Ärger um Nike-Sondermodell zum Saint Patrick's Day:Schuh des Anstoßes

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"Black and Tan" heißt ein irisches Mischgetränk. Aber "Black and Tans" wurde auch eine paramilitärische Gruppe genannt, die 1920 brutal gegen die irische Unabhängigkeitsbewegung vorging. Das war den Strategen von Nike wohl entgangen, als der US-Sportartikelhersteller anlässlich des Saint Patrick's Days ein gleichnamiges Sneakers-Sondermodell auf den Markt brachte.

Lena Jakat

Der 17. März ist nicht einfach nur der Tag des Heiligen Patrick. Der irische Feiertag gehört zur Identität der Grünen Insel und aller Exil-Iren wie das Nationalgetränk Guinness. Menschen setzen sich Kleeblatthüte auf und werfen sich in grasgrüne Klamotten, der Chicago River tauscht für diesen Tag sein Blaugrün gegen einen satten Froschton. Wie wichtig St Patrick's Day für die Identität der überwiegend katholischen Iren ist, zeigt sich nicht nur an der Tatsache, dass ihnen an diesem Tag erlaubt wird, das Fasten zu brechen. 2008 wurde der Gedenktag gar von den Kirchen vorverlegt, da er sonst in die Karwoche gefallen wäre.

Jedes Jahr am 17. März erstrahlt der Chicago River zu Ehren des irischen Nationalheiligen Sankt Patrick in Froschgrün. (Foto: REUTERS)

Verständlich also, dass an dem grünen Spektakel nicht nur Fanartikel-Hersteller und Farbproduzenten verdienen wollen (von den Bierkonzernen ganz zu schweigen). Der Sportartikelhersteller Nike hielt das für einen geeigneten Anlass, zwei bierfarbene Sondermodelle auf den Markt zu werfen. Wenngleich nicht von dem Konzern offiziell so benannt, vermarkteten die Händler die schwarz-braun-beigen Sneaker vorab als Modell "Guiness" und Modell "Black and Tan" vermarktet. Von da an ging die Sache schief.

"Black and Tan" ist nämlich ein Mischgetränk aus Hellem und Dunkelbier. Soweit die beabsichtigte Assoziation: "Biertrinker können frohlocken, denn zu ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung gibt es demnächst offizielles Schuhwerk", trommelt etwa das Sneaker-Portal kicksonfire für den Special-Edition-Schuh. Doch was den Marketingstrategen des Konzerns offenbar entgangen war: "Black and Tans" wurde auch eine paramilitärische Gruppe genannt, die um 1920 brutal gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen Irlands vorging. Die Paramilitärs bekämpften den Terror der IRA ihrerseits mit Gewalt, wurden von der britischen Regierung unterstützt und als brutale Schläger gefürchtet.

Ihren Namen hatten sie ihrer Bekleidung zu verdanken. Als wegen der großen Zahl an Kämpfern die Uniformen knapp wurden, erhielten die Männer dunkelblaue oder -grüne Hemden und khakifarbenen Armeehosen: "schwarz und braun". Der Terror der Einheit ist Teil des irischen Traumas.

Dementsprechend reagierte die anvisierte Zielgruppe, nachdem die PR-Aktion durch einen Bericht der Irish Times größere Bekanntheit erlangt hatte, nicht mit der gewünschten Euphorie und Kauflaune: "Nett, Sneakers nach Massenmördern zu benennen", empört sich eine Userin auf kicksonfire. "Schande auf Nike", ein anderer. Das US-Nachrichtenportal Irish Central zitiert Ciaran Staunton mit den Worten, das amerikanische Äquivalent wäre es, einen Schuh "al-Quaida" zu nennen. "Gibt es keinen bei Nike, der es schafft 'Black and Tan' zu googeln?", fragte Staunton, Mitbegründer der US-Lobbyorganisation Irish Lobby for Immigration Reform.

Es hätte bereits gereicht, wenn sich der verantwortliche Mitarbeiter mit den Kollegen des Eiscreme-Konzerns Ben&Jerry's unterhalten hätte. Die US-Firma beging vor sechs Jahren den exakt selben Fauxpas (mit einer speziellen Eissorte) und musste die anschließende Empörung ertragen. Wie damals die Eisverkäufer hat sich auch der Schuhhersteller inzwischen entschuldigt.

Vielleicht sollte er es im nächsten Jahr einfach mit grünen Schuhen probieren.

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