Kolumne: Ladies & Gentlemen:Sommergäste

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(Foto: Picture alliance)

Wie geht man bei hohen Temperaturen halbwegs würdevoll über den roten Teppich? Eine Fallbesprechung anlässlich der Netflix-Filmpremiere von "The Gray Man" in Berlin.

Von Max Scharnigg und Julia Werner

Für sie: Strand-Glamour

Das ist Céline Bethmann. Sie hat irgendwann mal "Germany's Next Topmodel" gewonnen, aber jetzt trotzdem immer noch die gleichen Probleme wie alle anderen auch, nämlich Fragen wie: Was soll man bloß auf einem sogenannten Event anziehen, wenn es draußen warm ist wie im Backofen? Das Make-up fließt weg, die Haare krausen, und besonders unschön ist das Gefühl von Schweiß, der sich irgendwo ab Brusthöhe auf den Weg nach unten macht. La Bethmann hat dafür eine gute Lösung gefunden: das Cut-Out-Dress. Es sieht aus wie ein BH, der mit einem dünnen Stück Stoff mit einem Rock verbunden ist, und es erinnert die eine oder andere vielleicht an die unsäglichen Badeanzüge dieser Art, die jedes Jahr aufs neue beworben, aber eigentlich nie getragen werden, außer von Anhalterinnen auf Bootsstegen. Wo nix ist, da kann auch nix verschwitzt werden, lautet hier also das Motto, und überhaupt ist gegen dieses Kleid eigentlich nichts einzuwenden, nicht jeder hat schließlich Valentino-Budget. Nur gegen die schwarzen Schuhe muss Einwand erhoben werden, weil sie mit diesem himmelblauen Strand-Glamour-Look nicht nur ästhetisch clashen, sondern auch schwer nach geschwollenen Sommerzehen aussehen. Flache Sandalen, vielleicht gebunden, wären besser gewesen! Aber vielleicht ging es auch gar nicht um die Hitze. Vielleicht ging es um Ryan Gosling, denn der Event war die Premiere seines Films "The Gray Man". Der Mann trug dafür ein rotes Reiterjackett, und dagegen sah Céline Bethmann auch in diesen Schuhen richtig gut aus.

Für ihn: Locker bleiben

Der Sidekick hier heißt Lukas Bossert und ist ein Berliner Unternehmer, der, wie man erfährt, lange Zeit als Model gearbeitet hat. Das ist gut, das ist genau der Lebenslauf, den man sich wünscht in Berlin. Aber egal, wie viel Modelerfahrung man hat - zu einer Filmpremiere im Hochsommer angemessen gekleidet zu erscheinen, ist keine einfache Sache. Jenseits der 25 Grad wird es für Männer bekanntlich schwer, halbwegs würdevoll aufzutreten, ohne einen Hitzschlag befürchten zu müssen, während Frauen problemlos immer weniger anziehen können, ohne dabei unfestlich zu wirken. Herr Bossert hat sich also für einen Hitze-Kompromiss entschieden - wenig freie Haut, aber auch nichts Formelles. Das ist eine gute Gelegenheit, um über das frei hängende Herrenhemd zu reden. Seit der Serie "Queer Eye" wird ja viel über das richtige Tucking von Hemden gesprochen, hinten raus, vorne rein oder umgekehrt - alles möglich. Die ganz lose Variante wie hier ist immer noch das häufigste Vergehen beim Normalo-Mann. Das Hemd von Herrn Bossert ist dafür gerade noch so geeignet. Bei klassischen Hemden, die lang geschnitten sind, bei denen der Saum einen tiefen Seitenschlitz bildet und womöglich noch einen Stockzwickel trägt, verbietet sich das Raushängenlassen von selbst - es sieht extrem unordentlich aus. Nein, wer in Gesellschaft ungestopft tragen möchte, braucht spezielle Untuck-Hemden, die kürzer geschnitten sind und einen geraden Saum haben. Und selbst bei denen entsteht leicht eine unvorteilhafte Bauch-Betonung, die sonst von Hosenbund, Gürtel und sauber gestecktem Hemd kaschiert wird. Ein kleiner Modelhintergrund könnte also auch nicht schaden.

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