Zehn Zylinder der Formel 1:Geht was schief, trifft es Webber

Sebastian Vettel feiert seinen ersten Heimsieg, verpasst aber einen neuen Film über Niki Lauda und James Hunt. Reifenhersteller Pirelli erhält tatsächlich ein Kompliment und Mark Webber verliert einen Reifen. Was auf dem Nürburgring los war - die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes.

Von Lisa Sonnabend, Nürburgring

Zehn Zylinder der Formel 1

Sebastian Vettel

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(Foto: dpa)

Sebastian Vettel feiert seinen ersten Heimsieg, verpasst aber einen neuen Film über Niki Lauda und James Hunt. Reifenhersteller Pirelli erhält tatsächlich ein Kompliment und Mark Webber verliert einen Reifen. Was auf dem Nürburgring los war - die Höhepunkte des Formel-1-Wochenendes. Sebastian Vettel: Am Mittwoch feierte Sebastian Vettel seinen 26. Geburtstag, am Donnerstag brachte ihm sein Team eine kleine Torte in die Boxengasse am Nürburgring - und selbst Rivale Fernando Alonso schickte Grüße an den Jubilar, wenn auch giftige: "Ich wünsche ihm alles Gute - aber für Sonntag nicht unbedingt", ließ der Spanier ausrichten. Das schönste Geschenk machte sich Vettel dann am Renntag selbst. Er gewann nach einem packenden Rennen - zum ersten Mal in seiner Karriere vor heimischer Kulisse. Sein 30. Grand-Prix-Sieg. "Yes, yes, yes, ja", jubelte Vettel - so laut wie noch bei keinem anderen Rennen in dieser Saison.

Zehn Zylinder der Formel 1

Mark Webber

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(Foto: AFP)

Mark Webber: Felipe Massa schied in seinem Ferrari bereits in der dritten Runde aus, mal wieder. Doch der noch größere Pechvogel war eindeutig Mark Webber. Der Red-Bull-Fahrer bog kurz nach Vettel zum Boxenstopp ein. Die Mechaniker verpassten ihm neue Reifen, alles lief ähnlich zügig wie beim Vorgänger. Doch als Webber losfuhr, löste sich das rechte hintere Rad. Es traf einen Kameramann, der ins Krankenhaus geflogen werden musste. Lebensgefährliche Verletzungen zog er sich nicht zu. Der Australier musste noch einmal in die Box zurückgerollt werden. Als Webber wieder auf die Strecke einbog, war er bereits umrundet worden. Glück für ihn: Als in der 25. Runde das Safety Car ausrückte, hatte Webber alle Zeit der Welt, um an den anderen vorbeizufahren und sich wieder hinten im Feld wieder einzureihen. Nach und nach kämpfte er sich nach vorne und wurde am Ende noch Siebter. Dennoch bleibt der Eindruck: Wenn bei Red Bull etwa schief geht, trifft es immer Webber. Nie Vettel.

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Mercedes

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(Foto: Getty Images)

Mercedes: Das Team von Mercedes reiste mit großen Erwartungen zum Großen Preis in die Eifel. Zwei der vergangenen drei Rennen hatte Nico Rosberg gewinnen können. Tausende Zuschauer freuten sich auf ein Duell mit Vettel. Doch dann kam alles anders - und Mercedes verließ die Eifel als der Verlierer des Rennwochenendes. Nach einem kapitalen Patzer seines Teams im Qualifying durfte Rosberg nur von Startplatz elf aus ins Rennen gehen. Sein Teamkollege Lewis Hamilton schnappte sich die Pole Position. Doch beim Rennstart ließ er sich sogleich von Vettel und Webber überholen - und sah dabei nicht allzu glücklich aus. Am Ende reichte es bei Hamilton nur für Platz fünf, Rosberg kam als Neunter ins Ziel. Ist der Mercedes-Stern bereits wieder verglüht?

