legende zufolge in einem New Yorker Casino erfunden wurde, weil ein Lord nach einem Snack verlangte, der sich bequem mit einer Hand essen lässt, während die andere die Pokerkarten hält. Vorgesetzt wurde ihm schließlich ein Toastbrotstapel, aus dem unten notorisch die Tomatenscheiben purzeln und rechts wie links das Dressing trieft, wenn man ihn zwischen den Fingern balanciert. Bis heute mühen sich tapfere Esser in urigen Spelunken an diesem Monstrum ab, und wer nebenbei beim Poker gewinnen will, braucht schon einen Royal Flush.

Es lohnt sich also, die Tücken all dieser Gerichte aufmerksam zu studieren, bevor man Köche mit einem Jubiläums-Dinner beauftragt. Und es ist offensichtlich, dass Camilla Mountbatten-Windsor da ihre Hausaufgaben gemacht hat. Die Herzogin von Cornwall plant nämlich, ihre Schwiegermutter Elisabeth II., die am Montag vor 60 Jahren Königin von England wurde, zum Thronjubiläum mit einem Essen zu überraschen.

Dafür hat Camilla gerade einen Wettbewerb ausgerufen, für den Schulklassen aus dem ganzen Land Menüvorschläge erfinden sollen. Was dabei so an britischen Spezialitäten zusammengemantscht wird, darf Hofkoch Mark Flangan dann für die offiziellen Feierlichkeiten im Juni umsetzen. Ausgewählte Schüler werden als Kellner fungieren.

Wie klug von der Herzogin! Denn wo Kinder sich Mühe gegeben haben, isst man sogar sein frittiertes Snickers brav auf - und schluckt die Kritik gleich mit hinunter.

Camilla aber wird auf ihrem steinigen Weg, endlich eine Königin der Herzen zu werden, mit dieser Überraschung wieder ein gutes Stück vorankommen. Nebenbei bemerkt: Die Messlatte für den Erfolg der Schüler liegt ohnehin nicht sehr hoch. Zur Krönung von Elisabeth II. haben Köche 1952 das "Coronation Chicken" erfunden, das heute auf britischen Speisekarten ein eher tristes Dasein fristet. Die Zutaten: Hühnchen, Mayonnaise und Curry. Mehr braucht man eigentlich nicht zu wissen.

© SZ vom 03.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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