Zweitligist:1860 München plant den Abstiegsfall

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Was passiert, sollte der TSV 1860 München absteigen? (Foto: dpa)
  • Was passiert mit dem TSV 1860, sollte der Klub in die dritte Liga absteigen?
  • Die Löwen benötigen eine saftige Garantie von Investor Ismaik - offen ist auch die Stadionfrage: Arena oder Grünwalder?
  • Hier geht es zur Tabelle der 2. Fußball-Bundesliga.

Von Markus Schäflein und Philipp Schneider

Unter der Woche hat der TSV 1860 München mal wieder Post vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) erhalten, und diesmal hatte sie ausnahmsweise einen erfreulichen Inhalt. Der Klub hatte im Lizenzierungsverfahren für die dritte Liga, das vom DFB durchgeführt wird, Widerspruch gegen den ersten Bescheid eingelegt. Und das mit Erfolg: Die kalkulierte Liquiditätslücke wurde nun um über eine Million Euro nach unten korrigiert. Geschäftsführer Markus Rejek bestätigte, dass es sich um "eine signifikante Verbesserung" handele: "Wir konnten auf der einen Seite zeigen, dass wir weitere Kosten reduzieren, und auf der anderen Seite neue Erlöse durch neue Verträge nachweisen. Das ist ein Riesenschritt."

Dennoch bleibt die Lizenz für die dritte Liga aufwendiger als für die zweite. Beim Klassenverbleib muss Investor Hasan Ismaik rund vier Millionen Euro als Garantiesumme hinterlegen, für die dritte Liga sind es jetzt nach dem erfolgreichen Widerspruch immer noch rund sechs. Nachdem im vergangenen Jahr der Vermarkter Infront mit seiner Vertragsabschlussprämie aushalf, die Ismaik im Klub beließ, und im Winter eine Strafe im hohen sechsstelligen Bereich wegen Verschlechterung der Eigenkapitalquote in Kauf genommen wurde, wäre es das erste Mal seit Mai 2014, dass Ismaik wieder direkt Geld in 1860 investiert.

In welchem Stadion spielt der Klub?

Dass es für Liga drei noch mehr sein muss als für Liga zwei, ist unabhängig von der Frage, in welchem Stadion die Löwen nach dem Abstieg spielen würden. Rejek verhandelt derzeit über günstigere Konditionen für einen Verbleib in der Fröttmaninger Arena - mit dem Vermieter FC Bayern und dem Cateringunternehmen Arena One, das dem Wiener Gastronomieriesen Do & Co gehört.

"In der jetzigen Vertragssituation wäre dritte Liga in der Arena für uns wirtschaftlich nicht darstellbar", sagt Rejek. Für den Spielort Grünwalder Stadion hat der TSV 1860 München ebenfalls einen Lizenzantrag eingereicht.

Nun müssen sich der Verein mit Präsident Peter Cassalette und die Investorenseite um Ismaik nur noch festlegen, wo im Abstiegsfall gespielt werden soll. "Wir arbeiten gerade an einem gemeinsamen Commitment, wir diskutieren das Thema rauf und runter", sagt Rejek. Cassalette findet: "Alles hängt davon ab, was unser Investor dazu sagt." Er weiß aber: "Wir können nicht erst eine Woche vor Saisonbeginn sagen, in welcher Arena wir spielen wollen." Daher verspricht Cassalette, sich "noch vor Saisonende" bei einem Treffen in München mit dem Jordanier zu besprechen.

Auch die finanziell-sportliche Strategie im Abstiegsfall soll thematisiert werden. "In der dritten Liga wäre der Deckungsbedarf für Hasan wesentlich höher. Also stellt sich die Frage: Wie sieht unsere Strategie aus? Will man so schnell wie möglich wieder aufsteigen?" Offenbar ist dieser Wille keine Selbstverständlichkeit. Die entscheidende Frage sei auch: "Gibt es dann einen Spieleretat, um im Mittelfeld der dritten Liga zu spielen, oder einen, um aufzusteigen?" Ehe eine Entscheidung zur Standortwahl getroffen ist, muss Rejek also zweigleisig planen.

Überzeugend sind beide Lösungen nicht. In der Arena nerven nicht nur die Mietzahlungen, sondern vor allem die hohen Cateringkosten - bekanntlich muss Sechzig aufgrund einer Garantiesumme weitaus mehr bezahlen, als die wenigen Gäste jemals verspeisen könnten. Bei einem Umzug ins Grünwalder Stadion, das drittligatauglich für eine Kapazität von 12 500 Personen hergerichtet wurde, stellt sich hingegen die Frage, was bei einem Wiederaufstieg passiert - eine Rückkehr in die Arena ist dann nämlich ausgeschlossen.

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Die Stadt legt den Löwen keine Steine in den Weg, die Polizei signalisiert Zustimmung und der FC Bayern ebenso - nur der TSV 1860 zögert noch, ins Grünwalder Stadion zurückzukehren.

Probleme mit den Flutlichtmasten

Ob Zweitligafußball in Giesing politisch durchsetzbar wäre, ist ohnehin fraglich. Dazu kommt, dass abermals kräftig renoviert werden müsste: So leuchten beispielsweise die Flutlichtmasten nicht mit der vorgeschriebenen Lichtstärke, und die von der Deutschen Fußball-Liga vorgeschriebene Fläche von 800 Quadratmetern für Übertragungswägen existiert nicht. "Um Platz zu schaffen, müssten wir das Wohnhaus an der Ecke abreißen. Aber das wäre ja ein No-Go", scherzt Cassalette.

Selbst wenn alle Maßnahmen realisierbar wären, bleiben Probleme. Wer die Finanzierung übernimmt, ist offen, denn das Stadion gehört der Stadt. "Außerdem würde der Umbau nicht bis 2017 fertig werden." Herr im Haus wäre Sechzig wieder nicht - die Marketingrechte im Grünwalder Stadion etwa wurden von der Stadt langfristig an den Anbieter Ströer vergeben. "Ich bin auch ein Fußballromantiker, aber es ist alles ein bisschen komplizierter", sagt Rejek und folgert: "Das Beste wäre, wir steigen nicht ab."

© SZ vom 29.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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