Espresso für die ISS:Küchengeräte im All

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Könnte auch auf der Erde trendy werden: Die ISS-Espresso-Maschine. (Foto: lavazza)

Die ISS-Astronauten erhalten eine eigene Espressomaschine. Braucht es das? Und welche Haushaltsgeräte werden wohl als nächstes die Reise in die Schwerelosigkeit antreten?

Von Martin Zips

Der Mensch hat halt so seine Bedürfnisse. Erdbeeren im Winter? Kein Problem. Im Supermarkt gibt's ja welche. Schnee in der Wüste? Aber gerne. In Dubai kann man in Hallen Slalom fahren.

Im Prinzip ist von der Unterwasser-Hochzeit bis zum Geburtsvorbereitungskurs im Seniorenheim längst alles möglich. Und wehe, der globalisierte Konsument bekommt mal nicht das, wonach ihm gerade der Sinn steht. In einem italienischen Supermarkt konnte man jüngst einen deutschen Urlauber dabei beobachten, wie der vollkommen ausflippte, weil er keine Kaffee-Pads im Sortiment fand. Ja, wie sollte er sich denn sonst seinen Kaffee machen?

Mikrowellending, aus dem Kaffee kommt

Apropos Kaffee. Die Internationale Raumstation (ISS) bekommt jetzt eine eigene Espressomaschine. So etwas fehlte dort oben ja noch. "Mitglieder einer langen Weltraum-Mission vermissen oft vertraute Annehmlichkeiten - zum Beispiel Lieblingsgerichte oder eine frische Tasse Kaffee", argumentiert die Nasa auf ihrer Homepage. Vor allem der italienischen Astronautin Samantha Cristoforetti dürfte es ohne Koffeinkonzentrat zuletzt ziemlich dreckig gegangen sein. Gut, dass das 20-Kilo-Dampfgerät bald in ihrer Küche steht - und gut für die Nasa, dass Cristoforetti nicht auf weitere vertraute Annehmlichkeiten wie Holzofenpizza mit Melanzane besteht.

Die Erprobung der von der Firma Lavazza mitentwickelten und von der Italienischen Raumfahrtagentur gesponserten 120-Volt-ISSpresso-Anlage könne möglicherweise zu "neuen oder verbesserten Brühmethoden und -Techniken in erdbasierten Anwendungen" führen, heißt es bei der Nasa. Da kann es nicht lange dauern, bis der ein oder andere erdbasierte Kaffeefreund sich aus seinem Müllberg bunter Nespresso-Kapseln schält und glaubt, er brauche sofort auch so ein weißes, mikrowellengroßes Ding.

Kaffee im All - was kommt als nächstes?

Eigentlich reicht seit Jahrzehnten diese Methode ja vollkommen aus: Man nehme eine 2er, 4er oder 6er Bialetti-Espresso-Kanne, drehe sie auseinander, fülle das Sieb mit Espressopulver (zum Beispiel der Marken Illy oder Lavazza) sowie den Tank mit (kaltem!) Leitungswasser bis zum Ventil. Dann schraube man alles wieder fest zusammen, stelle das Alu-Kännchen auf den Herd und erhitze es, bis das dampfende Röcheln seinen lautmalerischen Höhepunkt erreicht. Funktioniert natürlich nur in Gebieten, die nicht von Schwerelosigkeit betroffen sind.

Ob mit der nächsten Fracht den russischen Astronauten eine Sauna frei Bordsteinkante geliefert wird? Bekommen die Amerikaner bald einen Barbecue-Grill? Wer's bezahlen kann, für den ist alles möglich. Nur der erdbasierte Anwender traditioneller Brüh- und Garmethoden wundert sich da schon manchmal, wofür in dieser merkwürdigen Welt so alles Geld da ist.

© SZ vom 15.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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