Für sie: Leicht bis seicht
Wie jedes Jahr um diese Zeit hat der Farbkartenguru Pantone die wichtigste Farbe des nächsten Jahres ausgerufen: Peach Fuzz. Und wie jedes Jahr war das Begleitschreiben eine Laudatio, in der die Gewinnerin - eine Farbe - als eierlegende Wollmilchsau präsentiert wurde: "In einer Zeit, in der so viele Bereiche unseres Lebens von Unruhe und Aufruhr geprägt sind, wird unser Bedürfnis nach Fürsorge, Empathie und Mitgefühl immer stärker - ebenso wie unsere Vorstellungen einer friedvolleren Zukunft." Es wäre natürlich schön, wenn eine Farbe Weltfrieden herstellen könnte. Wir versuchen es mal eine Nummer kleiner und begnügen uns mit dem Frieden unter dem eigenen Weihnachtsbaum, bei dessen Wahrung der gut gelaunte Pfirsichton sicher helfen kann. Denn auch das steht im Pantone-Text: Der Farbton vermittele eine Botschaft der Zuwendung und des Teilens und drücke unser Verlangen nach Zusammengehörigkeit mit anderen aus, außerdem den Wunsch nach einem Moment der Stille und das dadurch entstehende Gefühl der Sicherheit und Ruhe. Klar, das ist vollkommen gaga, bespielt aber auch: die ganze nervliche Klaviatur des Menschen an Weihnachtstagen.
Wie wäre es also mit einem Täschchen, so klein, dass man es eigentlich als Armband tragen könnte? Es heißt Candy Jodie, ist von Bottega Veneta, hat keinen praktischen Strap zum Umhängen, außerdem geht nicht mal ein Telefon rein. Es ist so herrlich unnütz, dass einem ganz leicht ums Herz wird, zumal dank der unbeschwerten Pfirsichfarbe. In Schwarz hätte dieses Geschenk nur Sorgen ausgelöst.
Für ihn: Hart bis zart
Es ist sicher keine besonders beliebte Aufgabe beim Farbenhersteller Pantone, den offiziellen Erklärtext für die diesjährige Farbwahl verfassen zu müssen. Etwas anderes als ein gewaltiges Assoziationsgewitter über viele Zeilen bleiben Texter oder Texterin dabei kaum übrig, schließlich sind Farben, noch dazu Trendfarben, ja sehr gefühlt und verlieren in ihrer schriftlichen Beschreibung deutlich an Schwung oder sogar gleich ganz an Bedeutung. Was nun die aktuelle Wahl angeht, so liest man also etwa "Der Pfirsichfarbton weckt unsere Sinne für die Präsenz greifbarer und umhüllender Wärme, die Geborgenheit spendet." Aua! Außerdem sei die Farbe auf "subtile Weise sinnlich".
Letzteres immerhin können sich Männer durchaus zunutze machen, denn männliche Sinnlichkeit ist ja ohnehin meistens subtil, das passt also. Und gerade bei Accessoires bis hin zur Badehose wäre die weiche Pfirsichfarbe im kommenden Frühling und Sommer sicher eine ganz gute Wahl, so wie hier bei einer Sonnenbrille der englischen Marke Cutler And Gross (gesehen bei matchesfashion.com). Viele Männer haben schon mit Altrosa Erfahrung mit diesem Effekt gesammelt: Ein wenig Zartheit in Kombination mit sonst eher männlichen Attributen wie dunklem Bart und harter Kante sind immer ein gewinnbringender Kontrast. Allerdings ist für diesen neuen Trend-Farbton dann noch mehr als für Rosatöne eine etwas getönte Haut empfehlenswert - vor zu blassem Hintergrund zaubert der Pfirsich nicht so recht oder aber er wird im schlimmsten Fall sogar zur Kalbsleberwurst.
