Zugänge bei 1860 München:Ein Hauch des großen Fußballs

Barcelona-Reservisten, verhinderte Nationalspieler, besorgte Väter: Der neue Trainer Ricardo Moniz hat beim TSV 1860 munter das Personal getauscht. Die Zugänge in Kurzportraits.

Von Andreas Babst

Zugänge bei 1860 München

Ilie Sánchez

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(Foto: imago sportfotodienst)

Barcelona-Reservisten, verhinderte Nationalspieler, besorgte Väter: Der neue Trainer Ricardo Moniz hat beim TSV 1860 munter das Personal getauscht. Die Zugänge in Kurzportraits. Ilie Sánchez: Wer vom FC Barcelona kommt, den umweht ein Hauch des ganz großen Fußballs - selbst wenn er dort nur in der zweiten Mannschaft gespielt hat. Einzig in der Saison 2010 durfte Ilie Sánchez mit dem ersten Team die Vorbereitung bestreiten. Sonst blieb ihm nur die Reservemannschaft. Dort war er aber immerhin Kapitän. Ein "Schlüsselspieler", wie es auf der Klubhomepage heißt. Seine Mitspieler dirigierte er von seiner Stammposition im defensiven Mittelfeld aus. In der vergangen Spielzeit war er dort gesetzt, er fühlt sich aber auch als Innen- oder Rechtsverteidiger wohl. Den Sprung in die erste Mannschaft des FC Barcelona schaffte er jedenfalls nie. Dort tummeln sich klingendere Namen. Mit 23 Jahren musstse sich Sánchez also entscheiden, ob er ewiger Kapitän der Reserve bleiben will oder sich umguckt. "Ich bin nicht in die zweite Liga gewechselt, sondern zu 1860" meinte er jüngst vielsagend. Er wird eine wichtige Säule des Projekts Aufstieg sein.

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Rubin Okotie

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(Foto: imago sportfotodienst)

Rubin Okotie: Gerade im Trainingslager der Münchner in Tirol angekommen, machte der neue Stürmer Werbung in eigener Sache: "Dank meines Privattrainers bin ich körperlich auf einem ganz neuen Level". Leider sah das Trainer Ricardo Moniz nach der ersten Trainingseinheit ein wenig anders: "Rubin ist noch weit weg von fit." Es sind diese kleinen Kontroversen, welche die Karriere des 27-Jährigen bisher geprägt haben. 2010 verpflichtete ihn der 1. FC Nürnberg für fast zwei Millionen Euro. Okotie galt als Versprechen, als treffsicherer Stürmer mit guter Nase für die Lücke. In der österreichischen Liga hatte er stark gespielt, ebenso in den österreichischen Nachwuchsauswahlen. Bei Nürnberg war damit Schluss. Er brachte es auf vier Einsätze, bis er ausgeliehen wurde. Eine Odyssee durch Belgien, Österreich und zuletzt Dänemark begann; bei allen Stationen wurden ihm eine schlechte Arbeitsmoral unterstellt. In Dänemark schien er zuletzt das Ego ein wenig zurückzustellen und sich wieder aufs Toreschießen zu besinnen - elf Treffer gelangen ihm in 15 Spielen. 1860 München könnte für ihn die letzte Chance sein, sich zu beweisen - oder er wird für immer in den Tiefen der kleinen europäischen Ligen verschwinden.

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Edu Bedia

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(Foto: imago sportfotodienst)

Edu Bedia: Seit Benny Lauth diesen Sommer den TSV 1860 München verlassen hat, ist nicht nur eine Stelle als Stürmer, sondern auch eine als Liebling der Fans frei geworden. Einen Angreifer suchen die Münchner noch immer, die zweite Vakanz soll wohl Edu Bedia füllen: Neu im Verein, durfte der Spanier mit dem treuherzigen Blick gleich das neue Auswärtstrikot präsentieren. Auf dem Rücken trug er die Nummer 10, und dort, wo ein Spieler mit dieser Nummer auf dem Feld klassischerweise vorgesehen ist, spielt der Linksfuß auch. Hinter den Spitzen soll der 25-Jährige für kreative Akzente sorgen und der Taktgeber der Offensive sein. Ihm wurde versprochen, die Münchner würden "schönen Fußball spielen und wollen den deutschen Stil verändern". Bedia, zuletzt tätig bei Barcelonas Reservemannschaft, bringt Erfahrung aus Spaniens erster und zweiter Liga mit, er hat zudem einige Einsätze im Uefa-Cup bestritten. Aus Barcelona vernimmt man, dass er auf dem Feld besonders aufopferungsvoll spiele. Die Chancen, zum Nachfolger Benny Lauths zu avancieren, stehen nicht schlecht.

