Dauerhafte Modeausstellung:Inspiration aus alten Formen

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Natürlich kann man auch das als ein Statement werten, in etwa nach dem Motto: Berlin lässt sich modisch nicht einordnen und will auch gar nicht eingeordnet werden.

Das mag stimmen oder nicht, fest steht: Die Geschichte der Mode - von den Reifröcken der Frau bis hin zu Entwürfen von Coco Chanel und H&M - sollte besonders in einer Stadt, in der jeden Tag neue Trends auf den Straßen entstehen, stets nachvollzogen werden können. Aus alten Formen, Silhouetten und Techniken ergeben sich immer wieder neue Ideen, sie sind die Inspiration aller Designer.

Nicht umsonst sitzt in der Hauptstadt die "Esmod Berlin", eine internationale Kunsthochschule für Mode. Ihre Studenten können sich künftig nun im Kunstgewerbemuseum auch von Original-Modellen inspirieren lassen. Und zwar vor Ort.

Modelle aus 300 Jahren der Modegeschichte

Ein Rundgang durch die neue Schau fühlt sich wie ein Schaufensterbummel durch die Geschichte der Mode an. Hinter Vitrinen glänzen und leuchten Modelle aus den vergangenen 300 Jahren der Modegeschichte, angefangen im Jahr 1730, bei der "robe à la francaise", dem bekanntesten Damenkleid des 18. Jahrhunderts.

Der Besucher geht vorbei an englischen Damenslippern aus Silberlamé, sehr unbequem anmutenden Reifröcken aus dem England der 1860er Jahre und entdeckt bestickten Abendsandaletten von Salvatore Ferragamo aus den Fünfzigern, die aussehen, als könnten sie aus der vergangenen Sommerkollektion stammen.

Wer sich für neue Entwürfe inspirieren lassen will, braucht sich nur die Stoffe und Silhouetten anzusehen, in die die Puppenkörper gehüllt sind. Ballkleider aus Seidenmoiré, Reifröcke in den verschiedensten Formen und Größe, bedruckte Damenschuhe aus Ziegenleder von 1795: die ausgestellten Stücke erzählen wie Zeitzeugen die Geschichte der Mode.

Worth, Vionnet, Yves Saint Laurent, Versace - etwa 130 Kleider namhafter Designer, aber auch der Schmuck und die Schmink- und Kosmetikutensilien von Königin Luise von Preußen sind zu sehen.

Mit dem, was die Mode auf Berlins Straßen angeht, mögen die edlen Stoffe und Schnitte nicht viel zu tun haben. Berlin war ja schon immer etwas anders, man denke nur an den "Berliner Chic" der Zwanzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts, als sich die Frauen hier gerne mit Bubikopf im Stil von Marlene Dietrich inszenierten - auch ein Stück Modegeschichte.

Am Ende des Rundgangs werden die Entwürfe von Christian Dior und Coco Chanel gezeigt. Paris also, nicht nur für ein paar Monate, sondern bleibend. Berlin fehlt ein Stück zu Paris. Doch der Abstand ist etwas kleiner geworden.

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