Zehn Zylinder der Formel 1

Lotus

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(Foto: AFP)

Lotus: Sogar der in sich ruhende Kimi Räikkönen lächelte nach dem Rennen zufrieden, sein Lotus-Kollege Romain Grosjean strahlte über das ganze Gesicht. Die beste Leistung lieferte am Nüburgring zweifellos ihr Team ab. 33 Punkte holten die beiden Fahrer, so viel wie kein anderer Rennstall. Beinahe wäre auch noch der Sieg drin gewesen. Erst setzte Grosjean Vettel unter Druck, als der langsamer wurde, zog Räikkönen an seinem Teamkollegen vorbei und übernahm die Verfolgung. Am Ende reichte es nicht mehr ganz. Der Deutsche kam genau eine Sekunde vor dem Finnen ins Ziel. Hätte das Rennen noch ein paar Runden länger gedauert, Räikkönen hätte Vettel sicher noch geschnappt. "Es ist natürlich schade, dass ich es nicht geschafft habe", sagte der Finne anschließend. "Aber unser Team ist zurück im Geschäft."

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"Rush"

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(Foto: imago sportfotodienst)

"Rush": Ob er den Film "Rush" schon gesehen habe? Er sei lieber früh ins Bett gegangen, sagt Sebastian Vettel. Kimi Räikkönen und Romain Grosjean haben die Vorführung, die Niki Lauda für die Fahrer organisiert hat, auch geschwänzt. Im Herbst wird der Film "Rush" von Ron Howard in den Kinos anlaufen. Es geht um die Rivalität zwischen Lauda (Bild, rechts) und James Hunt (links). Am Nürburgring - wie auch bei einigen Filmfesten - wurde er bereits gezeigt, im Herbst kommt er in die deutschen Kinos. Eine Schlüsselszene ist der furchtbare Unfall von Lauda am 1. August 1976, als sein Wagen in eine Betonwand krachte und Feuer fing. Lauda, der im Film von Daniel Brühl gespielt wird, überlebte schwer verletzt. Gedreht wurde am Originalschauplatz: dem Nürburgring.

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Paul Hembery

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(Foto: dpa)

Paul Hembery: Der Motorsportdirektor von Reifenhersteller Pirelli hat viel Kritik einstecken müssen in den vergangenen Wochen. Einige Fahrer drohten sogar, das Rennen am Nürburgring platzen zu lassen, sollte es zu ähnlichen Problemen wie in Silverstone kommen. Dort gingen bei vier Rennautos die Hinterreifen kaputt, die Fahrer fürchteten um ihre Sicherheit. Doch Hembery ließ sich von alldem nichts anmerken. Wurde er nach dem Reifen-Desaster gefragt, hatte er immer einen kecken Spruch parat und lachte. In diesen Tagen war kaum einer im Fahrerlager anzutreffen, der besser gelaunt wirkte als Mr. Reifen. Mittlerweile lässt sich sagen: Er hatte auch keinen Grund mehr, Trübsal zu blasen. Alle Fahrer lobten die überarbeiteten Pneus, die am Nürburgring eingesetzt wurden. Vettel sagte nach der Siegerehrung: "Kompliment an Pirelli." Die Laune von Hembery dürfte dadurch noch ein wenig gestiegen sein.

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Jules Bianchi

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(Foto: dpa)

Jules Bianchi: Er wurde zu einem der Hauptdarsteller des Großen Preises von Deutschland, jedoch unfreiwillig. In der 24. Runde war das Rennen für Jules Bianchi bereits zu Ende. Ein technischer Defekt im hinteren Teil des Wagens verhinderte die Weiterfahrt. Plötzlich stiegen Flammen auf und Bianchi sprang rasch aus dem Gefährt. Doch der große Auftritt des Marussia-Autos sollte erst noch folgen. Denn wenige Sekunden später rollte der Bolide zurück, einen kleinen Hügel hinunter, wieder auf die Rennstrecke. Erst durch eine Reklametafel kam er zum Stehen. Das Safety-Car musste ausrücken - und es ist von Glück zu sagen, dass sich in jenem Moment kein Fahrer auf dem Streckenabschnitt befand. Bianchi muss sich nicht vorwerfen lassen, dass er in der Eile vergessen hatte, die Handbremse zu ziehen. Denn ein Formel-1-Auto hat keine Handbremse.