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Gary Kagelmacher

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(Foto: imago sportfotodienst)

Gary Kagelmacher: Kaum hatte Gary Kagelmacher bei 1860 München die ersten Trainingseinheiten absolviert, ging er in den Fanshop und kaufte einen Strampler mit Löwen-Emblem für seine Tochter. Der Uruguayer ist der Typ "geerdeter Familienvater", ein ruhiger Mensch, der in seiner Karriere schon allerlei erlebt hat. Jung wurde er zu Real Madrid transferiert, jung hat er einsehen müssen, dass dieser Verein dann doch eine Nummer zu groß ist. Zuletzt war er unglücklich beim AS Monaco, der nach der russischen Übernahme nicht mehr auf den Innenverteidiger setzte. In München ist der 26-Jährige als Abwehrchef vorgesehen. Er soll die Verteidigung vom Zentrum aus dirigieren und stabilisieren - notfalls kann er auch als Außenverteidiger eingesetzt werden. Für das Amt des Kapitäns ist er ebenfalls ein Kandidat. Dafür wäre neben der Erfahrung auch die Sprachgewandtheit ein Argument, Kagelmacher spricht dank seines Vaters bereits fließend Deutsch. Heimisch fühlt er sich aber in Südamerika, er sagt: "Ich will in München endlich den Sprung in die uruguayische Nationalmannschaft schaffen"

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Daylon Claasen

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Daylon Claasen: Die Mutter ist immer dabei. Wenn auch nur groß auf den Unterarm tätowiert. Daylon Claasen hat sie schon früh verlassen und alles auf den Fußball gesetzt. Bei Ajax Cape Town, dem Farmteam von Ajax Amsterdam in Südafrika, stellte er sich so gut an, dass die Niederländer ihn nach Europa holten. 2010 durfte er beinahe für Südafrika bei der Heim-WM mitwirken - erst kurz vor dem Turnier wurde er aus dem Kader gestrichen. Mit der Nationalmannschaft hat es für den 24-Jährigen dann später doch noch geklappt. Sonst verlief die Karriere weniger vielversprechend, zuletzt stand er bei Lech Posen in Polen unter Vertrag. Eigentlich ist Claasen ein sehr schneller Linksaußen, der Zug zum Tor entwickeln kann. In einem Testspiel experimentierte Trainer Ricardo Moniz mit ihm als linker Außenverteidiger. Das ging gründlich schief - der Südafrikaner ist eher eine Ergänzung der Offensive.

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Stefan Ortega

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Stefan Ortega: Stefan Ortega, 21, kommt mit großen Ambitionen nach München. Er sagt Sätze wie: "Ich möchte so schnell wie möglich die Nummer eins werden", oder: "Ich setze mich nicht freiwillig auf die Bank". Der Kampf um die Torwartposition mit dem 38 Jahre alten Gabor Király scheint eröffnet zu sein. Ortega kommt von Armina Bielefeld, die ihn nach dem Abstieg nicht mehr halten konnten. Dort bleibt er vor allem mit den starken Leistungen in der Relegation gegen Darmstadt in Erinnerung. Weniger stark war der Start in München: Bei seinem ersten Testspiel über 90 Minuten patzte der 21-Jährige zweimal. Gabor Király wird es zur Kenntnis genommen haben.

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Leonardo

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Leonardo: Jeder Trainer hat seine Lieblingsspieler, solche, die er immer um sich wissen will, wohin es ihn auch verschlägt. Für Ricardo Moniz ist Leonardo ein derartiger Spieler. Bereits in Salzburg und zuletzt in Budapest hat er mit dem Brasilianer zusammengearbeitet, jetzt holte er ihn nach München. "In den Testspielen haben wir gesehen, dass wir jemanden brauchen, der alle offensiven Positionen spielen kann", sagt Moniz. Dieser offensive Tausendsassa soll der 31-Jährige Leonardo sein. Er kann hinter den Spitzen, auf den Außen oder als Stürmer eingesetzt werden. 1994 wurde Leonardo nach eigener Aussage in einem Dokumentarfilm über Rio de Janeiro entdeckt und wechselte als Elfjähriger in die Jugendakademie von Feyenoord Rotterdam. Aus der Zeit in der Hafenstadt resultierte immerhin der Gewinn des Uefa-Cups 2002 gegen Borussia Dortmund. Es folgte eine beschwerliche Reise durch die kleineren Klubs in Europa. Zuletzt riet der Brasilianer seinem kleinen Sohn: "Werde nicht Fußballer, genieße das Leben."

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