Würzburger Kickers:Vier Verteidiger

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Alle Probleme aus der Welt geschafft: Würzburg schlägt den bisherigen Drittliga-Tabellenführer Energie Cottbus deutlich, weil Trainer Michael Schiele die Defensive komplett neu ordnet. Er nimmt Abschied von seiner geliebten Dreierkette.

Von Sebastian Leisgang

Vielleicht war es viel einfacher, all die Probleme der Würzburger Kickers aus der Welt zu schaffen, als man bislang vermutet hatte. Vielleicht musste Trainer Michael Schiele bloß vier Leute vor Torwart Patrick Drewes formieren, um sich aller Sorgen zu entledigen. Am Sonntag spielten die Kickers erstmals in dieser Saison mit einer Viererkette - schon schlugen sie den vormaligen Drittliga-Tabellenführer Cottbus 3:1 und punkteten nach drei Auftaktniederlagen zum ersten Mal in dieser Saison. Nach der Partie räumte selbst der gegnerische Trainer Claus-Dieter Wollitz ein: "Der Sieg für Würzburg ist hoch verdient, er hätte noch höher ausfallen können."

Was aus Sicht der Kickers die aber weitaus bedeutendere Erkenntnis aus den 90 Minuten war: Die Mannschaft versteht es auch ohne den nach Duisburg abgewanderten Sebastian Neumann, das eigene Tor zu verteidigen. Dass die zuletzt so wankelmütige Defensive gegen Cottbus plötzlich wieder an Stabilität gewann, lag gewiss auch daran, dass Trainer Schiele von seiner Lieblingsformation abgerückt war. Als er in der vergangenen Saison nach der Entlassung von Stephan Schmidt im laufenden Betrieb vom Assistenzcoach aufstieg, verordnete er der verunsicherten Elf ein System, das ihr das Vertrauen in sich selbst zurückbringen sollte. Er stellte eine Dreierkette auf, mit zwei Absicherungen auf beiden Seiten. Am Sonntag stellte er erstmals um - und traf damit die richtige Entscheidung, schließlich hatten die Kickers in den ersten drei Partien sieben Gegentore hinnehmen müssen. So sagte Torschütze Dominic Baumann nach der Partie zu Recht: "Wir waren kompakter."

Dass die Mannschaft aber auch gegen Cottbus nicht ohne gegnerischen Treffer davonkam, missfiel den Würzburgern gehörig - und zeigte zugleich, welch hohe Ansprüche das Team an sich selbst stellt. "Wir wollten unbedingt zu Null spielen", betonte Baumann, "dass das leider nicht geklappt hat, ärgert uns."

Schiele monierte zwar eher die zahlreichen Angriffe in der Schlussphase, die seine Mannschaft nach den Toren von Orhan Ademi (28.), Simon Skarlatidis (44.) und Baumann (65.) nicht mehr erfolgreich zu Ende brachte, er lobte aber auch die wiedererlangte Hoheit in der Abwehr. "Wir haben die Räume gut zubekommen", sagte Schiele. Und: "Wir können jetzt zwei Defensivorganisationen spielen." Allerdings gab er auch zu bedenken: "Wir haben erst drei Punkte, es muss weitergehen." Der Sieg gegen Energie Cottbus kann selbstverständlich nur der erste Schritt gewesen sein.

© SZ vom 13.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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