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Nürburgring

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(Foto: Getty Images)

Nürburgring: Der Nürburgring ist eine besondere Strecke: Statt an Betonwänden vorbei oder durch Häuserschluchten, rasen die Fahrer hier durch die Natur. Der Circuit liegt mitten in der Eifel. 1925 wurde hier das erste Rennen ausgetragen, damals noch auf der 22 Kilometer langen Nordschleife, die "Grüne Hölle" genannt wurde, jedoch seit 1977 aus Sicherheitsgründen nicht mehr von der Formel 1 befahren wird. Doch möglicherweise fand am Nürburgring, eines der Wahrzeichen Deutschlands, zum letzten Mal ein Formel-1-Rennen statt. 2009 wurde neben der Strecke ein Vergnügungszentrum gebaut mit Casino, Kino, Einkaufszentrum und Achterbahn. Es sollte ein Prestigeobjekt der Landesregierung von Rheinland-Pfalz werden, doch es kamen weit weniger Besucher als erwartet. Die Folge: Die Betreiber GmbH musste vergangenen Sommer Insolvenz anmelden, nun wird ein neuer Käufer gesucht. Kommendes Jahr wird der Große Preis von Deutschland am Hockenheimring gefahren, 2015 wäre wieder der Nürburgring dran. Ob es dazu kommt, ist offen.

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Pastor Maldonado

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(Foto: AFP)

Pastor Maldonado: Die kleinen Rennställe haben es nicht leicht. Während Red Bull, Mercedes oder Ferrari Rennen für Rennen vorne an der Boxengasse ihre imposanten Motor Homes errichten, müssen Marussia, Caterham oder Williams ganz hinten parken. Fast niemand schaut hier vorbei. Ihre Motor Homes ähneln eher Campingbussen. Beim Wettrüsten der großen Rennställe können sie finanziell nicht mithalten, die Folge: Es ist für sie kaum möglich, einmal einen Platz weit vorne zu ergattern. Umso überraschender war es am Nürburgring, dass Pastor Maldonado aus Venezuela lange auf Rang acht lag. Das hätte bedeutet: endlich ein Punkt in der WM-Wertung für den Rennstall Williams, der in den Neunzigern noch vier Mal den Weltmeister stellte, mittlerweile aber den Anschluss verloren hat. Doch dann musste Maldonado noch einmal wegen technischer Probleme in die Box, es reichte doch wieder nur für Platz 15. Die Ausbeute von Marussia, Caterham und Williams bleibt auch nach diesem Wochenende bei null Punkten. Doch sie fahren weiter.

Zehn Zylinder der Formel 1

Andy Murray

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(Foto: Getty Images)

Andy Murray: Kurz nachdem Sebastian Vettel und Mark Webber beim Start Lewis Hamilton überholten, betrat Andy Murray den Platz. Er tat dies hunderte Kilometer entfernt in Wimbledon, dennoch war der britische Tennisspieler beim Großen Preis von Deutschland allgegenwärtig. Lewis Hamilton outete sich am Samstag als großer Murray-Anhänger, beim Halbfinale Freitagnacht hatte er vor dem Fernseher mitgefeiert. "Großartige Schläge, toller Aufschlag", schwärmte Hamilton. "Es wäre toll für Großbritannien, wenn er gewinnt." Ob Hamilton sich extra überholen ließ und am Ende nur als Fünfter ins Ziel kam, um Murray die große Bühne in der Heimat alleine zu überlassen? Der gewann nämlich in Wimbledon - als erster Brite seit 1936.

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